München treibt den geförderten Wohnungsbau voran: in einem Zeitraum von vier Jahren sollen rund 3000 neue Wohneinheiten für einkommensschwache Gruppen entstehen. Mit dem neuen Wohnungsbauprogramm „Wohnen für Alle“ will die Landeshauptstadt der steigenden Nachfrage nach gefördertem Wohnraum Rechnung tragen. Ein Projekt soll auch in der Achwaldstraße entstehen. „Das Ganze ist entstanden, weil es einen hohen Bedarf an Wohnungen für sozial schwächere Menschen gibt“, erklärte Heike Kainz, die Vorsitzende des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23), kürzlich auf einer Informationsveranstaltung für die Anwohner. „Deshalb hat der Stadtrat nahezu einstimmig das Programm aufgelegt, um damit die Wohnungsnot zu lindern. Der Bezirksausschuss begrüßt das Vorhaben. Insgesamt halten wir das Projekt für notwendig und sinnvoll“, so die Stadträtin. „Wichtig ist mir, dass vor allem die Anwohner in die Planungen mit eingebunden sind.“
Und Armin Hagen von der GWG München, die die Häuser in der Achwaldstraße im Auftrag der Landeshauptstadt errichten, betonte: „Wir hatten schon in anderen Stadtviertel Veranstaltungen zu ‚Wohnen für Alle‘. Die Frage, die immer wieder kommt ist: Warum bei uns und nicht bei den anderen? Die Frage wurde uns in Perlach genauso gestellt wie hier in Allach-Untermenzing“, so der kaufmännische Prokurist der GWG. „Die Frage ist legitim, doch wir können sie nicht beantworten. Denn wir führen einen Auftrag aus, den wir vom Stadtrat bekommen haben. Es gibt freie Grundstücke, die bebaut werden können und die uns zugewiesen wurden.“
„Wohnen für Alle“ ist als Ergänzung zu den bereits bestehenden Wohnbauprogrammen der Stadt zu sehen. Erstes Ziel ist es, dass bereits Ende 2016 beziehungsweise Anfang 2017 rund 1000 neue Wohnungen bezugsfertig sind, insgesamt sollen bis 2019 zirka 3000 neue Wohneinheiten entstehen. „Wohnen für Alle“ ist ein ambitioniertes städtisches Projekt, von dem vor allem Familien mit geringem Einkommen, Auszubildende und junge Berufstätige sowie anerkannte Flüchtlinge profitieren sollen. Neben den städtischen Wohnungsbaugesellschaften sollen sich auch private Gesellschaften in diesem Projekt engagieren und rund die Hälfte der neuen Einheiten bauen.
„Der Wohnungsbau ist eines der drängendsten Probleme in der Stadt“, betonte Ulrike Klar, leitende Baudirektorin im Referat für Stadtplanung und Bauordnung. „Ziel von ‚Wohnen für Alle‘ ist es, die Münchner Mischung herzustellen. Das heißt, dass nicht nur eine bestimmte Gruppe unterstützt werden soll“, so die Abteilungsleiterin Stadtsanierung weiter. Die einzelnen Wohnungsbauprojekte werden dezentral und integrierend über das Stadtgebiet verteilt auf städtischen und privaten Flächen verwirklicht. Die dadurch entstehenden geförderten Wohnungen werden allen berechtigten Haushalten verschiedener Einkommensstufen zu Gute kommen, die es auf dem hochpreisigen Münchner Wohnungsmarkt besonders schwer haben. „Wir werden die Häuser zu 50 Prozent mit anerkannten Flüchtlingen belegen, die einen Registrierbescheid haben, die andere Hälfte der Wohnungen ist für all diejenigen Haushalte, die bei uns registriert sind“, erklärte Monika Betzenbichler vom Amt für Wohnen und Migration.
Im Sinne einer sozial stabilen Stadtentwicklung sollen Wohn- und Aufenthaltsqualitäten geschaffen und die Bedarfe an Infrastruktur und Freiraum sichergestellt werden. Ein wichtiger Fokus liegt dabei auf der Integration – etwa durch räumliche Einbindung der Wohngebäude in die jeweiligen Quartiere sowie durch die Einrichtung von Bewohnertreffs und sozialen Hausverwaltungen. „Anerkannte Flüchtlinge haben den gleichen Status wie Wohnungslose. Im Vorfeld führen wir mit den Haushalten, die für ‚Wohnen für Alle‘ in Frage kommen, ein Beratungsgespräch“, so Monika Betzenbichler. „Zudem wird es eine sozialpädagogische Einschätzung zur Eignung des Haushalts geben. Dabei geht es vor allem um die Selbstständigkeit, die Tagesstruktur, den Integrationsgrad, die Sprachkenntnisse sowie um die Mitwirkungsbereitschaft.“
In der Achwaldstraße sollen insgesamt vier sogenannte Punkthäuser entstehen. Ein Haus hat dabei eine Größe von 15x16 Metern und verfügt über Erd- und Obergeschoss. Die Fassadenhöhe beträgt zirka sechs Meter. „Die Häuser werden wie Einfamilienhäuser aussehen und über jeweils drei bis vier Wohnungen verfügen“, sagte Edmund von Thermann, technischer Prokurist der GWG München. „Das Ganze ist an die Struktur der Umgebung angelegt.“ Nach Angaben des Architekten sind in der Achwaldstraße 20 bis 28 Wohnungen geplant. Gebaut werde alles im Übrigen ohne Keller. Genau Pläne habe man allerdings noch nicht. Die Fertigstellung ist für April/Mai 2017 geplant, Baubeginn soll im Spätherbst sein. „Weil Schnelligkeit gewünscht ist, haben wir uns ein neues Programm überlegt. Wir arbeiten mit einem Generalunternehmer, der praktisch die fertige Planung mitbringt. Es wird ein Haus sein, das an vielen Stellen aufgebaut werden kann. Erstellt wird es in Modulbauweise, damit es schnell zu errichten ist“, betonte Edmund von Thermann.
Und Monika Betzenbichler ergänzte: „Für die Anwohner bedeutet das, es wird maximal 14 Haushalte mit Flüchtlingen und maximal 14 Haushalte mit allen anderen bei uns registrierten Personen geben. Wir wollen stabile Hausstrukturen schaffen.“ Sozialpädagogen sollen vor Ort gerade mit den Flüchtlingen arbeiten. „Die Flüchtlinge können so besser Fuß fassen. Die Hilfe soll dazu führen, dass sie möglichst schnell in eine geordnete Tagesstruktur sowie in eine Arbeit kommen. Die Leute, die in das Projekt ‚Wohnen für Alle“ aufgenommen werden, sind bereit sich zu integrieren. Die Anwohner müssen diese Integration aber auch zulassen.“ Wie die stellvertretende Amtsleiterin weiter mitteilte, sollen 40 Prozent mit Frauen und 60 Prozent mit Männern belegt werden.
Auch in der Theodor-Kitt-Straße war eigentlich ein „Wohnen für Alle“-Projekt angedacht. Die Planungen hierzu wurden allerdings verschoben. „Die Theodor-Kitt-Straße ist zurückgestellt. Wir haben festgestellt, dass das Grundstück gar nicht wirklich zur Verfügung steht. Das muss erst noch geklärt werden“, erklärte Edmund von Thermann. „Grundsätzlich waren hier auch Punkthäuser angedacht. Das Ganze liegt aktuell auf Eis. Wir hoffen, dass es ein Gesamtkonzept geben wird – und zwar zusammen mit dem angrenzenden freien Grundstück, so dass dort ‚Wohnen für Alle“ verwirklicht werden kann. Deshalb soll das Baurecht größer werden.“