Das Neubaugebiet an der Paul-Gerhardt-Allee ist das nächste Großbauprojekt im Stadtbezirk. Im Gleisdreieck auf dem ehemaligen Metro-Gelände sollen in der nun beginnenden Legislaturperiode bis 2018 Wohnraum für 5.500 Menschen sowie 1.500 Arbeitsplätze geschaffen werden. Das große Fragezeichen bisher ist allerdings die verkehrliche Anbindung des neuen Gebietes.
Denn über die Gleise führt bisher kein Weg, nur über die Nussel- und die Frauendorferstraße kann man das Gebiet erreichen. Beide sind Wohngebietsstraße und haben eine Tempo-30-Beschränkung. „Am Anfang der Planungen wurde noch ein Tunnel zur Landsberger Straße berücksichtigt“, so Willy Schneider vom BA. „Doch dieses 60-Millionen-Euro-Projekt ist ad acta gelegt. Ich frage mich, wie dieses ganze Gebiet erschlossen werden soll.“
Schon jetzt klagen die Anwohner über den Verkehr und den Lärm. 8.000 Fahrzeugen fahren täglich über die Nusselstraße. „Nach Abschluss der Arbeiten werden es 15.000 sein, dazu kommen die Busse“, so Schneider. „Das Wohngebiet schafft das nicht.“ Auch Maria Ecke-Bünger von der Interessensvertretung Offenbach-Meyerbeerstraße (IOM) kritisiert, dass die Planer das Wohngebiet isoliert betrachten. „Die Betrachtungen schließen systematisch die angrenzenden Gebiete aus. Das schafft eine unrealistische Insellage. Das Baugebiet muss dringend geöffnet werden“, fordert sie.
Eine mögliche Öffnung könne sein: nach Osten mit einer Radbrücke in Richtung Nymphenburg und nach Süden mit einer Brücke über die Gleise zur zwei Kilometer entfernten Landsberger Straße als Hauptverkehrsstrang. Nach Westen und Norden stünden die Nussel- und die Fraundorferstraße zur Verfügung. „Deswegen ist der von der CSU initiierte und von der BA-Mehrheit unterstützte Antrag auf eine Machbarkeitsstudie zu einer wesentlich kostengünstigeren Brücke endlich der richtige Schritt, um die umliegenden Wohngebiete vor einem Verkehrsinfarkt und unzumutbaren Wohnverhältnissen zu schützen“, so Ecke-Bünger weiter.
Doch gebe es eine weitere Chance zur Erschließung für das Gebiet, betonte BA-Mitglied Maria Osterhuber-Völkl in einem Gespräch mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk. „Rechts und links laufen Schienen an dem Gebiet vorbei. Es ist niemandem vermittelbar, dass die Schienen nicht für einen S-Bahnhalt genutzt werden.“
Noch steht der Bebauungsplan nicht. Bevor dieser endgültig festgezurrt werden kann, muss die Stellungnahme des BA und der Billigungsbeschluss des Stadtrates vorliegen. „Unsere letzte Chance“, meinte Schneider dazu. „Wir müssen dringend an dem Knackpunkt „Verkehrserschließung“ arbeiten und unsere Standpunkte zu einer Brücke und einem S-Bahnhalt darlegen, auch wenn der ganz große Wurf vielleicht nicht mehr gelingt“, ergänzte Osterhuber-Völkl. Und Ecke-Bünger meinte: „Und wir wünschen, dass endlich mit offenen Karten gespielt und unsere Probleme ernst genommen werden. Bleibt die Erschließung des Gebietes über Nussel- und Frauendorferstraße allein, haben wir ein ganz ungutes Gefühl.“