Wenn der kleine Helmut gefragt wurde, was er denn mal werden wolle, antwortete er: „Amerikaner”. Gemeint war „Automechaniker”, so wie Papa, nur war das Wort dem Knirps noch zu kompliziert. Heute ist Helmut Spratter Inhaber des Autohauses Spratter an der Bodenseestraße 277, das sein Vater 1974 gegründet hat.
Freundlich und entspannt wirkt die Atmosphäre in dem hellen, übersichtlichen Gebäude. „Wir haben hier keinen riesigen Glaspalast”, sagt Spratter. „Mir ist das Persönliche wichtig.” Ein Mitarbeiter erklärt gerade einer Kundin ihr neues Fahrzeug - kein Neuwagen, sondern ein „Jungwagen”. Das bedeutet, dass die Fahrzeuge zwischen einem Tag und 18 Monaten alt sind - und damit deutlich günstiger. Mit seinem Firmenkonzept, das auf bezahlbare Autos, gute Beratung und kompetenten Werkstatt-Service setzt, fährt Helmut Spratter gut.
Kurze Wege sind ihm wichtig. Wenn er seine Auszubildenden einstellt, achtet er darauf, dass sie nicht zu weit weg wohnen, und auch die Kundschaft hat er am liebsten aus der Umgebung. Wer will schließlich ewig unterwegs sein, um sein Auto in die Werkstatt zu bringen? Zu seinem Hang zur Regionalität passt auch seine neue Leidenschaft: E-Bikes. Seinen Werkstattkunden leiht er gern als Ersatzfahrzeug ein Elektro-Fahrrad und erntete schon viele positive Reaktionen.
Auszubilden, das gehört für Helmut Spratter zur guten handwerklichen Tradition. Viele Betriebe machen es nicht mehr, denn es macht Arbeit. Letztlich sorgt es aber auch für die selbst benötigten Fachkräfte. Normalerweise hat er drei Azubis zum Kfz-Mechatroniker, einen im ersten, einen im zweiten und einen im dritten Lehrjahr. „Ein guter Mechatroniker findet immer Arbeit, auch in der Krise”, weiß Spratter. Seine eigene Leidenschaft liegt mehr beim Verkauf. Er hat nach der Mechaniker-Lehre noch eine Ausbildung zum Betriebswirt abgeschlossen, was er für die Leitung des Autohauses als sehr hilfreich erachtet. Im Jahr 2000 wurde der Lehrberuf „Automobilkaufmann” eingeführt, den Spratter als spannend und vielschichtig beschreibt und für den er ebenfalls ausbildet.
Seine Auszubildenden wirken äußerst zufrieden mit ihrer Situation: „In einem kleineren Betrieb wie hier bekommt man viel schneller interessante Aufgaben als in einem großen”, weiß Julian. In der Berufsschule hat er Kollegen kennen gelernt, die über Zubringerdienste und Saubermachen kaum hinauskommen. Corinna ist das einzige Mädchen in ihrer Berufsschulklasse und glücklich über ihren Ausbildungsbetrieb: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich schon so viel allein machen darf. Hier wird mir viel gezeigt und geholfen.” Ihren Berufswunsch Kfz-Mechatronikerin hegt sie, wie der Chef, seit frühester Kindheit wegen des väterlichen Vorbilds. Indem sie ihre Ausbildung selbstsicher anpackt, beweist sie sich und vielen anderen, dass das Bild von klassischen Männer- und Frauenberufen veraltet ist - wichtig ist nur die persönliche Leidenschaft für das Handwerk. Den Tipp für ihren Ausbildungsbetrieb hat sie von ihrer Schwester: „Sie hat hier ihr Auto gekauft und zu mir gesagt: ,Da sind alle total nett, bewirb dich doch da.'”
Passende Bewerber zu finden ist für Helmut Spratter nicht immer einfach. Oft kommen auch Jugendliche zu ihm, die hergeschickt wurden und kein eigenes Interesse erkennen lassen. Doch Spratter geht direkt an die nahe gelegenen Schulen um diejenigen zu finden, die sich über den Beruf informiert haben und das wirklich machen wollen. Er bietet seinen Azubis nicht nur ein gutes Betriebsklima und angenehme Arbeitszeiten, sie dürfen auch noch samstags nach 14 Uhr die Werkstatt privat nutzen.
Das Internet hält Spratter für Fluch und Segen zugleich. Die Kunden können im Internet vergleichen, ob der Preis vor Ort stimmt. „Der Fluch ist: irgendwo gibt es immer ein billigeres Angebot.” Doch es gebe viele Gründe, um vor Ort zu kaufen: Die Kunden können das Auto anfassen, Probe fahren, bekommen es erklärt und haben immer jemanden, an den sie sich wenden können. Unter www.autohaus-spratter.de werden die Angebote des Autohauses ständig aktualisiert - dafür sind die Automobilkaufleute zuständig - und man kann sich ein umfassendes Bild von allen Leistungen machen.