Veröffentlicht am 02.07.2013 14:15

Versuch einer Revolution

Im Kreuzfeuer der Kritik: Peter Geck vom KVR, Bernd Schmiedlau vom Planungsreferat und Helmut Barthe von der MVG (v.l.) auf der Sonderbürgerversammlung im Pasinger Rathaus. Dahinter BA-Vorsitzender und Moderator Christian Müller. (Foto: US)
Im Kreuzfeuer der Kritik: Peter Geck vom KVR, Bernd Schmiedlau vom Planungsreferat und Helmut Barthe von der MVG (v.l.) auf der Sonderbürgerversammlung im Pasinger Rathaus. Dahinter BA-Vorsitzender und Moderator Christian Müller. (Foto: US)
Im Kreuzfeuer der Kritik: Peter Geck vom KVR, Bernd Schmiedlau vom Planungsreferat und Helmut Barthe von der MVG (v.l.) auf der Sonderbürgerversammlung im Pasinger Rathaus. Dahinter BA-Vorsitzender und Moderator Christian Müller. (Foto: US)
Im Kreuzfeuer der Kritik: Peter Geck vom KVR, Bernd Schmiedlau vom Planungsreferat und Helmut Barthe von der MVG (v.l.) auf der Sonderbürgerversammlung im Pasinger Rathaus. Dahinter BA-Vorsitzender und Moderator Christian Müller. (Foto: US)
Im Kreuzfeuer der Kritik: Peter Geck vom KVR, Bernd Schmiedlau vom Planungsreferat und Helmut Barthe von der MVG (v.l.) auf der Sonderbürgerversammlung im Pasinger Rathaus. Dahinter BA-Vorsitzender und Moderator Christian Müller. (Foto: US)

Zur Sondereinwohnerversammlung für die Pasinger Wohngebiete zwischen Weinbergerstraße, Landsberger Straße, Am Knie und Planegger Straße über die brisanten Themen Verkehr – Parken – Buslinien erschienen rund 200 Anwohner – so viele, dass der Sitzungssaal im Pasinger Rathaus aus allen Nähten platzte. BA-Vorsitzender Christian Müller hatte zwar mit viel Interesse gerechnet, „aber dieser Andrang war überraschend.“ Mit ihm auf dem Podium saßen Peter Geck vom KVR, Bernd Schmiedlau vom Planungsreferat und Helmut Barthe von der MVG.

Das erste Thema des Abends, „Führung der Buslinien“, erschöpfte sich bereits nach zehn Minuten. Denn trotz Bürgeranträgen im Vorfeld der Veranstaltung stimmten die Anwesenden einstimmig dafür, dass alles so bleibt wie gehabt und die Bäckerstraße nun doch keine Linienführung aufnehmen solle.

Unzumutbarer Stau in den Wohnstraßen

Dafür nahmen die Diskussionsbeiträge zur Parksituation und Verkehr kein Ende. Die Bürgerinitiative in der Gräfstraße hatte einen Vortrag für ihre Anträge vorbereitet, den Sprecher Alfred Laut damit einleitete: „Unser Antrag ist der Versuch einer Revolution. Denn wir plädieren für die Sperrung der Einmündung Gräf-/ Planegger Straße für den Kfz-Verkehr.“ Jeweils morgens und abends staue sich dort der Verkehr über 100 Meter. Dieser Zustand habe sich nach der Schließung des Marienplatzes drastisch verschlimmert.

Ein Vorbild dafür gebe es in München auch schon, nämlich in der Geiselgasteigstraße in Harlaching, so Laut. Selbst unsicher über solch einen verkehrlichen Einschnitt habe die Initiative diesen Antrag bereits in der Nachbarschaft vorgestellt und an einem Wochenende von über 300 Leuten die Zustimmung bekommen. „90 Prozent der direkt betroffenen Anwohner befürworten unseren Antrag, auch wenn sie selbst dabei Umwege in Kauf nehmen müssen.“

Statt St. Florian lieber gemeinsames Vorgehen

„Die neuralgische Stelle für den Verkehr in Pasing ist doch schon Am Knie“, entgegnete ein Anwohner der Bodenstedtstraße. „Hier werden die Autofahrer nicht auf die NUP verwiesen. Da beginnt der Schleich- und Durchgangsverkehr!“ Der würde innerhalb Pasings dann so schlimm, dass Anwohner der Ebenböckstraße locker fünf Minuten warten müssten, bevor sie aus ihrer Einfahrt fahren könnten, schimpfte eine dortige Anwohnerin.

Parkplätze seien in diesem Endlos-Stau überhaupt nicht mehr zu finden, „die sind nämlich durch Autos mit den Kennzeichen FFB, LL, A und DAH belegt“, meinte ein Bürger aus der Peter-Putz-Straße. Die beantragte Sperrung der Gräf-/Planegger Straße könne er nicht unterstützen, „das ist für mich Handeln nach dem Floriansprinzip.“

Keine falschen Versprechungen!

300 durchfahrende Fahrzeuge innerhalb einer Stunde hatten Bürger in der Peter-Putz-Straße gezählt, davon acht Schwerlastfahrzeuge, empörte sich eine Anwohnerin. „Das deckt sich mit unseren Zählungen“, bestätigte Geck. „Nur ist das nicht viel für eine Wohnstraße.“ Das Pasinger Verkehrskonzept beruhe auf der NUP und die sei erstens noch zu jung, um von allen Autofahrer akzeptiert zu werden, und zweitens noch von aktuellen Baustellen verdeckt.

Besonders heftig kritisierte dies BA-Mitglied Willy Schneider: „Lassen Sie sich nicht auf falsche Versprechungen ein!“, wandte er sich an die Bürger. „Verbünden Sie sich mit dem Norden von Pasing!“ Dort habe die Stadt lange Zeit den Paul-Gerhardt-Tunnel versprochen. „Darauf hat das Konzept beruht. Davon ist nichts geblieben und jetzt ersticken wir als Anwohner im Verkehr.“

Millionenschwere NUP unausgelastet?

Und sein BA-Kollege Sven Wackermann meinte verärgert: „Wo bleibt ein stimmiges Verkehrskonzept, das wir vom BA seit Jahren fordern? Die ganze Planung funktioniert hinten und vorn nicht. Welche Lösung bieten Sie nun endlich an? Wie lasten Sie die millionenschwere NUP aus?“, wandte er sich an Geck und Planer Schmiedlau. Geck bot einen Workshop zur Lösungsfindung an, Schmiedlau verwies auf das Ende der Baustellen. „Dieser Zustand dauert noch neun bis zwölf Monate“, so Schmiedlau. „Dann sind die Baustellen größtenteils geräumt und wir beginnen unsere Verkehrszählung zur Durchsetzung unseres Verkehrskonzeptes.“

„Wir reden viel mit den Durchfahrenden“, meinte Ute Schwarz von der Bürgerinitiative Gräfstraße. „Viele fragen nach der NUP und würden die auch nutzen. Das Problem sind also die fehlenden Schilder dahin.“ Würden die Autofahrer gut zur NUP hingeführt, wäre diese ausgelastet und die Wohngebiete könnten aufatmen.”

Drei Monate Zeit haben nun das KVR und das Planungsreferat, um die vielen Kritikpunkte, Anfragen und Anträge der Anwohner zu bearbeiten. „Ich bin optimistisch, dass wir eine Lösung finden“, meinte Müller abschließend und lobte die Stimmung und Kooperationsbereitschaft der Bürger. „Ich habe selten so eine gut vorbereitete Bürgerversammlung erlebt, bei der auch mit Kritik konstruktiv umgegangen wurde. Die Probleme der Bürger sehen wir deutlich und wir werden uns nach Kräften bemühen, ihnen entgegen zu kommen.“

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