Das Schicksal des Lochhamer Rudolf-Maria-Gunst-Hauses (RMG) ist geklärt: am 1. Oktober genau um 0 Uhr übernahm die „Rudolf-und-Maria-Gunst-Haus gGmbH” den Betrieb des Lochhamer Alten- und Pflegeheims. Die gGmbH ist eine hundertprozentige Tochter der Gemeinde Gräfelfing. Damit geht das Haus nach 30 Jahren BRK-Leitung wieder in Gemeindehand über – vorerst, denn der Probebetrieb läuft vertraglich für zwei Jahre. In dieser Zeit wollen Gemeinde und die beiden Geschäftsführer der gGmbH, Hartmut Joithe und Michael Settgast, ein neues Konzept für die Hausorganisation und die Generalsanierung erarbeiten.
Bereits in den vergangenen Monaten hatten Gemeinde und Geschäftsführung den Zustand des Gebäudes überprüft und sich über die Interimsführung Gedanken gemacht. „Das Haus ist sanierungsbedürftig“, erklärte Bauamtsleiterin Elisabeth Breiter. „Das wissen wir.“ Ob nun ein Abriss und Neubau oder eine Teilsanierung vorgenommen werde, müsse sich nun herausstellen, ergänzte auch Bürgermeisterin Uta Wüst. „Für diese Überlegungen lassen wir uns nun Zeit.“
Auch eine Modernisierung der einzelnen Stationskonzepte werde es geben. Schließlich entspreche auch das Mehrbett-Betreuungssystem nicht mehr den aktuellen Anforderungen an gemeinschaftliche Betreuung und Freiraum für die Bewohner. Im Moment gehe es noch um die Endabrechnung mit dem BRK. Wüst vermutet, dass hierbei trotz Gutachter einiges an Diskussion auf die Gemeinde zukommen werde. „Schließlich handelt es sich beim Rudolf-und-Maria-Gunst-Haus um den dehnbaren Begriff der gebrauchsfähigen Immobilie.“
Für Joithe, Settgast und die neue Leiterin der Einrichtung Yvonne Stierstorfer sei mit dem reibungslosen Übergang der Geschäfte aus BRK-Hand in gGmbH-Betrieb ein großer Stein vom Herzen gefallen. „Der Übergang war für uns eine Riesensache“, meinte Joithe. „Der Übergang von 24 Uhr auf 0 Uhr war einfach ein historischer Moment. Aber Technik und Internet haben ohne Ausfälle funktioniert. Und am Morgen konnten wir dann schon unser erstes Frühstück servieren. Wir freuen uns wirklich außerordentlich, dass der Betriebsübergang schnell und harmonisch verlief.“
Als Zeichen für den Neuanfang bekam jeder Bewohner Blumen von der gGmbH überreicht. „Wir haben uns vorgestellt“, so Settgast. „Das kam sehr gut an. Uns liegt daran, dass wir den Bewohnern, den Angehörigen und genauso den Mitarbeitern vermitteln: hier geht es kontinuierlich weiter.“ Auch das Mitarbeiter-Team schätzte die Sicherheit. Nur wenige widersprachen dem Betriebsübergang und zogen mit dem BRK aus. „Alle anderen Mitarbeiter haben wir zu den gleichen Arbeitsbedingungen übernommen.“
„Die Mitarbeiter sind sehr engagiert am Ball. Dafür sind wir dankbar“, ergänzte Joithe. Für die Heimleiterin Stierstorfer sei es zwar die erste Stelle in derartiger Führungsposition, „aber ich bin seit 2004 in der Pflege beschäftigt“, meinte die 39-jährige gelernte Krankenschwester, „und war bereits als Wohnbereichsleiterin oder als Pflegedienstleiterin im Landkreis Bad Tölz tätig. Ich freue mich sehr auf die Arbeit in Lochham.“ Rund 70 Mitarbeiter hat Stierstorfer zu führen. Insgesamt 88 Bewohner leben derzeit im RMG. „Damit sind wir längst nicht ausgelastet“, so Joithe. Er denke, die bisher ungewisse Zukunft des Hauses habe einiges dazu beigetragen, dass sich die Leute weniger für eine Aufnahme ins RMG interessiert haben. „Aber wir nehmen die Belegung jetzt wieder auf.“
Auch um die Attraktivität mit besonderen Gruppen- und Demenzangeboten sowie Tagesbetreuungen werde man sich kümmern. In den nächsten Monaten gibt es die ersten kleinen Änderungen im Haus. Dazu zählen die Sanierung der Heizung oder die Sicherung der Treppen. Wirtschaftlichen Druck habe die gGmbH nicht, so die beiden Geschäftsführer. Eine „schwarze Null“ solle erst in 2017 oder 2018 erreicht werden. „Als gemeinnützige GmbH müssen wir keinen Gewinn machen, sondern jeder erwirtschaftete Euro fließt zurück in die Pflege.“