Alles wieder auf Null: die Planungen für einen Neubau des Hans-Sieber-Hauses in der Manzostraße 105 haben sich geändert und eine neue Richtung bekommen. Möglicherweise wird das Pflegeheim nun an einem anderen Standort neu gebaut. Dies zumindest hat sich auf der Sondersitzung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23) zum geplanten Abriss und Neubau der Einrichtung, an der auch Münchenstift-Geschäftsführer Siegfried Benker und Sozialreferentin Brigitte Meier teilgenommen haben, herauskristallisiert.
„Wir haben lange überlegt, weil es gegen die ursprüngliche Planung, nämlich nördlich des Hans-Sieber-Hauses ein neues Haus zu errichten, erhebliche Proteste gab“, erklärte Siegfried Benker. Unter anderem hätten bei einem Abriss und Neubau des Hans-Sieber-Hauses die Kapelle, der Kinderspielplatz, der Baumbestand und auch die sozialen Einrichtungen weichen müssen. Dies hatte bei den Bürgern und auch beim BA 23 sehr großen Unmut ausgelöst. „Das Ganze ist ein wichtiges Thema für den Stadtbezirk Allach-Untermenzing“, betonte dementsprechend auch Heike Kainz.
Benker erklärte die neuen Pläne: „Uns wurde ein Grundstück an der Franz-Nißl-Straße angeboten. Wir haben es geprüft und das Gefühl, dass es auch gehen würde.“ Geplant ist seinen Angaben nach ein Seniorenheim mit 196 Pflegeplätzen und 33 Plätzen für Wohnen mit Service. Das Hans-Sieber-Haus an seinem jetzigen Standort zu erhalten mache zum einen aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten keinen Sinn, zum anderen entspreche es nicht mehr den Anforderungen moderner Pflege. „Wir haben seit 1998 15 Millionen in die Sanierung gesteckt. Aber das ist ein Fass ohne Boden.“ Dies bestätigte auch eine Bewohnerin des Hans-Sieber-Hauses: „Ich wohne dort nun seit neun Jahren und kenne die Verhältnisse vor Ort sehr gut. Das Haus ist nicht mehr sanierbar“, erläuterte die Frau. „Wir machen einiges mit, wenn die Heimleitung und die Handwerker versuchen, die Probleme in den Griff zu bekommen.“ Momentan läuft nach Benkers Angaben eine Ausschreibung. Wenn diese abgeschlossen ist, „wissen wir, wie es steht. Das wird voraussichtlich im Sommer nächsten Jahres sein. Wie hoffen, dass wir dann Ende 2015 anfangen könnten zu bauen.“
Wenn auf das Grundstück in der Franz-Nißl-Straße ausgewichen werden würde, könnte auch die Emmaus-Kapelle erhalten bleiben. „Da hatte ich sehr viele Rückmeldungen bekommen und gemerkt, wie wichtig es ist, dass die Kapelle erhalten bleibt“, betonte Benker. „Und auch das ASZ könnte an seinem jetzigen Standort bleiben – zumindest als Zweigstelle, weil das eigentliche ASZ ja an den Oertelplatz kommen soll.“ Das Ziel der Münchenstift sei es vor allem, Senioren zu ermöglichen, „so lange wie möglich alleine leben zu können.“
Doch nicht alle der rund 150 anwesenden Bürger zeigten sich mit den neuen Planungen einverstanden. So beklagte eine Frau zum Beispiel die fehlende beziehungsweise schlechte Busverbindung in die Franz-Nißl-Straße oder auch an den Oertelplatz. „Wir sind hier auf dieser Seite der Bahnlinie doch ohnehin das Stiefkind“, sagte sie. Auch Heike Kainz konnte diese Bedenken nachvollziehen. „Wir haben hier einfach die leidige Bahnlinie, die uns an vielen Stellen im Stadtviertel Probleme macht. Sie ist vor allem für ältere Menschen eine oft unüberwindbare Barriere.“ Man habe sich im BA 23 sehr über den Standort für ein neues Pflegeheim an der Franz-Nißl-Straße gefreut, „allerdings als zusätzlichen Standort.“ Eine andere Bürgerin wies darauf hin, dass die Franz-Nißl-Straße den Verkehr gar nicht aufnehmen könne. „In der Manzostraße sind die Straße und die Gehwege viel breiter. Deshalb ist es hier die schönste Stelle für das Hans-Sieber-Haus“, sagte die Frau.
Viele der anwesenden Bürger wollten zudem natürlich auch wissen, was mit dem Grundstück an der Manzostraße 105 passieren soll, sofern das Hans-Sieber-Haus in die Franz-Nißl-Straße umgesiedelt wird. „Diese Entwicklung gibt uns grundsätzlich neue Möglichkeiten“, betonte Sozialreferentin Brigitte Meier. Da das Grundstück der Stiftung Fonds Münchner Altenhilfe gehöre, hätte man bestimmte Auflagen, weil der Stiftungszweck erfüllt werden müsse. „Sollte die Münchenstift das Pflegeheim an der Franz-Nißl-Straße bauen, dann werden wir das Gelände an der Manzostraße komplett neu überplanen“, so Meier. „Da ergeben sich ganz neue Alternativen – unter anderem denken wir darüber nach dort Seniorenwohnungen zu bauen.“ Wie und in welcher Form, das stehe allerdings noch nicht fest. Dafür brauche es aber einen neuen Bebauungsplan für das Gelände. Natürlich sei es im Zuge dessen auch denkbar, dass dann an der Manzostraße wieder ein ASZ entstehen könnte. „Ich fände auch die Idee charmant, dass es ein ASZ am Oertelplatz und einen Ableger in der Manzostraße gibt“, sagte die Sozialreferentin.
Neben zahlreichen Bürgern waren auch Mitglieder des Moosacher Bezirksausschusses anwesend, die sich ebenfalls für den Erhalt des ASZ in der Manzostraße aussprachen. „Ich kann nicht verstehen, warum das ASZ nicht hier bleiben kann“, betonte Hannelore Schrimpf. „Die Leute orientieren sich nicht an Stadtgrenzen.“ Und ihre BA-Kollegin Kathrin Koop ergänzte: „Das ASZ in der Manzostraße ist auch für viele Moosacher Bürger von großer Bedeutung. Es ist eines der besten ASZs in ganz München.“
Am Ende der Veranstaltung war klar, dass das Hans-Sieber-Haus, so wie es jetzt dasteht, wohl kaum eine Zukunft haben wird. „Da dürfen wir uns sich keinen Illusionen hingeben“, betonte auch Heike Kainz. „Für uns ist wichtig, dass wir ein Gesamtkonzept bekommen, damit das soziale Gebilde in Untermenzing erhalten bleibt.“ Der BA 23 wird das Thema in seiner nächsten Sitzung am 12. November um 19 Uhr im Vereinsheim (Eversbuschstr. 161) behandeln und dort eine Stellungnahme beschließen. „Das wird nicht einfach werden. Aber wir setzen uns noch einmal intensiv mit dem Thema auseinander“, so Kainz. Sollte sich das Gesamtkonzept realisieren lassen, biete es einige Vorteile für den Stadtteil – „aber nur, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind. Da bin ich gespannt und ein gutes Stück misstrauisch. Ich möchte nicht erleben, dass wir hier den ASZ-Standort einbüßen.“