Das geplante Pflegeheim, das die Münchenstift GmbH in der Franz-Nißl-Straße errichten will, entzweit weiterhin die Gemüter. Mit einer Demonstration haben nun die Anrainer vor Ort ihrem Unmut noch einmal Luft gemacht. Die Bürger sind der Meinung, dass das Gebäude – Erdgeschoss plus vier Stockwerke – zu groß ist und sich nicht in die umliegende Bebauung, die hauptsächlich aus Einfamilienhäusern besteht, einfügt. „So ein Hochhaus passt nicht in unserer Gegend“, betont Deniz Akitürk. Und Christian Abel ergänzt: „Wir gehen von einem Bau aus, der mindestens 17 Meter hoch ist. Das ist viel zu groß.“
Zudem befürchten sie eine weitere Zunahme des Verkehrs. „Die Verkehrssituation ist jetzt schon dramatisch“, klagt Renate Abel. „Wir Anwohner akzeptieren das Heim, so wie es geplant ist, nicht und sind mehrheitlich dagegen.“Und, die Anrainer sehen sich vom Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) nicht richtig vertreten. „Wir finden das Vorgehen des Bezirksausschusses und des Münchenstifts nicht transparent“, sagt Deniz Akitürk. Ihm fehlt zudem die Suche nach einem Alternativstandort „So wurde beispielsweise erst vor kurzem der Flächennutzungsplan zum Diamaltgelände geändert. Eine Bebauung mit Altenheim wäre mithin dort möglich“, meint er.
Unterstützt werden die Anwohner von der Grünen-Fraktion des BA 23. „Das Grundstück und dessen Lage ist für die Größe des vorgesehenen Pflegeheims ungeeignet“, erklärt Fraktionssprecher Falk Lamkewitz in einer Stellungnahme, die „die Interessen der Menschen in Ost-Untermenzing und die der Anlieger der Franz-Nißl-Straße widerspiegelt“, wie er betont. Auch eine ÖPNV-Anbindung, die vergleichbar wäre mit der am bisherigen Standort des Hans-Sieber-Hauses in der Manzostraße, sei nicht möglich. Zudem sei die Franz-Nißl-Straße als einzige Parallele zur Eversbuschstraße an dieser Stelle besonders eng. Die Verkehrssituation werde sich auch durch die geplante Zufahrt zum Quartierszentrum am Oertelplazt zusätzlich dramatisch verschlechtern. Der Grünen-Sprecher im BA 23 erwartet unter anderem auch, dass die Bauhöhe einen Präzedenzfall schaffen könnte. „Es ist zu befürchten, dass ein hoher Bau in diesem Quartier einem Dammbruch gleich käme und in der Folge weitere unangepasste Baukörper errichtet werden. Der geplante Bau, an dieser Stelle, in der Dimension, entspricht einer klassischen Bausünde.“
In ihrer Stellungnahme kritisieren die Grünen weiter, dass das Stadtviertel ein Drittel seiner Altenheimplätze einbüßt. „Die alten Menschen in Ost-Untermenzing verlieren sämtliche Heimplätze, obwohl das Heim dort voll belegt ist und kein Überangebot erkennbar ist“, so Falk Lamkewitz. „Es ist bis heute nicht nachvollziehbar wie hoch die Sanierungs- beziehungsweise Neubaukosten pro Pflegeplatz sind und ob es überhaupt wirtschaftlich sinnvoll ist, das Hans-Sieber-Haus – es wurde erst 1979 eröffnet und 2002 umfassend modernisiert – abzureißen. Wir würden den bisherigen Standort gerne erhalten.“ Es fehle zudem eine verbindliche Gesamtplanung. „Sowohl für die Nutzung des bisherigen als auch des neuen Standorts, gibt es nur unverbindliche Absichtsbekundungen. Sämtliche vorläufigen Planungen wurden dem BA und den Bürgern nicht ausgehändigt, sondern jeweils nur kurz gezeigt.“
„Aus den genannten Gründen fehlt die Akzeptanz der Bürger“, erklärt Falk Lamkewitz. Er kritisiert, dass der BA sämtliche Einwände der Bürger nicht in seine Stellungnahme aufgenommen habe. „Es ist keine gute Basis, ein derartiges Projekt gegen den mehrheitlichen Willen der Quartierbewohner - sowohl am alten Standort als auch am neuen - durchzusetzen. Hunderte von Unterschriften zeigen, dass trotz Umplanung deren Bedenken ignoriert und die übermäßige Bauhöhe beibehalten wurde.“
„Ich denke, Herr Lamkewitz hat es sehr gut zusammengefasst“, betont Anwohner Deniz Akitürk. „Hier sind etliche Punkte von mir eingeflossen.“ Christian Abel weist zudem noch einmal darauf hin, dass man das Altenheim nicht komplett ablehne. „Wir sind aber der Meinung, dass E+3 als Maximum reichen muss. Mir ist klar, dass der BA nur begrenzte Möglichkeiten hat.“
Auf allzu viel Verständnis stießen die Grünen im BA 23 mit ihren Ausführungen auf der jüngsten Sitzung jedoch nicht. Christian Müller (SPD), der in seiner Funktion als Stadtrat an der Sitzung teilgenommen hatte und auch Mitglied im Aufsichtsrat der Münchenstift GmbH ist, unterstützt die Vorgehensweise des Lokalparlaments: „Am Schluss müssen alle Erwägungen berücksichtigt werden. Dabei kann man es sicherlich nicht allen recht machen. Ich weiß, dass man den Anwohnern schon entgegengekommen ist. Auch die Höhe des Gebäudes wird reduziert, zudem wird es auch eine Tiefgarage geben, die eigentlich nicht nötig ist“, betont er. „Mir ist klar, dass den Anwohnern das alles nicht reicht. Es bleibt ihnen natürlich frei, dem Ganzen ablehnend gegenüber zu stehen.“ Der BA 23 habe den Bedenken aber Rechnung getragen. „Das dies für die Anwohner nicht zufriedenstellen ist, tut mir leid. Fakt ist, dass das Altenheim dort auf dem Grundstück in der Franz-Nissl-Straße möglich sein wird und es wird die Anwohner nicht in der Form beeinträchtigen, wie sie es befürchten.“
Lesen Sie hierzu auf den folgenden Seiten auch die Interviews mit der Bezirksausschussvorsitzenden, CSU-Stadträtin Heike Kainz, sowie den Fraktionssprechern der SPD, Pascal Fuckerieder, sowie der FDP, Henning Clewing, im BA 23.