In der Pasinger Oselstraße unterhält die Innere Mission München eine Einrichtung, in der Mädchen im Alter von 12 bis 18 Jahren unterkommen können. „Wir sind eine stationäre Wohngruppe, in der wir Mädchen aufnehmen, die nicht mehr zu Hause leben können oder wollen und dennoch die Unterstützung brauchen, um ihren Alltag mit Schule und Ausbildung zu meistern. Oder es kommen zu uns Mädchen aus fernen Ländern, die auf der Flucht vor einem Regime hier endlich zur Ruhe kommen können“, erklärt Leiterin Hanka Thiemeier vor 14- und 15-jährigen Konfirmanden der Himmelfahrtskirche.
Die jugendlichen Besucher haben in ihrer einjährigen Konfirmandenzeit einige soziale Einrichtungen kennen gelernt und waren unter anderem in der Pasinger Moschee zu Gast. Die Wohnräume für Mädchen sind den Pasinger, Aubinger und Menzinger Konfirmanden bisher unbekannt gewesen. „Wir sind genau daneben in die Grundschule gegangen“, erinnert sich eine Jugendliche. „Dass sich solch ein Zweck hier verbirgt, das hätte ich nicht gedacht.“
Umso wichtiger sei die Aufklärung und Akzeptanz, so Thiemeier. „In fünf Einzel- und zwei Doppelzimmern können wir die Mädchen für maximal drei Monate aufnehmen. Wir schauen, was gut für sie ist, gehen vielleicht mit ihnen zum Arzt, prüfen, welche Schule für sie die richtige ist, bestärken sie in ihren Fähigkeiten und Hobbys. Manche Mädchen brauchen nur eine Pause von Zuhause und gehen dann zurück, für andere finden wir eine andere Wohnmöglichkeit.“ Auch die Flüchtlingsmädchen werden rundum versorgt. „Viele waren monatelang unterwegs, kommen meist aus Somalia, Afghanistan oder Äthiopien. Wenn sie bei uns ankommen, kümmern wir uns um einen Vormund, organisieren Deutschkurse und suchen mit ihnen gemeinsam einen Platz, an dem sie dauerhaft bleiben können.“
Ein bisschen wie in einer Familie gehe es hier zu mit strengen Regeln vom Küchendienst bis zu geregelten Schlafenszeiten, mit Taschengeld und gemeinsamen Fernsehabenden. Sind die Monate um und gehen die Mädchen nicht zurück in ihre Familien, dann können sie in die oberen Räume in die stationäre Wohngemeinschaft für Mädchen ziehen. Leiterin Dagmar Kirchmair erklärt: „Auch wir versuchen so zu leben, wie es in einer Familie wäre mit geregeltem Alltag. Das ist alles recht unspektakulär, aber die klare Struktur hilft den Mädchen, zur Ruhe zu kommen und ihrem Leben eine neue Orientierung zu geben.“
„Echt krass, das ist ordentlicher als in meinem Zimmer“, meinen manche Konfirmanden auf dem Rundgang. „Ich frage mich, wie die Mädchen das alles durchstehen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten“, fragt eine andere. „Wir sind hier alle so behütet.“ „Wir haben so oft Null Bock mit Schule und so“, sagt eine andere. „Dabei haben wir gar keinen Grund, wenn man überlegt, was andere Mädchen erleben.“
Den Abschluss der Führung bildet die Mädchen-Schutzstelle in einem kleinen Nebengebäude. „Hier ist 24 Stunden am Tag jemand da und nimmt Mädchen in Empfang, denen etwas passiert ist und die nicht weiter wissen. Jungen sind hier nicht erlaubt“, schränkt Thiemeier ein. Doch auch für Jungen in gleicher Situation sei in München gesorgt. „Deren Schutzstelle befindet sich in Moosach.“
Für die Konfirmanden ist der Besuch mehr als eine Möglichkeit der Reflektion des eigenen Lebens. „Der Besuch berührt uns alle“, so Pfarrer Hans-Martin Köbler. „Und der Wunsch zu helfen ist auch hier in der diesjährigen Gruppe groß. Die ganze Kollekte des Vorstellungsgottesdienstes geht bereits an die MädchenRäume. Darüber hinaus habe ich in den letzten Jahren häufig erlebt, dass die Konfirmanden viele Spenden zusammentragen, um mehr zu tun. Ich glaube, das wird in diesem Jahr ähnlich sein.“