Veröffentlicht am 08.01.2013 11:04

Obdachlose ins Betreute Wohnen?

Schmuck sieht die neue Anlage für das Betreute Wohnen der AWO aus. Noch ist unklar, wer einziehen wird. (Foto: pst)
Schmuck sieht die neue Anlage für das Betreute Wohnen der AWO aus. Noch ist unklar, wer einziehen wird. (Foto: pst)
Schmuck sieht die neue Anlage für das Betreute Wohnen der AWO aus. Noch ist unklar, wer einziehen wird. (Foto: pst)
Schmuck sieht die neue Anlage für das Betreute Wohnen der AWO aus. Noch ist unklar, wer einziehen wird. (Foto: pst)
Schmuck sieht die neue Anlage für das Betreute Wohnen der AWO aus. Noch ist unklar, wer einziehen wird. (Foto: pst)

„Eine Unverschämtheit ist das“, „“eine Riesensauerei“, „wir fühlen uns betrogen“. Es waren harte Worte, die sich der Geschäftsführer der AWO-München, Christoph Frey, von den Aubinger Bürgern und Bezirksausschussmitgliedern anhören musste. Er hatte sich in der letzten Sitzung zu den neuen Plänen für das Betreute Wohnen Aubing geäußert. Eigentlich hätten die 32 Wohnungen des 4,5-Millionen-Projekts in der Fabrikstraße bereits im Januar von Aubinger Senioren bezogen werden sollen. „Selbstständig bleiben – aufgehoben in einer netten Hausgemeinschaft“ hieß es auf einem AWO-Flyer, der mit Fotos von zufriedenen alten Menschen bebildert war. Auch eine ambulant betreute Wohngemeinschaft hätte es geben sollen. Allerdings hat sich dafür kein Betreiber gefunden.

Plötzlich sollte auch das mit den Aubingern abgestimmte Konzept von Grund auf geändert werden. Aus „Betreuten Wohnen“ wird „Sozial betreutes Wohnen“ informierte Frey. Im Klartext bedeutet dies: Statt älterer Aubinger Senioren sollen Obdachlose aus ganz München in das Aubinger Haus einziehen. „Wir wollen Leute einziehen lassen, die wohnungslos sind oder in angemieteten Wohnungen der Stadt München wohnen“, erklärte Rudolf Stummvoll, Leiter des Wohnungsamtes, der das neue Konzept gemeinsam mit der AWO festgelegt hatte. Bürger quer durch alle Schichten mit kleinen Renten würden sich darunter befinden. Auch Menschen, die Alkoholprobleme haben oder mit der Führung eines Haushalts überfordert seien, erklärte Elke Kremer vom Amt für Wohnen und Migration. Im Aubinger Heim würden diese Menschen nicht alleine gelassen, sondern sozial betreut. Der einzigen Bewerberin für eine der sozial geförderten Wohnungen habe man vorgeschlagen, in ein Betreutes Wohnen nach Haar zu gehen.

„Wir sind überfordert“

„Das ist eine andere Menschengruppe als vorgesehen. Warum wurden wir Bürger nicht darüber informiert“, beschwerte sich Anne Hirschmann (SPD). Und CSU-Kollege Sebastian Kriesel fügte an: „Für die Bevölkerung ist es nicht hinnehmbar, dass die Landeshauptstadt München hier im Verborgenen eine geänderte Nutzung durchsetzt“. Ein Bürger klagte bei der Versammlung: „Die Bereitschaft der Leute sich für schwierige Menschen einzusetzen ist an ihre Grenze angelangt. Wir sind überfordert“. Die Gründe für die Änderung des Konzepts erklärte Frey mit fehlenden Bewerbern für die öffentlich geförderten Appartements.

In dem Haus werden acht Appartements frei vermietet. Diese sind auch bereits vergeben. Die übrigen 30 müssen an Menschen vermietet werden, die wegen ihrer geringen Einkünfte Anspruch auf eine öffentlich geförderte Wohnung haben. Für eine Person liegt die Einkommensgrenze dabei bei rund 1.590 Euro monatlich. Für zwei Personen liegt sie bei 2.417 Euro monatlich. Die 31 bis 60 Quadratmeter großen Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen kosten pro Quadratmeter 11,89 Euro. Dazu kommt eine Betreuungspauschale von 110 Euro (bei einer zweiten Person im Haushalt sind es zusätzlich 66 Euro) im Monat. „Es gab zwar Interessenten, aber wir haben keine bindenden Unterschriften bekommen“, sagte Frey.

Nicht ehrlich behandelt

Er vermutet, dass die Aubinger Interessenten entweder zu hohe Einkommen haben oder in günstigeren Mietverhältnissen wohnen. Die Aubinger sehen das anders. „Es hat doch niemand gewusst, dass man sich bereits anmelden kann“, klagte ein Bürger. Weder Infoabende noch Aufrufe in den Medien habe es gegeben. Einzig am Bauzaun hätten ein paar Flyer ausgelegen, berichtete ein weiterer. „Ich habe das Gefühl, dass wir nicht ehrlich behandelt wurden“, beschwerte sich ein Bürger. Die Versammlung erbat von der AWO einen Aufschub von ein paar Wochen, um selbst nach geeigneten Bürgern zu suchen. „Der Bedarf an für sozial Schwache geförderten Wohnungen ist in Aubing da“, waren sich die Bürger sicher. „Wir brauchen aber eine Chance, um die Menschen zu finden“, bat Bezirksausschussvorsitzender Dr. Josef Assal. Viel Zeit bleibt aber nicht, „Die Wohnungen müssen jetzt belegt werden“, sagte Frey. Er versprach aber, dass die Bewerbungen von Aubinger Bürgern „flugs“ bearbeitet werden würden. „Das Haus steht offen.”

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