Veröffentlicht am 15.07.2013 15:48

„Das wäre einmalig in München“

An die Haushalte in Allach werden Flyer verteilt, um so auf das neue Projekt aufmerksam zu machen. (Foto: pi)
An die Haushalte in Allach werden Flyer verteilt, um so auf das neue Projekt aufmerksam zu machen. (Foto: pi)
An die Haushalte in Allach werden Flyer verteilt, um so auf das neue Projekt aufmerksam zu machen. (Foto: pi)
An die Haushalte in Allach werden Flyer verteilt, um so auf das neue Projekt aufmerksam zu machen. (Foto: pi)
An die Haushalte in Allach werden Flyer verteilt, um so auf das neue Projekt aufmerksam zu machen. (Foto: pi)

Im 23. Stadtbezirk soll eine Nachtbetreuung für Demenkranke entstehen. Das zumindest ist das neue Projekt des Vereins wohlBEDACHT e.V. in Zusammenarbeit mit der Tagesbetreuung RosenGarten. Beide sind gemeinsam seit vielen Jahren auf diesem Gebiet tätig. „Wir sehen mit Freude, wie nicht nur die Patienten – wir nennen sie Gäste – sondern auch und besonders deren zuweilen an der Grenze der Überforderung stehenden Angehörigen von unserer Arbeit profitieren“, erklären die beiden Vorstandsmitglieder des Vereins, Annette Arand und Sonja Brandtner. Aus vielen Dankesbekundungen wisse man, dass oftmals allein durch die Möglichkeit der Aufnahme der Gäste, die aus allen Stadtteilen Münchens kommen, der Einzug in ein Heim vermieden werden könne.

Doch bis heute bestehe eine Lücke in der Versorgung, wie wohlBEDACHT e.V. zusammen mit dem RosenGarten sie bieten können. Zum einen gibt es zwar in der Eversbuschstraße 171, wie auch in Riem, eine rund um die Uhr betreute Wohngemeinschaft dementer Personen. Zum anderen bietet der RosenGarten eine fachkundige Tagesbetreuung vom Vormittag bis zum Nachmittag an, nur in Einzelfällen ist es auch möglich, provisorisch zu übernachten.

Einmalige Gelegenheit

Was fehlt, wofür aus Sicht von wohlBEDACHT e.V. aber eine steigende Nachfrage besteht, ist eine Betreuung von Fall zu Fall auch während der Nacht. Um diese einzurichten, bietet sich dem Verein gerade eine einmalige Gelegenheit in einem frei gewordenen ehemaligen Restaurant in der Franz-Nissl-Straße. Die dort frei gewordenen Räume sind dem RosenGarten direkt benachbart, gehören demselben Vermieter und könnten vom Verein kostendeckend bewirtschaftet werden. Eine Kooperation mit dem RosenGarten würde dabei die Kosten für die Nachtbetreuungsgäste im Rahmen halten. „Der laufende Betrieb wäre finanzierbar“, sagt Sonja Brandtner.

Und Annette Arand ergänzt: „Eine Nachtbetreuung ist dringend nötig.“ Dies habe auch die Stadt in einer Bedarfsermittlung im Bereich Pflege festgestellt. „Wir könnten die Räumlichkeiten in der Franz-Nissl-Straße gemeinsam mit dem RosenGarten nutzen und dafür die Wand durchbrechen. So würden die Räume der Nachtbetreuung tagsüber den Aufenthaltsbereich der Tagespflege erweitern und einen Ausbau der Tagesbetreuung von 11 auf 16 Plätze ermöglichen.“ Nachts erweitern die Räume des RosenGartens zudem die Nachtbetreuung. „Wir würden auch einen Teil der Büros in den Räumlichkeiten des ehemaligen Lokals unterbringen können“, erklärt Arand weiter.

Es fehlt das Geld für den Umbau

Natürlich wäre zuvor ein Umbau nötig. Kleinere Zimmer müssen eingerichtet werden, ebenso ein geeignetes Bad und Sonstiges im Sanitärbereich. Und auch der kleine Garten soll ansprechend gestaltet und eingezäunt werden, damit sich die Betreuungsgäste ungefährdet vom Verkehr an der frischen Luft aufhalten können. Mit den laufenden Einnahmen der Nachtbetreuung können diese Investitionskosten nach Angaben der beiden Vereinsvorsitzenden jedoch nicht gedeckt werden. In der Summe haben sie dafür, ohne jeden Luxus, etwas mehr als 100.000 Euro veranschlagt. „Das Geld haben wir nicht“, sagt Annette Arand. Zwar hoffe man auf einen weiteren Zuschuss der öffentlichen Hand. Trotzdem werden aber unbedingt auch eigene Mittel gebraucht, die für dieses Vorhaben streng zweckgebunden eingesetzt werden. „Wir haben momentan 21.500 Euro. Der Rest fehlt“, so Sonja Brandtner. Der Vermieter des Objekts sei dem Verein wohlgesonnen. „Er ist uns zum einen bei der Miete entgegengekommen und gibt uns bis Ende August Zeit, die Finanzierung des Umbaus auf die Beine zu stellen.“

Seit zwei Jahren schon erbringt der RosenGarten in der Höcherstraße 7 bei Bedarf und in Einzelfällen auch Nachtbetreuung, da sich herausgestellt hat, dass dies manchmal für den Betroffenen oder seine Familie eine höhere Entlastung bringt, als die Betreuung tagsüber. Mittlerweile hat der RosenGarten nachts bis zu sechs Gäste, was die Kapazität der Räumlichkeiten sprengt. Aus Sicht von Annette Arand und Sonja Brandtner ist damit die Grenze zur Einführung eines dauerhaften Angebots erreicht. Es ist eine neue Strategie erforderlich, denn die Nachtbetreuung ist für den RosenGarten noch kostenintensiver als die Tagesbetreuung, wegen des vergleichsweise höheren Personalschlüssels.

Keine Fördergelder

Als GbR ist der Rosengarten allerdings nicht gemeinnützig und kann für den Umbau und die Ausstattung keine Fördergelder bekommen. Die dringend nötige räumliche Erweiterung und bedarfsgerechte Ausstattung kann so nicht erfolgen. Die Folge: Die Schlafzimmer sind provisorisch eingerichtet, zum Beispiel fehlen Pflegebetten. Es fehlt an Platz, Einzelzimmer können nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt werden. Würde es wohlBEDACHT e.V. als gemeinnützigen Verein gelingen, Fördergelder für Umbau, Ausstattung und Organsiation zu akquirieren, könnte der Verein nach eigenen Angaben aus dem temporären und provisorischen Angebot des RosenGartens eine dauerhafte Nachtbetreuung entwickeln. „Wir versuchen mit dem Verein, Projekte auf die Beine zu stellen, wenn der Bedarf hierfür nötig ist“, erklärt Annette Arand. Dies sei bei der Nachtbetreuung definitiv der Fall.

Wenn sich das Projekt realisieren lässt, ist Allach-Untermenzing der einzige Stadtteil Münchens, der mit einer Tages- und Nachtbetreuung, der Demenz-WG, einem Krisendienst, Demenzhelfern und Betreuungsgruppen über ein solch umfangreiches Angebot für Demenzkranke und deren Angehörige verfügt. „Das wäre einmalig in München und würde mich hier für das Viertel freuen“, sagt Sonja Brandtner.

Spendenkonto und Flyerverteilung

Um das Ganze zu stemmen, ist der Verein dringend auf Spenden angewiesen. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende an wohlBEDACHT – Wohnen für dementiell Erkrankte e.V., Volksbank Raiffeisenbank Dachau, Konto 100336025, BLZ 70091500 tun. „Zudem werden wir das Stadtviertel mit einer Verteilaktion auf unser Projekt aufmerksam machen“, betont Annette Arand. Hierfür werde man an die Haushalte eigens gestaltete Flyer verteilen.

Weitere Informationen gibt es per Email an info@wohlbedacht.de oder unter Tel. 81320300.

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