Nach nur sechswöchiger Bauzeit ist auf der Fläche des ehemaligen Allacher Sommerbades an der Eversbuschstraße ein rund 180 Meter langer neuer Seitenarm der Würm geflutet worden – ein sicherlich passender Ersatz für das Allacher Sommerbad, dem viele Bürger auch knapp sieben Jahre nach dessen Schließung immer noch nachtrauern. „Der Unmut der Anwohner über die Schließung des Allacher Sommerbades ist bis heute groß“, weiß auch Regierungspräsident Christoph Hillenbrand.
Das bestätigt auch Heike Kainz, die Vorsitzende des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23): „Für uns ist der Verlust des Sommerbades heute noch Thema. Aber nach all den Diskussionen bin ich froh, dass wir mit dem Seitenarm etwas Schönes bekommen“, so die CSU-Stadträtin. Mit dem BA 23 habe man die Vorgänge intensiv begleitet. „Und der Kompromiss, der jetzt gefasst wurde, ist gut. Ich freue mich, dass das Projekt nach sieben bis acht Jahren Planung nun fertiggestellt wird“, sagt Heike Kainz. „Auch wenn man sich jetzt gerade noch nicht vorstellen kann, wie es mal aussehen wird. Ich hoffe, dass die Grünfläche von den Menschen gut angenommen wird.“
Die Regierung von Oberbayern, das Wasserwirtschaftsamt und die Landeshauptstadt München haben den Durchstich zum Einleiten des Flusswassers in den neu geschaffenen Seitenarm gemeinsam durchgeführt. „Die Einweihung des neuen Seitenarms hier an der Würm ist Spannung pur“, betonte Sylva Orlamünde, Wasserwirtschaftsamt München. „Wir geben der Würm ein Stück Natur zurück und schaffen gleichzeitig eine neue Freizeitoase für den Stadtbezirk.“
Möglich wurde die Renaturierung der Würm in Allach, nachdem das ehemalige Sommerbad aufgegeben werden musste. Die dadurch frei gewordene Fläche schaffte die Voraussetzung dafür, der Würm wieder ein Stück Naturnähe zurückzugeben. „Ich kann gut nachvollziehen, dass die Bürger ihrem Allacher Sommerbad nachtrauern. Aber als Ersatz für das Bad ist der neue Seitenarm der Würm eine gute und zufriedenstellende Lösung“, erklärt Grünen-Stadträtin Sabine Krieger. „Hier entsteht eine hochwertige, familienfreundliche Freizeit- und Erholungsfläche für alle. Die Würm wird durch den neuen Seitenarm aufgewertet. So entsteht eine wunderbare Verbindung von Freizeit- und Naturerlebnis in der Stadt.“
Die Renaturierung ist auch gerade deshalb von Bedeutung, da entlang der Würm in der Stadt München nur noch an wenigen Stellen genügend Raum vorhanden ist, um dem Fluss wieder mehr Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. „Mit dem Seitenarm steigt im Stadtviertel der Erholungswert für die Bevölkerung. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Natur- und Umweltschutz – und das mitten in einer Großstadt“, sagte Regierungspräsident Christoph Hillenbrand. „Dass es uns in einer Millionenstadt wie München gelungen ist, ein paar Quadratmeter für die Renaturierung der Würm zu gewinnen, ist toll. München ist immerhin eine der dichtbesiedelten Großstädte Deutschlands.“
Die Würm war ursprünglich, vor ihrer Regulierung, ein kurven- und krümmungsreicher Fluss, der vor allem in der Breite große Variabilität aufwies. Im Würmbett befanden sich zahlreiche langgestreckte Inseln, die das Gewässerbett in zwei Arme teilten. Der naturgegebene Charakter der Würm war geprägt von einer Vielfalt an Strukturen und wechselnden Strömungsverhältnissen. An diesem Vorbild orientierte sich die Planung für den neuen Seitenarm. Durch entsprechende Modellierung von Gewässersohle und Ufer erhielt der neue Flusslauf neben einer schnell fließenden Gewässerstrecke auch eine Flachwasserzone mit ruhigeren Strömungsverhältnissen.
Störsteine, eingebaute Wurzelstöcke und Baumstümpfe erhöhen die Vielfalt an Strukturen und schaffen kleinräumig unterschiedliche Verhältnisse, die insbesondere den für die Würm typischen Fischarten zu Gute kommen. Die vom neuen Seitenarm und „alter Würm“ umschlossene Insel bleibt der natürlichen Entwicklung überlassen. Hier können sich die für die Würmaue typischen Tier- und Pflanzenarten entwickeln und neuen Lebensraum finden. Auch den erholungssuchenden Menschen bietet die neue Flusslandschaft einen schönen Ort zum Verweilen. Während die Würm bisher in diesem Bereich im Verborgenen dahinfloss, ist sie nun wieder in ihrer ursprünglichen Vielfalt erlebbar. Insbesondere für Kinder wird die flache Uferzone mit den Sitzsteinen ein Anziehungspunkt sein.
Die Anlage des neuen Seitenarms ist Teil der Neugestaltung der Grünfläche an der Eversbuschstraße auf dem Gelände des ehemaligen Allacher Sommerbades und ein Gemeinschaftsprojekt der Landeshauptstadt mit dem Wasserwirtschaftsamt München. So wird das Baureferat Gartenbau im Anschluss an die Bauarbeiten die an den Seitenarm angrenzenden Flächen wieder neu begrünen. Im Herbst sollen die Baumaßnahmen dann abgeschlossen sein.