Eine Kehrtwende beim „Betreuten Wohnen“ in Aubing hat die AWO vollzogen. Nach wochenlangen Diskussionen um die heftig kritisierten Pläne, bei dem statt Aubinger, Menschen mit sozialem Betreuungsbedarf aus ganz München in ein „Sozial Betreutes Wohnen“ hätten einziehen dürfen, stellten die Verantwortlichen den Bürgern nun ein neues Konzept vor. Alles, was bisher galt, sei überholt „Jetzt zählt in erster Linie „Einkommen“ und „Aubing“, sagte Christoph Frey, Geschäftsführer der AWO und Dr. Josef Assal, Bezirksausschussvorsitzender in Aubing ergänzte: „Das ‚sozial‘ ist gestrichen. Jetzt heißt es zurück auf Null“. Nach den neuen Bestimmungen sollen die Einkommenshöhen der potenziellen Mieter nach dem „München Modell“ angehoben werden und außerdem die Mieten bezuschusst werden, um den Bewerberkreis um eine Wohnung zu vergrößern.
Angesichts der heftigen Kritik um das Betreute Wohnen hatte der Bezirksausschuss zu einer Versammlung in den Neubau geladen. Dicht gedrängt standen die Bürger im Saal, um zu erfahren, wie es nun weitergeht. Unter den Teilnehmern waren auch Landtagsabgeordneter Otmar Bernhard, Stadtrat Christian Müller und Pflegekritiker Claus Fussek. „Wenn die Aubinger mit dem Sozial Betreuten Wohnen Probleme haben, machen wir etwas anderes. Wir wollen gut miteinander auskommen“, versicherte Frey. Das ursprüngliche Konzept Wohnraum für finanzschwächere Aubinger zur Verfügung zu stellen, war vor allem aus Kostengründen nicht aufgegangen. 11,89 Euro pro Quadratmeter zuzüglich einer Betreuungspauschale von 110 Euro im Monat seien einfach zu teuer gewesen. „Wir haben ökologisch gebaut, das hat die Baukosten erheblich gesteigert“, rechtfertigte Frey den hohen Mietpreis. Einen Gewinn würde die AWO jedenfalls mit den Mieten nicht machen.
Im Herbst hatte jedoch noch kein einziger Interessent den Mietvertrag unterschrieben. Um das Haus, das seit Januar bezugsfertig ist, schnell zu füllen, hatte sich die AWO an das Wohnungsamt gewandt und war dort auf offene Ohren gestoßen. Allerdings hätte die Stadt am liebsten von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen mit sozialem Betreuungsbedarf in die Fabrikstraße einziehen lassen. Angesichts der heftigen Reaktionen der Aubinger, die einen neuen sozialen Brennpunkt befürchteten, bestätigte Wohnungsamtsleiter Rudolf Stummvoll den neuen Status: „Wir werden keine Belegungen vornehmen, sondern die AWO nur noch untersützen“.
Einigkeit herrscht bei den Betreibern, dass ein Einzug von Mietern aus Aubing nicht wie bisher an der hohen Miete scheitern dürfe. Von Seiten der Vertreter der Stadt München gab es deswegen die Zusage, dass sie in Aubing nicht nur das „München Modell“ anwenden, sondern auch das Betreuungskonzept übernehmen und dafür Personal einstellen werden. Das bedeutet, die neuen Mieter brauchen keine Betreuungspauschale zu bezahlen. Eventuell könnte auch noch die Pflege-WG realisiert werden, für die bisher kein Betreiber gefunden werden konnte. Frey hat bereits Kontakt mit einem benachbarten Pflegeanbieter aufgenommen.
„Das klingt gut“, freute sich eine Bewerberin. Eine andere Aubingerin hätte am liebsten bereits an diesem Abend den Mietvertrag mit ihrer Mutter unterschrieben. In den nächsten Wochen soll das Haus nun mit Aubinger Bürgern gefüllt werden. Einmal in der Woche gibt es Besichtigungstermine der Wohnungen.