Veröffentlicht am 07.09.2015 11:18

Hüter der Vergangenheit

Dr. Walter Demmel ist Stadtteilhistoriker im 23. Stadtbezirk. (Foto: sb)
Dr. Walter Demmel ist Stadtteilhistoriker im 23. Stadtbezirk. (Foto: sb)
Dr. Walter Demmel ist Stadtteilhistoriker im 23. Stadtbezirk. (Foto: sb)
Dr. Walter Demmel ist Stadtteilhistoriker im 23. Stadtbezirk. (Foto: sb)
Dr. Walter Demmel ist Stadtteilhistoriker im 23. Stadtbezirk. (Foto: sb)

Wer etwas Historisches über den 23. Stadtbezirk wissen möchte, kommt um ihn nicht herum: Stadtteilhistoriker Dr. Walter Demmel. Seine historischen Artikel, die regelmäßig im Münchner Wochenanzeiger erscheinen, sind bei den Lesern sehr beliebt. Doch was versteht eigentlich ein Historiker unter dem Begriff Heimat? „Das sehe ich ganz nüchtern“, sagt Walter Demmel. „Heimat ist für das Leben da, wo ich gerade bin.“

2009 hat Walter Demmel die Geschichtswerkstatt Allach-Untermenzing gegründet. „Ich beschäftige mich praktisch mit Mikrogeschichte, also hauptsächlich mit Einzelschicksalen oder einem bestimmten Ort“, erzählt er. Walter Demmel, der Lehramt an beruflichen Schulen studiert hat, hat viele Jahre an der ehemaligen Gewerbeschule am Elisabethplatz und später an der Deroyschule unterrichtet. „Im Grunde bin ich über die Sozialkunde zur Zeitgeschichte gekommen. Das hat mich schon immer interessiert.“

1972 ist der gebürtige Passauer an die Technische Universität (TU) München gewechselt, an der er 30 Jahre für die Lehrerbildung zuständig und zum Schluss Leiter des entsprechenden Hochschulreferats war. „Ich bin gelernter Historiker und wohne in diesem Stadtteil, deshalb bezeichne ich mich auch als Stadtteilhistoriker“, betont Walter Demmel, der in Bayerischer Landesgeschichte promoviert hat.

Eigene Recherche

Seine erste historische Geschichte hatte das ehemalige Allacher Sommerbad zum Thema. „Ich bin Dauergast bei den Sitzungen des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing und da war das damals ein großes Thema. So kam ich dann praktisch auf mein erstes Thema“, erzählt der studierte Berufspädagoge, der seit 1974 in Untermenzing lebt. Seine Geschichten recherchiert er fast alle selbst. „Für mich sind vor allem auch die älteren Leute relevant, die hier im Viertel zu Hause sind. So komme ich oft auch an Fotos und Unterlagen, die ich für meine Themen brauche.“

Für ihn das schönste Thema war die Geschichte über den deutschen Tänzer Heinz Bosl, der in den 1970er Jahren der Star des Münchener Nationaltheaters war und in Untermenzing lebte. „Ich habe ihn ja noch selbst erlebt“, so der Historiker. „Freunde, die selbst sehr musikalisch sind, sagen mir heute noch, dass sie jeden Tänzer an Heinz Bosl messen.“

Gut vernetzt

Nach all der Zeit, die sich Walter Demmel mittlerweile mit der Geschichte des 23. Stadtviertels beschäftigt, hat er sehr viele Querverbindungen, ist also gut vernetzt. „Hier im Stadtviertel gibt es zum Beispiel mit Manfred Rudolph oder Josef Tausch einige Heimatforscher, mit denen ich sehr gut zusammenarbeite“, erklärt er. „So entdecke ich ständig neue Themen. Zum Teil sind es auch Geschichten, über die kein Mensch etwas weiß. Das ist wirklich sehr interessant.“ Fotos und Unterlagen bewahrt der Stadtteilhistoriker in seinem Haus auf, vieles im Büro, einiges aber auch im Keller.

Walter Demmel, der im kommenden Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, ist grundsätzlich viel mit dem Fahrrad im Stadtviertel unterwegs und stößt auch so manchmal auf das ein oder andere Thema. „Natürlich bekomme ich auch sehr viel Resonanz von den Leuten. Sie sprechen mich auf der Straße an oder rufen mich an und schlagen zum Teil Dinge vor“, sagt er. „Ich habe noch so viele Themen vor mir, dass ich fast schon Angst habe, es gar nicht mehr zu schaffen.“ Ausgehen werden ihm die Themen also nicht.

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