Die Gemeinde wird den Vorschlag des Bund Naturschutz nach einem großen Landschaftsschutzgebiet (LSG) im regionalen Grünzug Dachauer Moos zwischen Dachau und Karlsfeld nicht aufgreifen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung haben sich die Gremiumsmitglieder mehrheitlich dagegen ausgesprochen. Die Entscheidung des Gemeinderats war äußerst eng. Weil Wolfgang Mühlich und Wolfgang Offenbeck (beide CSU) selbst Landwirte sind und über Flächen im besagten Gebiet verfügen, durften sie ihre Stimme nicht abgeben. Die CSU hätte so keine Mehrheit mehr gehabt. Nur weil auf Seiten der SPD zwei Gemeinderäte und Anton Flügel von den Freien Wähler fehlten, kam das Abstimmungsergebnis von neun zu elf Stimmen und damit die Ablehnung des Bund Naturschutz-Antrags zustande.
Die Gemeinde plant im sogenannten Grünzug zwischen Dachau und Karlsfeld – also nördlich der Schleißheimer Straße in Dachau-Ost und südlich davon auf Karlsfelder Flur – ein etwa zehn Hektar großes Gewerbegebiet. Bereits vor sechs Jahren hatte ein Bürgerentscheid ähnliche Pläne des Gemeinderats mit der Stimmenmehrheit von CSU und SPD verhindert. Ein erneuter Bürgerentscheid scheint zwar vom Tisch, ist nach Angaben von Simone Hotzan, der stellvertretenden Bauamtsleiterin der Gemeinde Karlsfeld, aber nicht ausgeschlossen.
„Wir haben uns im Oktober vergangenen Jahres mit dem Thema befasst und zusätzliche Flächen für ein Landschaftsschutzgebiet beschlossen“, erklärt Simone Hotzan. „Der Bund Naturschutz wollte noch weitere Flächen haben.“ Die Pläne des Bund Naturschutz gehen dabei weit über die Vorstellungen der Gemeinde hinaus, um die verbliebenen Moosreste auf Dauer zu erhalten. Die Planungen für das Gewerbegebiet hatten die BN-Ortsgruppen aus Dachau und Karlsfeld zum Anlass genommen, ein gemeinsames Konzept für ein großes Landschaftsschutzgebiet zu erarbeiten. Dieser Vorschlag wurde Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann, Karlsfeld Bürgermeister Stefan Kolbe sowie Landrat Stefan Löwl vorgestellt. Die Idee hinter dem Vorschlag ist aus Sicht des BN einfach: Wenn die Gemeinden und der Kreistag das Ganze befürworten sollten, könnten damit für die Zukunft weitere Flächen im Grüngürtel zwischen Dachau und Karlsfeld, und dabei insbesondere im Regionalen Grünzug Dachauer Moos, von weiterer Bebauung freigehalten werden.
Über die konkrete Ausgestaltung eines Landschaftsschutzgebietes könne aber durchaus trefflich gestritten werden, heißt es aus BN-Kreisen. Dies beginne bei der eigentlichen Flächengröße und geht bis zu den Einzelheiten der Verordnung, durch die der Kreistag das Landschaftsschutzgebiet letztlich festsetzt. Das heißt also, der Beschluss des Karlsfelder Gemeinderates geht jetzt zunächst an das Landratsamt Dachau. „Das Thema wird dann vom Kreistag aufgenommen“, sagt Simone Hotzan. „Dort wird darüber entschieden, ob es ein Verfahren für ein Landschaftsschutzgebiet geben wird oder nicht. Es wird hier dann auch nochmal ein Beteiligungsverfahren geben.“
„Zielstellung der Gemeinde ist es, ein Gewerbegebiet an der Schleißheimer Straße auszuweisen, dazu kommen natürlich noch Ausgleichsflächen, die aber unabhängig von den Flächen des Landschaftsschutzgebietes zu sehen sind“, betont Simone Hotzan. „Aus unserer Sicht ist ein Gewerbegebiet aus verschiedenen Gründen dringend notwendig. Unter anderem haben wir einen Flächenbedarf für um- und ansiedlungswillige Gewerbetreibende. Wir können aktuell auch unseren ansässigen Gewerbetreibenden zum Teil keine Flächen zur Verfügung stellen“, so die stellvertretende Bauamtsleiterin weiter. „Außerdem geht es darum, Gewerbesteuereinnahmen zu generieren. Insgesamt wollen wir den Gewerbestandort Karlsfeld stärken, denn wenn wir keine Entwicklungsmöglichkeiten haben, wandern die Firmen ab.“
Dass das Thema die Gemüter erhitzt, war im Übrigen kürzlich auch auf der Mitgliederversammlung der BN-Ortsgruppe Dachau zu spüren gewesen. So emotionsgeladen wie bei dem gemeindeübergreifenden Thema ging es selten zur Sache. Unter anderem erhoben vier Landwirte, die von dem BV-Vorschlag höchstwahrscheinlich betroffen gewesen wären, Vorwürfe gegen die Naturschützer. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei bei Realisierung des LSG nicht mehr möglich, erklärten sie ihren Unmut. Dem hielten verschiedene Zuhörer ein Spekulationsinteresse mancher Landwirte an „Vergoldung“ ihres Bodens entgegen. „Vor allem aber geht es um das Gesamtbild zu Gunsten der Natur“, erklärte Peter Heller, der Dachauer BN-Ortsvorsitzende. Wenn immer alle wohlverstandenen Einzelinteressen berücksichtigt würden, bleibe am Ende kein Freiraum mehr übrig.