Es ist beschlossene Sache: die Münchenstift GmbH baut an der Franz-Nißl-Straße ein neues Pflegeheim. Dies hat der Aufsichtsrat kürzlich entschieden. Man werde sich selbstverständlich bemühen, mit dem Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) und den Anwohnern eine gute Lösung zu finden, betont Münchenstift-Geschäftsführer Siegfried Benker. Denn gerade bei den Anrainern der Franz-Nißl-Straße stößt das Projekt auf viel Kritik. Und auch mit der Arbeit des Lokalparlaments, das ebenfalls Einwände gegen den geplanten Bau an der Franz-Nißl-Straße hat, sind die Anwohner nicht unbedingt einverstanden.
„Auch wenn ein BA nur geringe Einflussmöglichkeiten bei solchen Themen hat, erwarte ich mir als Bürger ein stärkeres erkennbares Engagement und etwas mehr an Power und aktiven Einsatzwillen gerade in dem Punkt des geplanten Grundstücksankaufes“, klagt Anwohner Christian Abel. Wer die Sitzungen des Gremiums live verfolge, sehe sich darin bestätigt, „dass der BA lieber nur um den heißen Brei rumredet und versucht durch Beschwichtigungen den Ball so flach wie möglich zu halten, da er sich seiner geringen Einflussnahmemöglichkeit bewusst ist. Auch wird das Thema, dass Münchenstift durch die dritte Bürgermeisterin im Aufsichtsrat vertreten wird und damit eher die Belange von Münchenstift und der Stadt München berücksichtigt werden, gar nicht aufgegriffen.“
Kritik übt der Anrainer zudem auch an Josef Schmid, dem 2. Bürgermeister der Landeshauptstadt München. „Herr Schmid hat auf ein Schreiben eines betroffenen Anwohners zwar sehr schnell und höflich schriftlich reagiert, aber darin die Zuständigkeit von sich auf die zuständige dritte Bürgermeisterin geschoben, die wiederum, wie oben geschildert, auch im Aufsichtstrat von Münchenstift sitzt. Auf ein weiteres Schreiben/Mail unsererseits hat er dann gar nicht mehr reagiert“, erklärt Christian Abel. Gerade dem 2. Bürgermeister stünde es sehr gut zu Gesicht, „wenn er, der sich gerne als Allacher Kind bezeichnet, sich stärker positiv mit diesem Thema auseinandersetzen würde. Wenn ihm das als 2. Bürgermeister aufgrund der Aufgabenteilung nicht möglich ist, dann doch bitte als Allacher Bürger und damit unmittelbar Betroffener.“
Grundsätzlich ist den Anwohnern das geplante Pflegeheim an der Franz-Nißl-Straße zu groß. Die Örtlichkeiten in Allach würden nicht zu dem geplanten überdimensionierten Bau passen, meinen sie. „Eine Alternative hinsichtlich der geplanten Gebäudehöhe bietet der Standort Hans-Sieber-Haus als Neubaumaßnahme“, betont Christian Abel. „Damit entfallen auch die Kosten für die in Allach erforderliche Tiefgarage.“ Als weiteren Alternativstandort nennt er zudem das Kirsch-, das Diamalt- und das Junkersgelände. Die Aussage der Münchenstift, sich nicht in der Bauhöhe beschränken lassen zu wollen, zeige, wie wenig man an einer glaubwürdigen, beiderseitigen einvernehmlichen Lösung interessiert sei. „Ein Miteinander sieht anders aus“, erklärt Christian Abel weiter. Mit der für die Bürger „empfunden Hinhaltetaktik“ bringe man die betroffenen Anwohner erst recht gegen die Pläne auf. „Die Anwohner der Franz-Nißl-Straße haben grundsätzlich nichts gegen ein Wohnstift, dies sollte aber vernünftig in die Umgebungsbebauung passen und alle Möglichkeiten ehrlich ausdiskutiert werden“, fordert er. „Auch wenn wir als betroffene Bürger am untersten Ende der Rangfolge politischer Entscheidungsträger stehen, werden wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen, den geplanten, deutlich überdimensionierten Bau zu verhindern. In diesem Punkt wissen sich die betroffenen Bürger mit den Vertretern des BA Allach-Untermenzing einig.“
Das Haus an der Franz-Nißl-Straße werde um zirka 75 Pflegeplätze kleiner werden als die Manzostraße, es werden zudem auch weniger Apartments für selbständig wohnende Senioren entstehen, betont Siegfried Benker. „Um den Anwohnern entgegenzukommen habe ich bereits entschieden, dass die Münchenstift GmbH bereit ist, eine Tiefgarage mit einzuplanen – obwohl diese für das Haus nicht unabdingbar notwendig ist“, so der Geschäftsführer „Gleichzeitig bin ich bereit, nochmals über die Fassade nachzudenken.“ Siegfried Benker bittet aber auch um Verständnis dafür, dass die Münchenstift eine gewisse Größenordnung brauche, damit sich der Betrieb wirtschaftlich darstellt. Er schlägt den Anwohner vor, sich das Alfons-Hoffmann-Haus in der Agnes-Bernauer-Straße 185 anzusehen, denn es sei ungefähr in vergleichbarer Größe. „Der Bezirksausschuss hat sich dieses Haus intensiv angesehen – und war von diesem Gebäude sehr angetan“, betont er.
Und was einen Neubau an der Manzostraße 105 betreffe, weißt er darauf hin, dass die Münchenstift hierfür einen gültigen Vorbescheid habe. „Die Planungen auf der Manzostraße sind allerdings sowohl im Bezirksausschuss als auch bei den Anliegern auf massiven Widerstand gestoßen“, erklärt der Geschäftsführer. „Der Wegfall des Alten- und Service-Zentrums, des Theatersaals, der Kapelle sowie der Eingriff in den Baumbestand wurden als äußerst kritisch gesehen. Es muss auch erwähnt werden, dass die Planungen auf dem Grundstück erhebliche Interimsmaßnahmen mit entsprechenden Kosten erfordern.“ Hinzu komme, dass die Bewohner über einen Zeitraum zwischen zwei und vier Jahren erheblichen Baulärm und Baustellenverunreinigungen ertragen müssten. „Ich selbst habe an mehreren vom BA organisierten Protestveranstaltungen teilgenommen. All diese Bedenken – und die Belastung der SeniorInnen im Haus Manzostraße – waren der Grund dafür, sich nach einem anderen Grundstück in Allach-Untermenzing umzusehen.“