Für 50 bis 60, ja oft sogar 70 Euro gehen die Kunstwerke auf der Versteigerung an diesem Tag weg: Das Publikum ist begeistert, jubelt und bewundert die Gemälde und Zeichnungen, die alle ein ähnliches Motiv zeigen. Die Stadt Theben im goldenen Wüstensand und davor die Sphinx, die bedrohlich und mächtig ihr Haupt aufrichtet und vorüberkommenden Reisenden ein Rätsel aufgibt. Wer das Rätsel nicht lösen kann, der ist des Todes und so lagern eine Menge Gebeine und Schädel rund um die Sphinx, als Ödipus eintrifft, der als Einziger das Rätsel zu lösen vermag. Er entgeht damit dem Ungeheuer, welches sich aus Scham und Verzweiflung in den Tod stürzt. „Das Rätsel der Sphinx“, so lautet nach dem antiken Mythos der Titel des Kunstprojektes, für das der Maler, Grafiker und Schriftsteller Christopher Oberhuemer Münchner Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Bildungseinrichtungen, darunter auch dem Kindergarten und dem Hort an der Guldeinschule, zusammengeführt hat. Seinen festlichen Abschluss fand das Projekt am vergangenen Samstag im Museum für Abgüsse klassischer Bildwerke, wo die Kunstwerke der Kinder für einen guten Zweck versteigert wurden. Die Erlöse gehen an den Nothilfefonds des KinderschutzBundes München.
Bereits seit 15 Jahren veranstaltet Christopher Oberhuemer jährlich ein solches Kunstprojekt, an welchem sich drei bis fünf Kindergärten und Horte beteiligen. Immer steht ein mythologisches Thema im Mittelpunkt, denn dem Künstler geht es auch darum, den Kindern wesentliche Bestandtteile der europäischen Kultur zu vermitteln. So wurden schon Kämpfe zwischen Göttern und Halbgötter inszeniert, über Diogenes philosophiert oder der griechische Mythos von der Nymphe und dem Kind in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gesetzt. „Wenn wir über Mythen sprechen, dann sprechen gleichzeitig auch immer über die großen Themen des Lebens. Da gibt es viel zu erfahren und zu entdecken“, so Oberhuemer. Rund einmal in der Woche besucht er die Kinder während der Projektzeit in ihrer Einrichtung, erzählt ihnen den Mythos und hilft ihnen dabei ihre Vorstellungen von den Figuren auf das Papier zu bringen.
Der Hort an der Guldeinschule hat sich bereits im letzten Jahr an Oberhuemers Kunstprojekt beteiligt. „Was diesmal aber besonders war, ist, dass wir das Projekt großzügiger aufziehen und als eine Kooperation zwischen Kindergarten und Hort veranstalten konnten“, erklärt Hortleiterin Ingrid Schmidbauer. Finanzielle Unterstützung hierfür bekam der Hort vom BildungsLokal Schwanthalerhöhe. Es sei besonders schön zu sehen gewesen, wie sich die Kinder gegenseitig unterstützt hätten: „Der Kontakt zwischen den Hort- und Kindergartenkindern ist viel intensiver geworden und ganz selbstverständlich haben die Großen den Kleinen geholfen und manchmal auch umgekehrt“, so Schmidbauer. Totale Begeisterung hätte schließlich sogar bei den Jungs geherrscht, die ansonsten meist nicht so leicht für das Malen zu gewinnen wären. „Es wäre schön, wenn es ein festes Budget gäbe, mit welchem man solche Projekte und Kooperationen regelmäßig durchführen könnte“, wünscht sich die Hortleiterin.