Nun ist es amtlich: Mit der Entscheidung des Verwaltungsgerichtes München von vergangener Woche dürfen auch die restlichen Riemerschmid-Bäume gefällt werden. Einzig eine Kastanie muss der neue Eigentümer stehen lassen.
Der Landesverband des Natur- und Umweltschutzes e.V. (BN) spricht von einer klaren Fehlentscheidung. Trotz erbittertem Widerstand von BN, Bezirksausschuss Pasing/Obermenzing (BA) und vielen Anwohnern hatte die Stadt München einem umfassenden Fällungsantrag des neuen Eigentümers bereits vor Monaten statt gegeben.
Zwar hatte dabei ein unabhängiger Gutachter festgestellt, dass mehr als die Hälfte der Bäume mit Baum pflegenden Maßnahmen über Jahre hinweg hätten erhalten werden können. Voraussetzung dafür wären regelmäßige Pflege- und Rückschnittmaßnahmen zur Sicherung des Baumbestands. Der Gutachter sah weiterhin die Notwendigkeit, den verbleibenden Baumbestand ständig zu kontrollieren, insbesondere nach stärkeren Windereignissen. Ein Erhaltungskonzept setzte also die Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer voraus.
Doch diese wollten tabula rasa auf ihrem rund 4000 Quadratmeter großen Gelände. Ihrer Revision gegen das erste Urteil gab das Verwaltungsgericht nun statt. Nach eigenen Angaben planen sie, selbst in der Villa zu wohnen und ein Architekturbüro im Anbau einzurichten.
Doch Naturschützer und Lokalpolitiker fürchten nun eine Nachverdichtung des parkähnlichen Grundstückes. „Umfangreiche Erdbewegungen, die Nutzung des Geländes für Bauzwecke und die Eingriffe bei den bisherigen Fällungen dürften jegliche historischen Reste, wie der Wegeanlagen vernichtet haben“, resignierte Martin Hänsel, stellvertretender BN-Geschäftsführer in München.
Die Villa Riemerschmid mit ihren rund 600 Quadratmetern Wohnfläche gilt als ein Denkmal für den Jugendstil in Deutschland. 1898 ließ der Architekt, Möbeldesigner, Künstler und Innenarchitekt Richard Riemerschmid das Haupthaus erbauen, lebte und arbeitete darin. 1907 folgten Wirtschaftsflügel und Ateliergebäude.
Ursprünglich wollte die Stadt München selbst das Anwesen kaufen und im Sinne des Erbauers für kulturelle Zwecke zu nutzen. Schließlich gehört die Ville zum Kulturerbe und steht mit der Villa Stuck und dem Lenbachhaus auf einer Stufe. Doch trotz großzügiger privater Spendenangebote gelang es der Stadt nicht, das Haus zu erwerben.
CSU-Landtagsabgeordneter Otmar Bernhard kritisierte das Vorgehen der Stadt heftig: „Der Münchener Westen verliert ein einmaliges Juwel des Jugendstils.“