„Wir haben beschlossen, dass wir was tun müssen, weil wir vom Pfarrverband Laim ein Zeichen für Flüchtlinge setzen wollten“, erklärt Doris Ziegler. Sie ist ehrenamtliches Mitglied im Pfarrgemeinderat sowie im Pfarrverbandsrat Laim und gab den Anstoß dafür einen Helferkreis für Flüchtlinge im Stadtteil zu etablieren. Obwohl es in Laim bislang noch keine Flüchtlingsunterkunft gibt, wollte die katholische Kirche helfen und dem Nachbarbezirk Sendling-Westpark und den dort lebenden Schutzsuchenden sowie dem Helferkreis des Bezirksausschusses 7 unter die Arme greifen. Diakon Christian Spahn übernahm die offizielle Koordination und der Helferkreis für Flüchtlinge im Pfarrverband Laim war begründet. Rasch meldeten sich Bürger, die mithelfen wollten.
Rund 80 Laimer erschienen zum ersten Treffen im vergangen Herbst und boten ihr Können, ihr Wissen, vor allem aber ihre Offenheit an. Lisa Antl-Schmelz ist eine von ihnen. Seit Monaten bringt sie den jungen Männern, die aus Syrien, Afghanistan, Pakistan oder aus dem Kosovo kommen, Deutsch bei. Sie leben in der Flüchtlingsunterkunft in der Tübinger Straße oder in der Hansastraße und warten auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge oder einen Platz im Integrationskurs. Viele von ihnen kommen täglich zum Deutschunterricht.
Lisa Antl-Schmelz arbeitet im öffentlichen Dienst. Erfahrung im Unterrichten einer Klasse hat sie nicht. „Am Anfang habe ich mich auch gefragt `Wie machst du das?´. Aber mein Gewissen hat gesagt: `Du musst, und zwar jetzt!´“, erklärt Lisa Antl-Schmelz. Seit Dezember gehört sie zu den Ehrenamtlichen, die im Helferkreis Flüchtlinge Laim organisiert sind. Sie ist zuständig für den Spielenachmittag am Samstag, organisiert Ausflüge in die Stadt und unterrichtet Deutsch. Der 20-jährige Rahmatallah aus Afghanistan besucht täglich die Kursräume in der Elsenheimerstraße 48, um bei Lisa Antl-Schmelz oder ihren Kollegen Deutsch zu lernen. In wenigen Monaten hat er schon viel gelernt und kann sich auf Deutsch verständigen. „Viel Freude“ auf beiden Seiten entstehe im Unterricht, erklärt Lisa Antl-Schmelz. Geld bekommt Lisa Antl-Schmelz für ihr Engagement nicht, dafür aber „sehr viel Dankbarkeit“. Was sie antreibt? Die Laimerin hat darauf viele Antworten: „Integration läuft natürlich über die Sprache und einen Job, vor allem aber über die Gesellschaft.“
„Integration funktioniert, wenn mir jemand erklärt, wie es in Deutschland läuft. Integration ist, wenn man einen Freund hat“, sagt Lisa Antl-Schmelz. Sie nahm die gesellschaftliche Aufgabe ernst, wollte ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen. Auch die persönliche Familiengeschichte spielte eine Rolle: „Meine Mutter wurde aus Sudetendeutschland vertrieben. Sie hat damals sehr viel Hilfe und Unterstützung bekommen. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn sie nicht so viel Hilfe erfahren hätte.“
Die Hilfen, die in den beiden Helferkreisen aus Sendling-Westpark und Laim gebündelt werden, sind vielfältig: Neben täglichen Deutschkursen organisieren Ehrenamtliche auch ein Sprachcafé. Jeden Donnerstag treffen sich Flüchtlinge und Helfer zur offenen Nachhilfestunde in der Elsenheimerstraße. Ausflüge und Freizeitreffs werden organisiert, darunter jeden Samstag vormittags und nachmittags ein Spieletreff, wo Gesellschaftsspiele wie ´Mensch ärgre dich nicht´ oder `Uno´ zur Verfügung stehen. Rund 20 Ehrenamtliche helfen mit dem Zugang zu Computern. Sie begleiten etwa beim Deutschlernen mit online-Programmen oder helfen bei Bewerbungsschreiben. Eine Kleiderkammer vor Ort steht sowohl bedürftigen Münchnern als auch Flüchtlingen offen. Begleiter zu Ämtern oder Arztterminen sowie Paten, werden von den Helferkreisen weitervermittelt. Die Helferkreise haben etliche Angebote etabliert.
„Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu helfen, und Helfer sind immer willkommen“, erklärt Doris Ziegler. Unklar ist derzeit noch, wann genau die geplanten Unterkünfte in der Zschokkestraße und in der Elsenheimerstraße eröffnen und ob die Menschen aus der Unterkunft in der Tübinger Straße hierher umziehen (die Unterkunft in der Tübinger Straße wird in Kürze geschlossen). Die Helferkreise Laim und Sendling-Westpark jedenfalls bleiben weiter aktiv: „Die Organisationsstruktur steht. Wir haben die Adressen der Helfer, wir wissen, wie die Deutschkurse funktionieren und wie Freizeittreffs organisiert werden. Es ist alles gut gewachsen und das wird uns auch künftig sehr helfen“, meint Doris Ziegler. Wer Interesse daran hat, sich in einem der Helferkreise zu engagieren, findet Infos auf den Seiten www.pfarrverband-laim.de/angebote/helferkreis-fluechtlinge.html und http://helferkreis-tuebinger-und-hansastrasse.traum-verleih.de im Internet.