Veröffentlicht am 19.11.2012 15:55

Rufrohr und Weidentunnel

Eine ganze Bubenbande passt neben- und hintereinander auf die neue Rutsche. (Foto: pst)
Eine ganze Bubenbande passt neben- und hintereinander auf die neue Rutsche. (Foto: pst)
Eine ganze Bubenbande passt neben- und hintereinander auf die neue Rutsche. (Foto: pst)
Eine ganze Bubenbande passt neben- und hintereinander auf die neue Rutsche. (Foto: pst)
Eine ganze Bubenbande passt neben- und hintereinander auf die neue Rutsche. (Foto: pst)

Es ist kaum zu glauben: Seit 2007 wartet das SOS-Mütter- und Kindertageszentrum an der Wiesentfelser Straße auf seinen Spielplatz. Vergangene Woche kam dann der große Tag: Der langersehnte Spielplatz wurde offiziell eingeweiht, natürlich gemeinsam mit den 30 Kindern zwischen einem und sechs Jahren sowie den Erzieherinnen. „Ganz lange hat es gedauert“, sagte S0S-Kindertageszentrumsleiterin Erika Rupp bei der Feierstunde und die Kinder erinnerten in ihrem Lied „ein Garten, das wäre wunderschön“ an vergangene Sehnsüchte. Schuld an der langen Zeit ohne Spielplatz waren „ungeklärte Besitzverhältnisse“, die erst nach jahrelangen Bemühungen aufgelöst werden konnten, so Erika Rupp in ihrer Ansprache. Jahrelang gab es vor dem Kindergarten lediglich Steinstufen und einen nackten Betonboden, der sich nicht zum Spielen eignete. Die Kinder mussten zu einem nahe gelegenen Spielplatz wandern – keine ideale Situation und auch sehr gefährlich. Jetzt wartet das Spieleparadies direkt vor der Kindergartentür in einem geschützten Areal. Architektin Renata Kasravi vom Ingenieurbüro Stadt und Natur hat aus den 200 Quadratmetern Fläche das Maximum herausgeholt. „Das ist ein naturnaher Spielplatz, damit die Stadtkinder ein wenig Natur haben“, erklärte die Architektin. So ist das Gelände mit einem Hügel moduliert. „Im Winter ist das unser Rodelhügel“, freute sich Kindergartenleiterin Viola Maciejewska. Damit die Kinder den Wechsel der Jahreszeiten erleben, gibt es verschiedene heimische Bäume, Sträucher und Pflanzen, aber auch ein Hochbeet mit Kräutern, Erdbeeren und Tomaten sowie Johannisbeersträucher, die zum Naschen einladen.

Matschen und Barfußlaufen

Bald werden die großen Ahornbäume eine schattenspendende Krone entwickelt haben. Wenn es im Sommer ganz heiß ist, dann dürfen sich die Kinder mit Wasser abkühlen und mit dem Sand matschen. Große Felssteine laden zum Klettern ein, „das schult die Feinmotorik und hilft ernste Unfälle vermeiden“, zitierte Kasravi eine Studie. Es gibt einen „lebenden“ Weidentunnel, eine Kriechröhre zum Verstecken, einen Sandkasten, eine Rutsche und natürlich viel Platz für die Bobbycars. Ein Sinnespfad mit unterschiedlichen Bodenbelägen, zum Barfußlaufen und Spüren und drei Ruf-Rohre, durch die man seine entfernten Freunde anrufen kann, sind weitere Besonderheiten. Am besten gefällt den Kindern aber die breite Rutsche, auf der sie bei der Einweihung stolz einige Kunststücke vorführten.

Der katholische Pfarrer Geswein (Sankt Martin) und sein evangelischer Amtsbruder Pfarrer Vocke segneten den Spielplatz in einer ökumenischen Zeremonie. Für Kinder auf dem Land ist vor der Haustüre jeder Weg ein Spielplatz, in der Stadt ist das leider anders, bedauerte Vocke. Hier müssten naturnahe Aufenthaltsräume erst geschaffen werden. Dabei kritisierte Vocke die Tendenz, jeder Interessensgruppe ihren eigenen Raum zuzuweisen. Ziel müsse es sein Räume zu schaffen, die Alte, Kinder und Jugendliche gemeinsam nutzen könnten. Pfarrer Geswein segnete anschließend den Spielplatz und sprach die Hoffnung aus, dass dieser ein „Ort fröhlichen Spielens und Lernens wird“. Johann, Sasha, Erwin, Sophia und die anderen kleinen Spielplatznutzer betrachteten die Zeremonie mit großen Augen. Sie konnten aber nicht lange stillhalten, sondern sprangen fröhlich durch ihren heißersehnten neuen Garten und ließen sich Plätzchen und Kinderpunsch schmecken.

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