Wenn eine Lehrkraft für längere Zeit erkrankt, übernimmt eigentlich ein Vertretungslehrer die Klasse, so dass weder im Schulalltag noch im Lehrplan Lücken eintreten. Eigentlich! Für die Klasse 3d der Grundschule an der Camerloherstraße gab es jedoch zunächst keinen Vertretungslehrer, der die erkrankte Grundschullehrerin hätte ersetzen können. Drei Wochen lang wurden die 26 Schüler der 3d auf andere Klassen verteilt, wo sie Stillarbeiten erledigten, während der reguläre Unterricht dort weiterlief. Die Eltern schlugen Alarm und protestierten gegen den Missstand. „3d sucht eine Lehrerin“, stand vergangene Woche auf dem Transparent, mit dem Eltern und Kinder auf die unzureichende Versorgung mit Vertretungslehrern aufmerksam machten. Elternsprecherin Ulrike Oettl wandte sich mit einem Brief an das Schulamt und auch an Kultusminister Ludwig Spaenle. Der Einsatz der Eltern zeigte Erfolg: Seit vergangener Woche hat die Klasse nun eine Vertretungslehrerin und der reguläre Unterricht kann weitergehen. Die Sorge der Eltern aber bleibt. Was passiert, wenn wieder eine Lehrkraft ausfällt? „Es muss sich bei diesem Thema grundsätzlich etwas bewegen“, fordern die Elternvertreter.
248 sogenannte mobile Reserven stehen derzeit zur Verfügung. Mobile Reserven sind jene Lehrer, die als Springer dort eingesetzt werden, wo gerade Not am Mann ist. Die Laimer Eltern zweifeln daran, ob die vom Kultusministerium benannten Zahlen stimmen. Denn als die Grundschule an der Camerloherstraße eine mobile Reserve anforderte, stand keine zur Verfügung. Und die Camerloher Schule sei da kein Einzelfall. Die Eltern sind vernetzt, hören vom Mangel an Springern auch an anderen Schulen.
„Die Berechnung der mobilen Einsatzkräfte haut einfach nicht hin. Die Anzahl müsste deutlich erhöht werden“, findet Mutter Carolin Weidmann. Als die Klassenlehrerin der 3d direkt nach den Osterferien erkrankte, musste die Schule den Lehrerinnenausfall selbst überbrücken. „Die Schulrektorin hat ihr Bestes getan, um die Situation in Griff zu bekommen, aber zaubern kann sie natürlich auch nicht“, sagt Weidmann. „Da alle mobilen Reserven im Einsatz waren, konnte uns niemand geschickt werden. Die erkrankte Kollegin hat Arbeitspläne erstellt und Arbeitsblätter geschickt. Diese Materialien wurden an die Kinder verteilt. In der Regel war die Klasse auf andere Klassen aufgeteilt, leider konnten nur einzelne Stunden durch Lehrkräfte der Schule vertreten werden, wenn in eine Elternsprechstunde zum Beispiel niemand kam oder Lehrkräfte in ihren Freistunden eine Vertretung übernahmen“, erklärt Schulleiterin Gudrun Steiner. Trotz der Anstrengungen der Lehrerkollegen wie auch der Schulleitung kam einiges an Unterrichtsstoff zu kurz. „Eigentlich sollten die Kinder zum Beispiel nach Ostern mit dem Subtraktionsverfahren beginnen. Das können sie leider bis heute nicht“, so Weidmann. Die Eltern sorgen sich nun auch darum, welche Auswirkungen der versäumt Unterrichtsstoff für das nächste Schuljahr bedeutet. Die vierte Klasse, die sogenannte Übertrittsklasse, steht vor der Tür, wo sich entscheidet, welche weitere Laufbahn das Kind einschlägt.
Generell herrsche eine Unterversorgung mit mobilen Reserven, kritisieren die Eltern. Auch für den Fall, dass zum Beispiel früher Schulschluss, der Hort aber noch nicht geöffnet ist, müsse „ein ausreichend großer Puffer vorgehalten werden“, findet Mutter Andrea Vildósola. Im Juni bereits werden die Laimer Grundschüler wieder einen Ersatzlehrer benötigen. Dann nämlich geht eine der Lehrerinnen in Elternzeit. Eine mobile Reserve hat die Schulleitung jetzt schon vorausschauend angefordert. „Wer kommen wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Ich gehe aber davon aus, dass die Klasse versorgt sein wird“, zeigt sich Schulleiterin Gudrun Steiner hoffnungsvoll.
Die Eltern aber bleiben kritisch und fordern dringen eine Aufstockung der mobilen Reserven. Der Laimer Bezirksausschuss (BA) will die Elternschaft in ihrem Bemühen unterstützen und sich nun selbst an das Staatliche Schulamt wenden. Auch wird das Laimer Gremium die Stadtteilgremien aus ganz München um Unterstützung bitten.