Ein ganzes Schuljahr haben sie unermüdlich geprobt, Workshops und Theateraufführungen besucht, die Stimme trainiert und Texte gelernt. Schließlich war es soweit: Mit großem Erfolg inszenierte die Theater-AG der Carl-von-Linde-Realschule in Zusammenarbeit mit der Schulband und dem Tanzprojekt „Schule tanzt“ zum Schuljahresende eine Bühnenversion des internationalen Bestsellers „Die Welle“, im Original 1981 erschienen und geschrieben vom amerikanischen Autor Morton Rhue. Darin geht es um einen Geschichtslehrer, der mit seiner Klasse ein Sozialexperiment durchführt, in welchem gezeigt werden soll, wie autoritäre gesellschaftliche Strukturen entstehen und übermächtig werden. Recht schnell gerät das Experiment dann allerdings außer Kontrolle. „Ich wollte mit den Schülern ein Stück aufführen, dass nah an ihrer eigenen Realität ist und ihr Erlebnisumfeld thematisiert“, erklärt Lehrerin Margarethe Pongratz, die die Theater-AG leitete und dafür eine bereits vorhandene Bühnenversion übernahm.
Als Pilotprojekt fand die Theater-AG in diesem Jahr zum ersten Mal statt und wurde in Kooperation mit dem Residenztheater München durchgeführt. Elf junge Schauspielerinnen und Schauspieler sowie eine Regieassistenz, im Übrigen durchweg Schüler aus der siebten und neunten Jahrgangsstufe der so genannten internationalen Klassen, nahmen daran teil. „Die Theater-AG durfte zwei Aufführungen des ‚Jungen Resi‘ besuchen und nach den Stücken mit den Schauspielern sprechen und wichtige Fragen stellen“, erzählt Margarethe Pongratz. Für die Aufführung von „In 80 Tagen um die Welt“ bekam die Carl-von-Linde-Realschule vom Residenztheater sogar 150 Freikarten geschenkt. Zudem organisierte das Residenztheater für die jungen Schauspieler der Theater-AG zwei Workshops zu den Themen „Bühnenbild“ und „Stimme“. An vier weiteren Nachmittagen fand außerdem ein Workshop mit Schauspieler Florian Weber von der „Flooschule“ statt, in welchem die Schüler viel über das Wesen des Schauspiels erfahren konnten. „Schließlich hatten wir auch noch einige intensive Probentage in einer Jugendherberge in Possenhofen“, so Pongratz.
Die Theater-AG, die nach Aussage von Schulleiterin Maria Asenbeck-Falkenstein in den kommenden Schuljahren unbedingt fortgeführt werden soll, kann aber schon jetzt als voller Erfolg betrachtet werden. „Die Schüler haben gelernt, wie Theater abläuft, ihr Interesse wurde geweckt und sie würden gerne noch mehr Produktionen kennen lernen“, erklärt Pongratz. Ein wichtiger Effekt der gemeinsamen Arbeit war für die Pädagogin zudem, dass die Schüler lernten, frei und flüssig zu sprechen und ihnen auch die Notwendigkeit der sprachlichen Mittel deutlich wurde. „Es ist wichtig, dass sie verstehen, dass man nicht einzelne Wörter auslassen oder verschlucken kann, da dem Publikum sonst einfach zentrale Informationen fehlen, um den Dialog zu verstehen“, erklärt sie. Auch für das kommende Schuljahr hat Pongratz schon ein paar Ideen: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir die ‚12 Geschworenen‘, die ‚Farm der Tiere‘ oder den ‚Besuch der alten Dame‘ aufführen.“ Das hänge aber auch davon ab, welche und wie viele Schüler im kommenden Jahr wieder Feuer und Flamme für die Theater-AG sind.