Veröffentlicht am 22.04.2013 14:13

Spuren ergänzen

Erläuterten die neue Ortstafel, von links: Klaus Bichlmayer, Toni Fürst, Werner Dilg und Karin Binsteiner. (Foto: pst)
Erläuterten die neue Ortstafel, von links: Klaus Bichlmayer, Toni Fürst, Werner Dilg und Karin Binsteiner. (Foto: pst)
Erläuterten die neue Ortstafel, von links: Klaus Bichlmayer, Toni Fürst, Werner Dilg und Karin Binsteiner. (Foto: pst)
Erläuterten die neue Ortstafel, von links: Klaus Bichlmayer, Toni Fürst, Werner Dilg und Karin Binsteiner. (Foto: pst)
Erläuterten die neue Ortstafel, von links: Klaus Bichlmayer, Toni Fürst, Werner Dilg und Karin Binsteiner. (Foto: pst)

„Die Allgäuer wollen bei Füssen ein Allgäuer Dorf bauen, ein künstliches Dorf, ein Disneyland für 60 Millionen. Wir in Aubing haben schon ein Dorf. Es ist nicht so romantisch, aber original und vor allem lebendig“, sagte Werner Dilg unter dem Beifall der Aubinger, die an diesem Samstag Morgen zur Enthüllung der neuen Ortstafel vor das UBO 9 gekommen waren. Damit das Dorfensemble erhalten bleibt, engagiert sich seit Jahren der Förderverein 1000 Jahre Urkunde Aubing. „Wir wollten etwas schaffen, das unsere bisherigen Spuren ergänzt“, erklärte Vorstand Klaus Bichlmayer. „Spuren“ wie die 19 Emailletafeln, die über das Dorfensemble verteilt über Orte informieren, die den Aubinger einmal wichtig waren: das alte Schulhaus, die ehemalige Chemische Fabrik, die ehemalige Dorfwaage oder das frühmittelalterliche Gräberfeld, „Spuren“ wie den Aubinger Geschichtspfad, auf dem sich Bürger über die verschiedenen Epochen Aubings informieren können, aber auch die neuesten „Spuren“: An 31 alten Höfen und Häusern in Aubing wurden Keramiktafeln mit den ursprünglichen Hausnamen angebracht. Dies alles findet sich auf der neuen Übersichtstafel wieder.

Die neue Tafel hat das denkmalgeschützte Dorfensemble im Mittelpunkt. Die Tafel ist in drei Teile aufgeteilt. Auf einer Seite gibt es einen kurzen historischen Überblick über Aubing, in der Mitte einen Ortsplan, der besonders auf Einzeldenkmale und das geschützte Dorfensemble hinweist, auf der anderen Seite gibt es eine Legende zu den Emailletafeln mit den wichtigen Aubinger Orten und den Keramiktafeln mit den Hausnamen, die früher für die Hausnummern standen.

„Beim Metzger“ und „Beim Wasenmeister“

Hausnummern gibt es in Aubing noch gar nicht so lange. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Häuser zur Orientierung mit Hausnamen versehen, erklärte Toni Fürst. Diese orientierten sich beispielsweise an Berufen wie die Beispiele „Beim Metzger“, „Beim Schneider“ oder „Beim Beck“ zeigen. Heute weitgehend unbekannt ist der Beruf des Wasenmeisters, auf den sich ein Hausname bezieht: „Beim Wasenmeister“ – so lautete der alte Begriff des Abdeckers. Andere Hausnamen bezogen sich auf die Namen der Hofbesitzer wie „Beim Wast“ oder „Beim Christophl“. 120 unterschiedliche Hofnamen habe es in der Hochzeit des 19. Jahrhunderts gegeben, erklärte Toni Fürst. Im Laufe der Zeit wurden Höfe aufgeteilt, Geschäfte aufgegeben, Leute sind weggezogen. „Heute sind noch 31 Hausnamen übrig geblieben“, weiß Fürst. Wo sich diese befinden, steht auf der neuen Ortstafel.

Die Schilder „tragen dazu bei, dass es großstädtische Anonymität schwer hat, sich bei uns einzunisten“, hofft Bichlmayer. Dies sei vor allem in einer Zeit wichtig, in der neue Großsiedlungen wie Freiham entstehen, in der auf eine große Hofstätte bis zu elf Reihenhäuser gequetscht wurden und in der in unmittelbarer Nähe des denkmalgeschützten Dorfensembles gewaltige Wohnblöcke entstehen sollen. „Im Gegensatz dazu soll dieses alte Aubing bewahrt werden als eine Insel im beliebigen Umland, das überall sein könnte“, hofft Bichlmayer.

Reißenden Absatz fand an diesem Morgen auch die Neuauflage der Broschüre „Bauen in Aubing“, die von der Stadt bereits als Vorbild für andere Münchner Dorfensembles genutzt wird. Für die musikalische Untermalung hatte der Männerchor Germania Aubing heimatliche Lieder ausgewählt. „Das Elternhaus“ und „der Bayerische Himmel“ klangen über den Platz.

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