Veröffentlicht am 07.04.2014 16:52

Mittendrin - und bald auch dabei?

Er steckt hinter dem Projekt „Wir sind Karlsfeld”: Peter Freis von der Wirtschaftsförderung der Gemeinde. (Foto: hö)
Er steckt hinter dem Projekt „Wir sind Karlsfeld”: Peter Freis von der Wirtschaftsförderung der Gemeinde. (Foto: hö)
Er steckt hinter dem Projekt „Wir sind Karlsfeld”: Peter Freis von der Wirtschaftsförderung der Gemeinde. (Foto: hö)
Er steckt hinter dem Projekt „Wir sind Karlsfeld”: Peter Freis von der Wirtschaftsförderung der Gemeinde. (Foto: hö)
Er steckt hinter dem Projekt „Wir sind Karlsfeld”: Peter Freis von der Wirtschaftsförderung der Gemeinde. (Foto: hö)

Links die A8 und rechts die A92, Dachau im Norden und München im Süden. Und dazwischen? Dort liegt Karlsfeld. Genau das ist das Dilemma, und zwar nicht nur aus geographischer Sicht. Dem ohnehin angeschlagenen Gewerbestandort fehlt der wirtschaftliche Kern, das Miteinander der ansässigen Firmen, der Dialog. Um die Zusammenarbeit zwischen den Karlsfelder Unternehmen zu fördern, lud das Firmennetzwerk „Wir sind Karlsfeld” vergangene Woche zu einem ersten Netzwerktreffen ein. Trotz Kaiserwetters und Champions League Viertelfinalspiels nahmen rund 150 Gewerbetreibende und Selbstständige die Möglichkeit zum Netzwerken im Bürgerhaus wahr.

„Wir sind mittendrin und trotzdem nicht dabei.” Kurz und schmerzlos veranschaulichte Miriam Hohenfeldt vom Firmennetzwerk anhand einer Skizze das Dilemma, in dem sich der Wirtschaftsstandort Karlsfeld befindet. Wie die Autobahnen und Bundesstraßen, die Karlsfeld einkesseln, fließt auch das wirschaftliche Netz nur um die Gemeinde herum, statt mittendurch.

Wir-Gefühl statt Konkurrenzdenken

Eben dies soll sich ändern. Der erste Schritt, um den Standort Karlsfeld auch nach außen hin attraktiver zu machen, ist ein funktionierendes Netzwerk innerhalb der Gemeinde. Wir-Gefühl statt Konkurrenzdenken, so das Ziel. Die Wirtschaftsförderung rief daher Anfang des Jahres das Firmennetzwerk „Wir sind Karlsfeld” ins Leben, ein Zusammenschluss der Gemeinde und mehrerer Karlsfelder Unternehmen.

„Wir haben ein Imageproblem”

Peter Freis von der Wirtschaftsförderung bringt die Problematik auf den Punkt: „Wir in Karlsfeld, zwischen Dachau und München, haben ein Imageproblem. Es gibt keinen Kern, speziell im Wirtschaftsleben. Die Standortfaktoren sind gut, aber wir verkaufen uns schlecht.” In regelmäßigen Abständen will der Arbeitskreis deshalb Veranstaltungen für Unternehmen abhalten.

„Potential positiv nutzen”

Insgesamt sind in Karlsfeld 1300 Gewerbetreibende angesiedelt. „Es steckt viel Potential in unserer Gemeinde und das wollen wir positiv nutzen,“ so Bürgermeister Stefan Kolbe bei seiner Begrüßungsrede. Die Lösung: Netzwerken, oder auch „networking” genannt. Netzwerken, das bedeutet den Dialog zu suchen, sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Allem voran steht beim Netzwerken jedoch das Kennenlernen. Das Auftakttreffen im Bürgerhaus bot den Gästen ein Forum für eine erste Annäherung.

Wie wichtig der persönliche Austausch untereinander ist, berichteten die Mitglieder des Firmennetzwerks. „Wenn Du keinen kennst, bist du auch keiner”, so Michael Gold von der Karlsfelder Werbegemeinschaft, der vor 20 Jahren nach Karlsfeld kam. Auch Christiane Wittig erzählte von ihren anfänglichen Schwierigkeiten als „zuagroaste“ Unternehmerin. Erst seit sie sich im Firmennetzwerk mit anderen austauschen kann, fühlt sich die gebürtige Berlinerin in Karlsfeld so richtig daheim. Als überzeugte Netzwerkerin weiß sie: Networking beginnt schon im alltäglichen Leben, beim Plausch im Supermarkt oder beim Gassi gehen.

Jetzt wird genetzwerkt!

Dennoch gibt es beim beruflichen Netzwerken auch einiges zu beachten. Offenheit und das Interesse am Menschen sei ebenso wichtig wie die Vorzüge des eigenen Unternehmens zu kennen und Konkurrenz akzeptieren zu können, erklärte Miriam Hohenfeldt. Ganz dem Motto der Veranstaltung entsprechend hieß es nach dem offiziellen Teil deshalb: Jetzt wird genetzwerkt! Bei Speis und Trank konnten die Gäste die Spielregeln des Netzwerkens sofort in die Tat umsetzen und sich an Tischen zu unterschiedlichen Themenbereichen austauschen.

Kennenlernen, austauschen, diskutieren

Dass der Bedarf für eine Netzwerkveranstaltung gegeben war, zeigte sich am Thementisch „Auto und Technik”. Denn trotz der überschaubaren Einwohnerzahl Karlsfelds sind sich viele Unternehmer noch nie persönlich begegnet, wie etwa das Ehepaar Bunk vom Reiseladen und Nicola Schuster und Thomas Kölbl von Auto Rapp. „Wir sind seit 20 Jahren in Karlsfeld und kennen uns trotzdem nicht“, so Gabriele Bunk.

Im Bereich „Gastro und Soziales” wurde es hingegen politisch. Dort hatten sich die Lokalpolitiker Holger Linde (CSU) und Jochen Seyboth (Bündnis) zusammengefunden und diskutierten – wie könnte es anders sein – über die Zukunft der Karlsfelder Gewerbeentwicklung. Dass die beiden bei dem Thema nicht ganz konform gehen, zeigte sich in einem hitzigen Gespräch. Aber Netzwerken heißt eben auch, Konkurrenz zu akzeptieren. Und wenigstens in einem Punkt waren sich die Beiden einig: „Es ist wichtig, zu reden.” Und ebendies taten die Gäste gerne und ausgiebig.

Am Ende hatte die Veranstaltung ihr Ziel erreicht: Die Unternehmer waren so tief im Gespräch versunken, dass Miriam Hohenfeldt sie gleich mehrfach bitten musste, ihre Plätze wieder einzunehmen. Das Schlusswort gehörte dann Wirtschaftsförderer und Initiator der Netzwerks, Peter Freis. Er ist sich sicher: „Mittelfristig werden wir alle Probleme lösen können.”

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