Im Dörfchen Laim gab es vor etwa 170 Jahren einen Großbrand, bei dem viele Gebäude rund um das Dorfzentrum zerstört wurden, darunter auch die Dorfwirtschaft. Wann genau es in Laim brannte? Vielleicht 1847 oder auch ein oder zwei Jahre später. Ganz genau wusste das keiner so recht und so schrieb sich viele Jahre lang die Zahl 1847 fest. Wer die Jahreszahl ursprünglich in die Welt gesetzt hatte, lässt sich nun auch nicht mehr rekonstruieren. Lediglich, dass viele schreibende Nachfolger und Generationen von Historikern dem Datum auf den Leim gingen und bis heute den Großbrand auf das Jahr 1947 datierten: In Sachkundebüchern und Chroniken ist das Jahr 1847 zu finden ebenso wie in Zeitungsartikeln, die sich mit historischen Themen des Stadtviertels befassen. Der Historiker Lothar Schmidt, stellvertretender Vorsitzender des Historischen Vereins Laim, hat sich auf Spurensuche begeben und liefert nun neue, gesicherte Fakten.
Nein, 1847 hat es in Laim nicht gebrannt! Man ging lange von dieser Jahreszahl aus – wieso, weiß rückblickend keiner mehr zu sagen. Auch hieß die damalige Dorfwirtschaft gar nicht „Krüglwirt“. „Belege für die Behauptungen wurden nie vorgelegt. Es hatte sich auch nie jemand die Mühe gemacht im Münchner Stadtarchiv nachzuforschen“, erklärt Josef Kirchmeier, Schriftführer des Historischen Vereins Laim. Im Stadtarchiv nämlich lagert der gesamte Bestand der Akten der Gemeinde Laim vor 1900. Und hier lagern auch die Dokumente, die den Großbrand auf das Jahr 1849 datieren. Den Historischen Verein Laim zog es immer wieder ins Stadtarchiv, recherchierte er doch in den vergangenen Jahren zu verschiedenen Themen wie etwa die Freiwillige Feuerwehr Laim, den Friedhof St. Ulrich oder die Laimer Gaststätten. Lothar Schmidt machte da den Fund. Er kann nun historisch korrekte Daten liefern – obwohl es zunächst ein paar Irrwege zu überwinden gab.
Das Laimer Wochenblatt brachte in der ersten Ausgabe des Jahres 1935, als Jubiläumsausgabe zum 35-jährigen Jubiläum der Eingemeindung Laims nach München, eine Schilderung der Vorgänge um den Großbrand. In dem Beitrag wird erklärt, dass eine „verheerende Feuersbrunst“ im Herbst des Jahres 1848, 13 Firste, darunter auch „die Dorfwirtschaft, zum „Krüglwirt“ genannt, in Asche legte.“
Diese Meldung erwies sich aber als falsch, wie Lothar Schmidt nun aufdeckt. Die Dorfwirtschaft war nämlich nach dem damaligen Wirt „Prieglbräu“ benannt und gebrannt hat es außerdem 1849. Er fand die Bestätigung der neuen Jahreszahl beim Studium alter Ausgaben des „Neuen Münchener Tagblattes“ und der „Neuesten Nachrichten“ aus dem September 1849. Die Zeitungen sind als glaubwürdige Quelle und gedruckte Zeitzeugen zu werten. In den Artikeln ist nachzulesen, dass man damals von Brandstiftung als Brandursache ausging. Auch wurde über die Hilfeleistungen an die nunmehr abgebrannten Laimer, etwa durch Prinzessin Luitpold oder durch seine Majestät den König, berichtet. Sach- und Geldspenden wurden laut Zeitungsartikel nach Laim geschickt: „Geldbeträge wurden ebenso gewissenhaft verbucht wie zum Beispiel gestiftete fünf Paar Strümpfe“, weiß der Historische Verein Laim heute. „Nachdem das Neue Münchener Tagblatt am 13. September davon berichtete, dass gestern Abend um 8 Uhr im Stadl des dortigen Wirtshauses das Feuer ausbrach, steht unwiderruflich fest, dass der Großbrand in Laim am 12. September 1849 stattfand“, bekräftigt der Historische Verein Laim.
Infos rund um den Historischen Verein Laim sind auf der Seite www.laimer-historiker.de nachzulesen.