Celli, Geigen, Kontrabässe und Bratschen gehören in der Laimer Grundschule an der Droste-Hülshoff-Straße 9 und in der Haderner Grundschule der evangelischen Lukas-Schule (Haderunstraße 1a) längst zum Schulinventar. Seit sieben Jahren führen beide Schulen erfolgreich Musikklassen, in denen vorrangig Streichinstrumente gelehrt werden. Die Streicherklassen gehören münchenweit zur Rarität, schließlich ist nicht nur die Anschaffung der Instrumente kostenintensiv, sondern auch das Erlernen eines Instruments im Rahmen des schulischen Unterrichtsangebotes eine Herausforderung. Dennoch haben sich die Lukas-Schule und die Droste-Schule daran gemacht, ihren Grundschülern die Streichinstrumente nahezubringen. In einem gemeinsamen Konzert am Donnerstag, 12. März, werden die Streicherklassen nun vorführen, was sie in diesem Schuljahr gelernt haben.
„Je früher die Kinder mit der Musik beginnen können, desto mehr profitieren sie davon“, glaubt Ruth Wowerat von der evangelische Lukas-Schule, die gemeinsam mit Kollegin Gabriele Bauer die Streicherklassen unterrichtet. Dass musische Förderung eine positive Wirkung sowohl auf soziale Kompetenzen als auch auf schulische Leistungen in anderen Fächern hat, haben Pädagogen längst vermutet. Bestätigt wird dies nun durch eine Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Jugendliche, die seit ihrer Kindheit musizieren zum Beispiel in Sprachtests besser abschneiden als ihre Altersgenossen und insgesamt bessere Noten haben. Der „Sinn für Wohlklang“ wirke sich auf andere Kompetenzen aus. Die Qualitäten, die das Musizieren in einer Gruppe mit sich bringt, kann auch Mirjam von Kirschten beobachten, die gemeinsam mit Musikerin Michelle O´Reilly und Klassenlehrerin Ulrike Prahl Dritt- und Viertklässler der Droste-Schule im Streichinstrument unterrichtet. „Die Kinder erleben es, in einer Gruppe zu musizieren und auf die anderen Kinder zu hören. Das Wahrnehmen der anderen Kinder, aber sich gleichzeitig auf seine eigene Aufgabe zu konzentrieren, ist eine enorm gute Schulung der Konzentrationsfähigkeit“, erklärt Mirjam von Kirschten.
Viele Sinne und Kompetenzen werden beim Spielen geschult: Das Gehör, das Rhythmusgefühl, die Motorik, die Körperwahrnehmung, der Gemeinschaftssinn. Im Schulorchester wird klar, dass im Zusammenspiel aller, mehr erreicht wird. „Es geht nur gemeinsam. Man muss sich einfügen und wird dadurch bereichert, weil nur dadurch ein Klang möglich ist, den man alleine nie erzeugen könnte“, meint Ruth Wowerat. In den jeweiligen Streicherklassen der beiden Grundschulen beginnen fast alle Schüler als Anfänger und werden Schritt für Schritt durch die erfahrenen Musiklehrerinnen angeleitet. „Einige Kinder bekommen durch die Streicherklasse überhaupt erst einen Zugang zur Musik“, so Mirjam von Kirschten. Und immer wieder treten auch ungeahnte Talente zutage.
„Manchmal sind es ganz unerwartete Momente, in denen bei einem Kind ganz plötzlich eine Begeisterung und Begabung sichtbar wird, die vorher eher verborgen war. Einmal zum Beispiel hat ein Junge über die Ferien ein sehr schwieriges Stück, das er unbedingt spielen können wollte, völlig selbstständig eingeübt. Er war so stolz, das geschafft zu haben, und spielte es ganz alleine allen anderen vor. Das Strahlen in seinem Gesicht werde ich nie vergessen“, erinnert sich Mirjam von Kirschten. Auch können in der Streicherklasse Schüler glänzen, die sonst vielleicht nicht so herausragen: „Es ist schön, wenn Kinder Erfolge erleben dürfen, die sie im „normalen” Unterricht sonst nicht in dieser Weise erleben“, erklärt Ruth Wowerat.
Bei allen wissenschaftlich ausgewerteten Vorzügen, die das Musizieren mit sich bringt, soll die Teilnahme an der Streicherklasse jedoch in erster Linie eines: Freude machen. Daher wird auch am gemeinsamen Konzertabend vor allem das präsentiert, was Spaß macht. Die dritte und vierte Jahrgangsstufe der Droste-Schule wird gemeinsam mit der Flötengruppe der Schule drei bayerische Tänze spielen. Danach werden bekannte Lieder wie der „Bow Rock“ oder „Oh Susanne“ erklingen. Die zweite und dritte Jahrgangsstufe der Streicherklasse aus der Lukas-Schule präsentiert unter anderem den „Can Can” von Jaques Offenbach sowie verschiedene Volkslieder.
Das Konzert findet am Donnerstag, 12. März, um 17 Uhr in der Turnhalle der Grundschule an der Droste-Hülshoff-Straße 9 statt. Der Erlös kommt einem Patenschulprojekt der Droste-Schule zugute.