Allach hat genug – unter diesem Motto brachten auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23) zahlreiche Anwohner der Schöllstraße ihren Unmut über den geplanten Anbau an die bestehende Wohnungslosenunterkunft in der Schöllstraße 2 zum Ausdruck. „Wir haben innerhalb einer Woche 580 Unterschriften gesammelt“, erklärte Michael Finsinger, Sprecher der Anwohner. „Wir haben genug an sogenannten sozialen Einrichtungen.“ Auch Heike Kainz, die Vorsitzende des BA 23, bestätigte die Planungen: „An das bereits vorhandene Gebäude in der Schöllstraße 2 soll ein Erweiterungsbau in gleicher Größe hinzugefügt werden. Bei den Anwohnern sind nun die Befürchtungen entstanden, dass dort ein Heim für Drogensüchtige oder ähnliches hinkommen soll. Wir müssen gemeinsam überlegen, wie wir damit nun umgehen.“ Kainz betonte, dass sie auf Nachfrage vom Sozialreferat erfahren habe, dass im vorderen Teil wohnungslose Familien, meist Flüchtlinge, untergebracht seien. „Nach meinen Informationen soll im zweiten Gebäude wohnungslose Einzelstehende und Paare unterkommen.“
Finsinger betonte, dass die Aussage von der Unterbringung von Paaren und Einzelpersonen vieles offen lasse. „Die Gerüchte könnten auch wahr sein“, erklärte er und verwies darauf, dass es schon in der Realisierungsphase des bestehenden Gebäudes eine aktive Verschleierung des Verwendungszwecks gegeben habe. Damals sei von einem Hotel die Rede gewesen. Zudem gebe es Planungsdefizite. „Bis heute gibt es keinen Spielplatz, trotz bis zu 66 Kindern, und auch keine Parkplätze“, sagte Finsinger. Fakt sei jetzt, dass der Bau als dauerhafte Bleibe genutzt werde. Bereits 2010 hatte es massive Proteste der Anwohner gegen die Wohnungslosenunterkunft in der Schöllstraße gegeben. „Ein Hotel hätte ja nach Zivilisation geklungen. Das Viertel verträgt wahnsinnig viel, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein und das ist jetzt der Fall. Wir wollen als mündige Bürger und Anwohner des Viertels akzeptiert und damit informiert werden über das geplante Gebäude in der Schöllstraße 2.“
Finsinger erläuterte unter anderem die schon bestehende Situation im näheren Umfeld der Schöllstraße: neben dem bereits bestehenden „Hotel“ und dem weiteren geplanten Bau gebe es dort zum Beispiel in der Georg-Reismüller-Straße das Männerwohnheim des Internationalen Bundes sowie ein Arbeiterwohnheim. In der Pasteurstraße 8 bis 14 seien KomPro/B-Bauen entstanden, „das ist eine Unterkunft für Wohnungslose, die zu Teilen mit Bewohnern der Schöllstraße 2 bewohnt werden“, erklärte er. Zudem gebe es in der Pasteurstraße „ein überwiegend mit Bulgaren belegtes“ Arbeiterwohnheim. „Wir wohnen mitten in einem Brennpunkt“, erklärt Finsinger. Dazu komme noch die Situation auf dem ehemaligen Junkers-, Hoch-Tief- und Diamaltgelände. „Dort wird mit abgewrackten LKW und Elektroschrott gehandelt. Wir sind das Müllviertel überhaupt.“
Die Bürger der Schöllstraße machten in der Sitzung des BA 23 ihr Anliegen deutlich. Sie fordern unter anderem einen Bebauungsplan, einen Bauplan sowie einen Zeitplan für den Bau. Zudem müsse es eine Beteiligung der Nachbarn geben. „Wir möchten auch die Details zu den Vereinbarungen zwischen der Stadt beziehungsweise der Regierung von Oberbayern und dem Betreiber wissen und eine Zusage bekommen, wer genau untergebracht werden soll und wie lange“, sagte Finsinger.
Durch die Planungsfehler gebe es schon jetzt in der Schöllstraße ein Parkplatz- und Verkehrschaos. Man könne den schleichenden Verfall des Wohnviertels sowie einen Wertverfall des bestehenden Bestandes beobachten. Außerdem sei der soziale Frieden gefährdet. „Auch die Ausbildung unserer Kinder leidet“, betonte Fisinger weiter. „Wir haben Angst um unsere Kinder, denn das Gebiet liegt in unmittelbarer Nähe zu Schule und Hort.“ Zudem führe der Schulweg für viele Kinder direkt durch das betroffene Gebiet. Um sich gegen die Planungen zu wehren, überlege man nun eine Bürgerinitiative zu gründen.
„Das ganze Geviert beobachte ich mit großer Sorge“, sagte Kainz. „Das liegt auch daran, dass das Junkersgelände nicht so überplant wird, wie es eigentlich sollte. Man hangelt sich von Zwischennutzung zu Zwischennutzung.“ Aus diesem Grund werde es in Kürze eine Sondersitzung zum Thema Schöllstraße geben, „zu der Vertreter aus den zuständigen Referaten eingeladen werden“, schlug Kainz vor. „Es ist gut, dass sehr viele Bürger kommen, damit auch die Stadt sieht, wie groß das Engagement der Bürger ist. Wir wollen von der Stadt vernünftige Aussagen.“ Es gebe zwar noch keinen Bauantrag, aber er sei in Arbeit. „Deshalb müssen wir uns jetzt intensiv damit beschäftigen. Ob wir ein Anhörungsrecht bekommen, stelle ich in Frage – aber wir werden es fordern.“ Falk Lamkewitz von den Grünen betonte, „dass wir schon im Vorfeld der Sondersitzung detaillierte Informationen bekommen sollten, damit wir nicht in der Sitzung überrumpelt werden.“