Veröffentlicht am 15.01.2013 09:59

Haus ohne Mieter

Das Betreute Wohnen in Aubing steht weitgehend leer. (Foto: pst)
Das Betreute Wohnen in Aubing steht weitgehend leer. (Foto: pst)
Das Betreute Wohnen in Aubing steht weitgehend leer. (Foto: pst)
Das Betreute Wohnen in Aubing steht weitgehend leer. (Foto: pst)
Das Betreute Wohnen in Aubing steht weitgehend leer. (Foto: pst)

Während überall in München über fehlende Mietwohnungen geklagt wird, haben die Aubinger mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen. Hier steht in der Fabrikstraße ein nagelneuer Wohnkomplex mit rund 40 seniorengerechten Appartements für Betreutes Wohnen leer, für die sich angeblich keine Interessenten finden, so zumindest lautet die Aussage des Bauträgers, der AWO München.

Die Aubinger dagegen meinen, dass die AWO Interessenten grundlos abgelehnt habe, um die Vermietungen dann der Stadt München zu übertragen, die statt Aubinger Senioren, Wohnungslose aus ganz München in dem Komplex unterbringen möchte (wir berichteten). Außerdem habe ein Mangel an Transparenz und Kommunikation seitens der AWO zu den derzeitigen Verwirrungen geführt, sind sich die Aubinger einig.

Einige Leser haben sich an den Aubinger Werbe-Spiegel gewandt und von Interessenten berichtet, die Absagen ohne Begründung erhalten hätten oder die mit dem Hinweis „alles sei schon vergeben“, abgewiesen worden seien. Diesen Vorwurf weist Gerhard Lack, der bei der AWO für die Wohnungsbelegung in Aubing zuständig ist, entschieden zurück. Fakt ist: Bis jetzt ist nur eine einzige Mieterin in die Anlage, die im Januar fertig geworden ist, eingezogen. Angesichts der negativen Berichterstattung seien viele Mietverträge, mit denen er fest gerechnet habe, nicht unterschrieben worden, klagte Lack. Die AWO sucht derzeit Mieter für die acht Wohnungen, die frei vermietet werden können. Die Vermietung der restlichen 32, für die bestimmte Mietobergrenzen gelten, soll das Münchner Wohnungsamt übernehmen, erklärte Lack. „Mietfähige“ Menschen ohne Wohnung und mit sozialen Problemen über 60 Jahre sollen dann berücksichtigt werden. Eine solche Belegung stößt bei den Aubingern jedoch auf Ablehnung. In nächster Nähe gebe es bereits drei Einrichtungen für Obdachlose und Asylbewerber. Eine weitere sei zuviel, kritisieren die Bürger, die sich an Oberbürgermeister Christian Ude gewandt und eine Unterschriftenaktion initiiert haben.

Inakzeptable Vorgehensweise

Mittlerweile hat sich die hohe Politik in das verworrene Verfahren eingeschaltet. Landtagsabgeordneter Dr. Otmar Bernhard (CSU) kritisiert in einem Schreiben, dass das „Objekt unerwartet von Personen mit erhöhtem psychischen und sozialem Betreuungsbedarf aus ganz München genutzt werden soll“. „Für mich ist diese Vorgehensweise der AWO München nicht nachvollziehbar und völlig inakzeptabel“, erklärt er.

Lack kann die Aufregung nicht verstehen: „Wohnungslose sind doch keine Kriminelle“, sagte er. Es handele sich um Menschen mit massiven menschlichen Schicksalen. Im Betreuten Wohnen stehen Sozialarbeiter, Psychologen und ein Hausmeister bereit, die unterstützen. „Das ist mehr als in einer normalen Wohnanlage“, so Lack. Ende Januar soll eine Belegungskommission zusammenkommen, in der Vertreter verschiedener sozialer Gremien über die künftigen Mieter entscheiden sollen. „Sie schauen, wer in die Anlage hineinpasst, damit es eine sinnvolle Hausgemeinschaft gibt.”

Um den Vorwurf, zu wenig für das Projekt geworben zu haben, zu entkräften, hat die AWO jetzt verschiedene Anzeigen geschaltet. „Appartements in schönster Wohnlage in Aubing zu vermieten“, heißt es darin. Eine Informationsveranstaltung hat bereits stattgefunden, eine weitere wird in der neuen Wohnanlage stattfinden, am 22. Januar um 16 Uhr. „Das ist ein Superhaus, eine tolle Wohnanlage“, wirbt Lack. Das sieht Bezirksausschussvorsitzender Dr. Josef Assal genauso. Auf der „verzweifelten Suche nach Mietern“ ging Assal persönlich ins Sozialbürgerhaus, um für das Betreute Wohnen zu werben. Er befürchtet aber, dass die Kaltmiete von 11,89 Euro pro Quadratmeter viele abschreckt. „Die Durchschnittsmieten in Aubing liegen eher unter elf Euro“, weiß Assal. Er ist mittlerweile bereit einen Kompromiss zu schließen; „Wenn die Aubinger nicht wollen, dann sollen halt andere Senioren, die Interesse an Betreuten Wohnen haben, kommen“, sagte er. Allerdings Mieter ohne besonderen Betreuungsbedarf.

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