Veröffentlicht am 26.06.2013 00:00

Leib und Leben riskiert

Leib und Leben riskiert (Foto: red)
Leib und Leben riskiert (Foto: red)
Leib und Leben riskiert (Foto: red)
Leib und Leben riskiert (Foto: red)
Leib und Leben riskiert (Foto: red)

Im neuen Wohnviertel im Pasinger Süden an der Planegger Straße angrenzend gibt es nun den Josef-Osterhuber-Platz. Damit würdigt die Stadt München Osterhuber als kritischen Kämpfer gegen die Naziherrschaft. Wie auch seine Zeitgenossen Karl Hromadnik, Hans Weinberger, Otto Dischner, Emil Neuburger, Hans Nimmerfall und viele andere aktiv gegen die braune Hetze auftretende Bürger riskierte Osterhuber Leib und Leben für seine christlich-humanistische Überzeugung.

Verfolgung und Zwangsarbeit

Josef Osterhuber kam 1910 aus dem niederbayrischen Eurasburg ins vorstädtische Pasing. Nach dem Theologiestudium empfing er die Priesterweihe, schlug aber dann doch die Journalistenlaufbahn ein. Er wurde bald Chefredakteur des „Bayerischen Kuriers“ und engagierte sich im Pasinger Stadtrat. Seine Artikel: kritisch-humanistisch-bürgerschaftlich und bedingungslos gegen die aufkommende Nazi-Front gerichtet.

Das brachte ihm schon in den zwanziger Jahren eine Anklage Hitlers wegen Beleidigung ein. Am 1. Juli 1933 schrie ein Mob von rund 150 Leute vor Osterhubers Haus in der Paosostraße 16: „An den Galgen mit dem Volksverräter! Schlagt den Kerl tot!“ Osterhuber kam in SA-Haft, aber wurde zum Glück schon nach zehn Tagen entlassen, weil sich ein Hitlerjugend-Führer für ihn eingesetzt hatte. Die Stelle beim „Bayerischen Kurier“ verlor er sofort. Stattdessen wurde er bis Kriegsende in die Aubinger Dornier-Werke zwangsarbeitsverpflichtet. Sein enger Kollege und Büronachbar Fritz Gerlich hatte weniger Glück, er ließ sein Leben im Dachauer KZ.

Viele Nachteile in Kauf genommen

Enkelin Maria Osterhuber-Völkl wurde erst nach dem Krieg geboren. „Mir sind natürlich die Erzählungen im Elternhaus vertraut. Meinen Großvater habe ich als sehr unterhaltsam und charismatisch in Erinnerung. Er hatte oft Besuch empfangen, mit dem viel diskutiert wurde“, erinnert sie sich. „Und natürlich habe ich die Zeit miterlebt, als er als Geschäftsführer des Verbandes der Berufsjournalisten in Bayern tätig war. Oder wie er 1961 den Bayerische Verdienstorden verliehen bekam.“

Als Kind habe sie oft auf seinem Sofa gesessen und ihm beim Zeitungslesen zugeschaut. „Es imponiert mir sehr, dass mein Großvater viele Nachteile für seine Überzeugung in Kauf nahm. Ich glaube, für ihn war das normal.“ Überhaupt habe sie der Großvater mit seiner kritischen und bedingungslos humanistischen Weltanschauung sehr geprägt. „Das war einfach unser familiärer Hintergrund. Durch meine eigene Familiengeschichte habe ich gelernt, wie wichtig es ist, politisch wachsam zu sein und sich in demokratischen Parteien zu engagieren.“

„Mein Großvater bleibt ein Vorbild”

Bürgerschaftliches Engagement sei für sie selbstverständlich, sagt sie und tut viel fürs Pasinger Gemeinschaftswohl. Nicht zuletzt als mit 35 Jahren Zugehörigkeit dienstältestes Bezirksausschussmitglied. „Das wiederum ist für mich völlig normal. Mein Großvater bleibt mir natürlich ein großes Vorbild. Und ich bin stolz darauf, dass ein Pasinger Platz nach ihm benannt ist und seiner Leistung ein bleibendes Zeichen gesetzt ist.”

north