Im Radlanhänger hat die junge Mutter an diesem Tag kein Kind transportiert. Sie steht mit ihrem Sperrmüll vor den verschlossenen Türen des Wertstoffhofs in der Lochhausener Straße. Auch ein vollgepackter Transporter ist in die Abbiegespur eingebogen. Doch aus dem Abgeben wird nichts. Der Wertstoffhof bleibt auch nach dem 1. Mai vorerst geschlossen. Durch den Zaun sieht man leere orangefarbene Container und den menschenleeren Hof. Es ist aber nicht die lang angekündigte Auflassung des Wertstoffhofs, wegen derer die Türen verschlossen sind. Der neue Großmengenwertstoffhof in Langwied, der mit seinem futuristischen Design bereits weithin erkennbar ist, ist erst in ein paar Monaten fertig.
Der Wertstoffhof in der Lochhausener Straße hat wegen des Hehlerei-Skandals geschlossen. Vier der zwölf Münchner Wertstoffhöfe wurden nach einer Großrazzia dicht gemacht. Am 2. Mai sollte der Recycling-Hof Lochhausener Straße wieder eröffnen. Das ist laut AWM vorerst aber doch nicht möglich. Videoüberwachung, häufige Wechsel der Mitarbeiter auf den Wertstoffhöfen und verdeckte Ermittler sollen zukünftig Korruptionsskandale verhindern helfen. Im Herbst wird aber endgültig Schluss sein mit dem Standort Lochhausener Straße. Für die Aubinger wird das Müll abgeben dann nicht mehr mit Rückstaus und drangvoller Enge – vor allem an den Samstagen – verbunden sein.
Seit einem Jahr wird in Langwied an der Mühlangerstraße der neue Großmengenwertstoffhof gebaut. Auf rund 28.000 Quadratmetern Fläche werden eine Containerstellfläche für 60 Container, Verwaltungs- und Lagergebäude für Sondermüll und eine Verkehrsfläche mit 60 Parkplätzen entstehen. Die Zufahrt soll 80 Meter lang sein. Um dem Umweltgedanken Rechnung zu tragen, wird auf die Stahlkonstruktion, die bereits fertig aufgebaut ist, eine 4000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage montiert. Sogar die ersten Bäume sind schon gepflanzt.
„Mit dem neuen Großmengenwertstoffhof bieten wir insbesondere den Münchnern im Westen der Stadt eine komfortable Abgabemöglichkeit für Sperrmüll, Gartenabfälle und weitere Wertstoffe. Abfälle können hier künftig kostenfrei in haushaltsüblichen Mengen und gegen Gebühr auch in größeren Mengen abgegeben werden“, versprach Axel Markwardt, Kommunalreferent und Erster Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWM), beim Spatenstich. Der Wertstoffhof an der Mühlangerstraße wird der zweite von drei Großmengenwertstoffhöfen, die über das Stadtgebiet verteilt sein werden. Der erste wurde vor einem Jahr in München-Freimann eröffnet. „Die hohen Besucherzahlen und großen Mengen an abgegebenen Wertstoffen zeigen, dass der AWM hier eine Marktlücke erkannt hat“, berichtete Markwardt. Um allen Münchnern möglichst kurze Anfahrtswege zum nächsten Großmengenwertstoffhof zu bieten, plant der AWM einen dritten Großmengenwertstoffhof im Süd-Osten von München.
Wie die Betriebsform des neuen Wertstoffhofs in Langwied jedoch aussehen wird, ist angesichts des Wertstoff-Skandals noch fraglich. Markwardt lässt nämlich prüfen, ob die Stadt den gesamten Recycling-Betrieb in fremde Hände übergibt, so dass beispielsweise soziale Einrichtungen für die Verwertungen zuständig sein werden. Das Problem der Korruption hätte sich die Stadt dann vom Hals geschafft. Noch ist nichts entschieden und ohne ordentliche Ausschreibung gehe sowieso nichts, betonen die zuständigen Stellen.