Gesunde Finanzen und solides Wachstum – das sind Attribute, die sich heutzutage die wenigsten Gemeinden und Kommunen an die Brust heften können. Im Würmtaler Planegg gehört Schuldenfreiheit seit einem Vierteljahrhundert zur Tagesordnung. „So soll es auch bleiben“, bekräftigt die amtierende Bürgermeisterin Annemarie Detsch.
Für die kommenden Jahre nehme sich die Gemeinde weiterhin ein ordentliches, nachhaltiges Wirtschaften vor, ohne dass Schulden aufgenommen werden müssen. Dabei seien Riesenprojekte, wie die Fertigstellung des Familienzentrums und die geplante U-Bahn nach Martinsried zu bewältigen.
Den Grundstein für diese Finanzsolidität legte Planegg schon in den Jahren nach dem Krieg. „Die Frage ist immer, wie sich die Rücklagen entwickelt haben und welches Eigentum der Gemeinde gehört“, meint der Kämmerer von 1974 bis 2002, Erwin Holzapfel. Sein Credo „Planegg kann sich alles leisten, nur nicht auf einmal” habe im Gemeinderat jederzeit auf offene Ohren getroffen.
„Die Damen und Herren haben immer schon Notwendiges vom Wünschenswerten unterschieden.“ Doch allein damit sei die Schuldenfreiheit noch nicht erklärt. „Früher war auch das Anspruchsdenken nicht so hoch. Die Bevölkerung war mit wenig zufrieden und auch die Verwaltung hat extrem sparsam gearbeitet.“ Der Bürgermeister von 1990 bis 1996, Alfred Pfeiffer, verweist auf die gut funktionierende Landwirtschaft, die große Brauerei auf Gemeindegebiet und die Unterstützung des Barons Rudolf-von-Hirsch. „Gerade dieser Umstand verhalf der Gemeinde zu viel Rückenwind und nicht zuletzt zu Schenkungen von Grund und Boden.“
„Vor dem Krieg waren wir alle arm wie die Kirchenmäuse“, meint Dieter Friedmann, Bürgermeister von 2002 bis 2008. „Danach kam die Zerstörung. Also hatte jeder gespart, damit es wieder aufwärts ging. Das war schon das Motto vom Bürgermeister Richard Naumann: wir ham nix, deswegen geben wir nix aus!“
Dabei habe Naumann mit seiner kommunikativen und offenen Art sehr viel getan, um gerade Martinsried zu dem weltbekannten Standort für Biochemie zu machen. „Er war derjenige, der die Uni hierher auf 40 Hektar geholt hat. Der Campus gibt uns heute krisenfeste Arbeitsplätze und zieht wiederum selbst viel Gewerbe an“, so Detsch. Überhaupt sei das Gewerbe im Ort so vielseitig und breit gestreut, dass sich Krisen einzelner Branchen kaum auswirken.
„In meiner Amtszeit sind die Rücklagen von fünf auf 20 Millionen DM hochgeschnellt“, berichtet Ulrike Höfer, im Bürgermeisteramt von 1996 bis 2002. „Das war natürlich der Verdienst der Vorgänger, doch auch der „Goldenten“ im Nest wie Philip Morris, Sanacorp, Müller BBM oder anderen großen Unternehmen. So hatten wir zwar auch unsere Probleme, wie die Diskussion übers Bürgerhaus oder eine Eishalle – aber das waren durchweg Luxusprobleme.“
Entscheidend, so Günther Schuppler - Bürgermeister von 1982 bis 1990, sei der gesunde Bevölkerungsmix. „Bei uns ist jede Bevölkerungsschicht vertreten. So bleiben die Ansprüche in einem guten Verhältnis miteinander und die soziale Struktur bleibt gefestigt.“ „Da kommt zurück, dass wir stets zum Wohle der Bevölkerung entschieden haben“, so Höfer. „Planegg ist ein gewachsener Ort mit Perspektive. Das ist kein Werbslogan, sondern Realität. Wir ziehen durch die Familienfreundlichkeit und sicherlich durch unsere wunderbare Umgebung auch immer Leute an. Das sind zufriedene Bürger, die gern bei uns wohnen.“
Doch Bodenständigkeit und Sparsamkeit können allein nicht reichen, um die grundsolide Finanzlage der Gemeinde zu sichern. „Da gibt es in jüngster Zeit immer wieder Gesetze, die ganz bös auf die Gemeinden zurückschlagen“, wie Geschäftsleiter der Gemeinde Stefan Schaudig betont. „Ein Beispiel ist das Betreuungsgesetz, das uns als Gemeinde zwingt, den Rechtsanspruch für junge Eltern auf Kinderbetreuung zu gewährleisten. Staatliche Unterstützung bekommen wir dafür nicht.“
Auch seien die Schwankungen in den Steuereinnahmen gewaltig im Vergleich mit der Situation von noch vor zehn Jahren. „Und nicht zuletzt müssen wir unsere vielen Errungenschaften und gewachsene Verwaltung betreuen und erhalten“, so Detsch. „Auch hierfür müssen wir viel einplanen. In Zukunft müssen wir sehr genau hinschauen und alle Investitionen mit Augenmaß ausführen, damit unsere Finanzlage so bleibt, bezahlbarer Wohnraum, Sozialverträglichkeit und Familienfreundlichkeit mit eingeschlossen.“