„Wer war Karl Vossler?“ Dieser Frage gingen das Laimer Archiv von Norbert Winkler und der Veteranen- und Kriegerverein Laim nach. Immerhin ist die kleine Straße zwischen der Guido-Schneble-Straße und der Joergstraße nach ihm benannt. Die Vosslerstraße soll nun ein Erläuterungsschild bekommen, finden das Laimer Archiv und der Veteranen- und Kriegerverein Laim, so dass die Stadtteilbewohner über die Person Karl Vossler informiert werden. Der Bezirksausschuss Laim will nun die Historie Vosslers prüfen, ebenso aber auch andere Straßennamen untersuchen, die eventuell mit einem Zusatzschild versehen werden sollten.
Karl Vossler, geboren 1872 in Hohenheim bei Stuttgart, war ab 1911 Professor für Romanistik an der Universität München, wurde später Rektor der Universität. Nach Recherchen des Laimer Archivs und des Veteranen- und Kriegervereins Laim setzte sich Vossler zur Zeit des NS-Regimes für jüdische Studenten und Kollegen ein. 1937 wurde er wegen „politischer Unzuverlässigkeit” zwangsemeritiert und kehrte nach Ende des Zweiten Weltkriegs wieder nach München zurück, wo er erneut als Universitätsrektor gewählt wurde. Karl Vossler starb im Mai 1949 in München.
Das Laimer Archiv und der Veteranen- und Kriegerverein Laim fordern nun, dass mit einem Erläuterungsschild das „Wirken eines aufrechten Demokraten und eines der bedeutendsten Romanisten der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gewürdigt wird“. Der Laimer BA will dem Hinweis nun nachgehen und die Möglichkeit für ein Erläuterungsschild zu Karl Vossler prüfen. Entscheiden wird der BA aber letztendlich nicht, ob ein Hinweistäfelchen am Straßenschild angebracht wird. Die Stadt hat hier das letzte Wort und entscheidet über Gedenk- und Hinweisschilder. Und das wird – trotz Forderungen zur Änderung dieser Regel – auch so bleiben.
Obwohl die CSU-Fraktion im Stadtrat und auch die CSU-Fraktion im Bezirksausschuss Trudering-Riem vor einigen Jahren beantragte, dass die Stadtteilgremien selbst über die Hinweistafeln entscheiden sollten, will die Stadt dieses Recht nicht abtreten. Was das Direktorium der Stadt den Bezirksausschüssen anbietet, ist lediglich ein Anhörungsrecht. An die 25 Münchner Stadtteilgremien ging jüngst ein Papier, mit dem Zugeständnis, die BAs künftig zu Gedenk- und Hinweisschildern anzuhören. Einige Bezirksausschüsse, darunter etwa der BA Sendling, stimmten gegen den städtischen Vorschlag und fordern, dass die BAs – als örtliche Kompetenz – selbst über die Anbringung von Gedenktafeln vor Ort bestimmen. Der BA Laim allerdings gibt sich mit dem angebotenen Anhörungsrecht zufrieden. Gegen zwei Stimmen votierten die örtlichen Stadtteilpolitiker für das Papier. „Ein Fortschritt gegenüber der aktuellen Lage“ sei das Anhörungsrecht, findet etwa Peter Stöckle (CSU), stellvertretender Vorsitzender im Laimer BA.
Der Unterausschuss für Kultur im Laimer BA wird nun die Biographie Karl Vosslers prüfen, danach will das Laimer Gremium über ein Hinweistäfelchen abstimmen und dies schließlich bei der Stadt beantragen. Alsbald könnte dann an der Vosslerstraße ein ähnliches Täfelchen hängen, wie es bereits an der Ossietzkystraße zu sehen ist. Das Hinweisschild informiert über den Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky und wurde vor einigen Jahren vom Laimer BA bezuschusst.