Im Sprengel der Grundschule an der Manzostraße gibt es einen „gravierenden Mangel an Kindergarten- und Hortplätzen“. Dies beklagt der Elternbeirat des „Hauses für Kinder Maria Trost I“. Der im Schulsprengel Manzoschule aufgrund des starken Zuzugs junger Familien immer größer werdende Bedarf an Betreuungsplätzen – insbesondere für Kindergarten- und Schulkinder – könne mit den vorhandenen Plätzen bei Weitem nicht gedeckt werden. „Im Schulsprengel Manzoschule sind in den letzten Jahren überproportional viele Wohnungen fertig gestellt worden“, erklärt der Elternbeirat des Kindergartens in einem Schreiben an die Bezirksausschüsse Allach-Untermenzing (BA 23) und Moosach (BA 10). Der Ausbau der Betreuungseinrichtungen hinke dagegen hinterher oder sei gar nicht einmal in Angriff genommen worden.
„Die Stadt schläft da ein bisschen“, bestätigt auch Ingrid Hofmann. Erst kürzlich hatte das Referat für Bildung und Sport erklärt, dass es keinen „eklatanten Mangel“ an Kinderbetreuungsplätzen in Allach-Untermenzing feststellen könne (der Werbe-Spiegel berichtete). Eine Behauptung, die die Leiterin des „Hauses für Kinder Maria Trost I“ nicht nachvollziehen kann. „Dass es hier keinen Handlungsbedarf geben soll, verwundert mich sehr. Die Situation ist durchaus gravierend, da gibt es nichts schön zu reden.“
Das bestätigen auch die betroffenen Eltern. Durch den fehlenden Ausbau an Betreuungseinrichtungen würden die Wartelisten für einen Kindergarten- beziehungsweise Hortplatz immer länger. „Das ist dann tatsächlich wie ein Lottogewinn“, erklärte eine Vertreterin des Elternbeirates des Kinderhauses Maria Trost I auf der jüngsten Sitzung des BA 23. Ein Lottogewinn sei sogar fast wahrscheinlicher, als im Schulsprengel Manzoschule einen Betreuungsplatz für Über-Dreijährige zu bekommen. Die Eltern richten daher einen dringenden Appell an die zuständigen Bezirksausschüsse. Es bestehe ein nicht mehr zu beschönigender, erheblicher Nachholbedarf. „Kinderkrippen gibt es ausreichend“, sagt Ingrid Hofmann. Hier gehe der Ausbau gut voran. Was jedoch fehle, sind Kindergartenplätze. „Wir haben immer wieder das Problem, dass Kinder, die in die Krippe gehen, keinen Kindergartenplatz bekommen.“
Im „Haus für Kinder Maria Trost I“ stehen bereits aus dem vergangenen Jahr 35 Kinder auf der Warteliste für den Kindergarten, davon haben 20 Familien schon jetzt bestätigt, dass sie nach wie vor einen Kindertagesplatz benötigen. Zu dieser Zahl kommen zusätzlich 108 Neuanmeldungen für das Schuljahr 2014/15. Dem stehen 28 frei werdende Plätze für das Schuljahr 2014/15 gegenüber. Und auch bei den Hortplätzen sieht es nicht besser aus. Im kommenden Schuljarh werden rund 120 Kinder in der ersten Klasse der Manzoschule beginnen. Damit sei die Schule mit fünf Klassen pro Jahrgang absolut an ihrer Kapazitätsgrenze, klagen die Eltern. Im Haus für Kinder Maria Trost I befinden sich derzeit 28 Vorschulkinder, die allesamt im September eingeschult werden. Derzeit liegen für den Hort 19 Anmeldungen vor. Frei werden aber voraussichtlich nur ganze fünf Plätze.
Ähnlich gravierend ist die Situation auch in der integrativen Einrichtung „Haus für Kinder Maria Trost 2“: Insgesamt kommen hier mehr als 90 Anmeldungen auf ganze 18 bis 23 frei werdende Kindergartenplätze sowie bei den Integrationskindern auf null bis fünf frei werdende Plätze schon jetzt mindestens fünf angemeldete Kinder. Und auch die Hortsituation gestaltet sich kaum besser. Im Haus für Kinder 2 liegen mindestens zwölf Anmeldungen für die Schulkinderbetreuung vor, von denen schon jetzt klar ist, dass sie fast allesamt nicht zum Zug kommen werden.
„Die endgültigen Zahlen ergeben sich allerdings erst nach der Schuleinschreibung“, betont Ingrid Hofmann. Der allgemeine Anmeldetag für Kindergärten, Horte und Häuser für Kinder findet auch heuer – am 2. April – zeitgleich mit der Schuleinschreibung statt. Eltern, die dann trotz Vormerkung in einer oder mehrerer Einrichtungen, für ihr Kind ausschließlich eine Absage erhalten haben, können sich ab Mai im Referat für Bildung und Sport an die sogenannte KITA-Elternberatung wenden. „Da habe ich mit der Terminierung ein großes Problem“, erklärt die Leiterin des Kindergartens in der Rueßstraße 47 weiter. „Die Eltern möchten doch zeitnah wissen, ob sie einen Platz bekommen haben oder nicht. Dass dann erst ab Mai eine Beratung möglich ist, ist aus meiner Sicht zeitlich nicht gut terminiert, weil dann bis September die Zeit immer knapper wird.“ Die KITA-Elternberatung hat die Aufgabe, den Eltern von Kindern im Alter von null bis sechs Jahren, die kein Platzangebot erhalten haben, Beratung und Unterstützung zu bieten und damit die Kitas vor Ort zu entlasten.
Die momentane Situation ist für betroffene Eltern dennoch belastend, nicht wenige sind verzweifelt. Für viele Familien stehe nichts weniger als die hart erarbeitete Existenz auf dem Spiel, da für den Fall, dass sie keinen Betreuungsplatz für ihr Kind bekommen, ein Partner oder sogar der alleinerziehende Elternteil seinen Beruf aufgeben müsse, betont der Elternbeirat des Kinderhauses Maria Trost 1 weiter. „Dies darf und kann in einer Stadt wie München, die sich Fortschrittlichkeit und (vermeintliche) Familienfreundlichkeit nur allzu gerne auf die Fahne schreibt, nicht sein.“ Es müsse gehandelt und der gravierende Missstand beseitigt werden. Deshalb hat der Elternbeirat zudem eine Unterschriftenaktion gestartet, die den Bezirksausschüssen am 2. April übersendet werden soll.