Veröffentlicht am 17.01.2013 16:44

Leserbrief

Leser zum Thema Betreutes Seniorenwohnheim der AWO / Man kann auch ein Stadtteil kaputt planen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich wollte mich zwar nicht mehr über die Planungen und Realisierungen der Neubauprojekte in Aubing echauffieren, jedoch die letzten Artikel in den Stadtteilzeitungen vom 09.01. und vor allem die vom 16.01.2013, nötigen mich gerade dazu meinen angestauten Unmut über die aktuelle Stadtentwicklung in unserem Stadtviertel Aubing kund zu tun.

In Aubing hat sich seit 2006 mittlerweile eine unkontrollierte Bauwut ausgeweitet, dass ich mir oft die Frage stelle: „ Wie konnte das überhaupt genehmigt werden??”

Abstandsflächen zu Nachbargrundstücke werden aufs äußerste ausgereizt (man sollte diese wirklich mal überprüfen), Grünflächen mutieren zu handtuchartigen und einsamen Restfleckchen innerhalb der Beton- und Asphaltwüste und die Anfragen zum zusätzlichen Verkehrsaufkommen durch die Neubauten, werden von der Stadt München mit einem fragwürdigen Verkehrsgutachten gleich im Keim erstickt.

Ich boykottiere mittlerweile alle Bürgerversammlungen, da ich es grundsätzlich nicht ausstehen kann, angelogen zu werden, ob von Politik, Stadtplaner oder eben jetzt von der AWO. Es ist sowieso klar, dass die Bürger hier keinen Einfluss nehmen können und die Termine, meines Erachtens, nur eine Alibi-Funktion ausüben.

Gerade in Bezug auf das betreute Seniorenwohnheim muss man sich wirklich die Frage stellen, welches Ziel wurde hier verfolgt? Deshalb sind die vielen Vorwürfe der Aubinger Bürger gerechtfertigt.

Vor dem AWO Projekt gab es ja schon das ursprüngliche Projekt des Aubinger Seniorenwohnheims. Hier wurde der Bedarf vorher geprüft, leider konnte es aufgrund der finalen Finanzierung nicht realisiert werden. Komisch, wo sind denn die ursprünglichen Interessenten geblieben, es kann wirklich nicht sein, dass sie alle in kürzester Zeit verstorben sind! Wenn es um Eigeninitiative der Bürger geht, wird dieses gleich von allen amtlichen Seiten torpediert. Schade!

Bei den städtisch-unterstützen Projekten sieht es eben anders aus. Die Bebauungen können ohne große Hindernisse mit einem für Alt-Aubing überdurchschnittlichen und nicht verträglichen Verdichtungsgrad realisiert werden, ohne Rücksicht auf die Verkehrssicherheit für die umliegende Nachbarschaft. Statt sinnvolle Parkflächen, werden Restflächen neben Bahnstrecken oder Hauptverkehrsstraßen als grüne Naherholungsflächen ausgewiesen. Beste Beispiele hierfür sind die Bebauung in der Colmdorfstr., die Planung in der Aubing-Ost-Str., und die neue Planung des ehemaligen Telekomgeländes. Hier schient auf einmal alles machbar zu sein. Eingliederung der Baukörper in das Umfeld und Rücksicht auf die nachbarliche Bestandsbebauung sind bei diesen Projekten Fremdwörter.

Was uns Bürger auch sehr erstaunt hat, war die eigenartige Vorgehensweise bei der Entscheidung, in einem überwiegend katholisch geprägten Stadtteil, eine rumänisch-orthodoxe Kirche anzusiedeln. Wenn überall Wohnungen knapp sind, wieso wird ein solches Projekt hier in Aubing priorisiert?

Die damalige Präsentation des Projektes hat die Bedenken der Aubinger Bürger nicht aus der Welt geschafft, sondern eher das Misstrauen gegenüber der Politik, der Stadt und den Projektverantwortlichen verstärkt.

Aus der Informationsveranstaltung ging sogar hervor, dass die Stadt München das Grundstück unter dem üblichen Marktwert verkauft hat. Haben Kirchen gegenüber den normalen Bürger in dieser Hinsicht eine Sonderstellung? Über die eigenartige und nicht zeitgemäße Architektur des Objektes möchte ich mich nicht äußern. Seltsam ist nur, dass so etwas genehmigt wird.

Im Falle von Alt-Aubing hat die Stadt München es wirklich versäumt eine behutsame und nachhaltige Stadtplanung vorzunehmen. Klotzen statt Kleckern scheint hier das Motto zu sein. Man kann so auch ein Stadtteil kaputt machen.

Mit freundlichen Grüßen

Sara Elliott München-Aubing

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