1907 gründete ein britischer General die erste Pfadfindergruppe, aus der heraus sich eine ganz Pfadfinderbewegung gebildet hat. Seither hat sich ein allgemeines Klischee über die Pfadfinder breit gemacht: Sie seien „allzeit bereit“, sozial engagiert und im Umgang mit der Natur geschult, ja vielleicht sogar „gut erzogen“ und diszipliniert. Und wie steht es heute um die Pfadfinder? „Viele wissen nicht, dass es die Pfadfinder noch gibt und dass wir gute Jugendarbeit leisten“, erklärt Florian Endriß (21), Stammesvorstand der Pfadfinder von St. Willibald. Etwa 100 Mitglieder gehören den Pfadfindern von St. Willibald an, die in vier Altersstufen aufgeteilt sind. In diesem Sommer feierten die Pfadfinder, die Pasinger und Laimer Kindern und Jugendlichen viele Freizeitmöglichkeiten bieten, 35-jähriges Jubiläum.
Florian Endriß übernahm im vergangenen November den Vorstandsposten gemeinsam mit Andreas Rosner. Die beiden engagierten Pfadfinder wollen sich dafür einsetzen, dass sich das gängige Bild des „Pfadfinders“ der Realität anpasst: „Es liegt uns am Herzen zu zeigen, dass das bestehende Klischee nicht zutrifft.“ Weder würden, wie im Film so häufig dargestellt, Kekse verkauft, noch Spuren im Wald gelesen. Vielmehr seien die Pfadfinder wie andere Jugendgruppen organisiert: Jede Gruppe trifft sich ein Mal pro Woche. Die Gruppen werden von meist drei Gruppenleitern begleitet, die mindestens 18 Jahre alt sind und über die absolvierte Jugendleiterausbildung verfügen. Sie bereiten ehrenamtlich Spiele, Projekte und Aktivitäten für die jüngeren Pfadfinder vor. So drehte Endriß beispielsweise mit den „Jungpfadfindern“ (11 bis 13-Jährige) als Projektarbeit schon einen kleinen Kurzfilm. Jüngst wurde gemeinsam eine Fotoserie entwickelt, die sich die Jugendlichen selbst ausgedacht haben. Zur Erdbeerzeit können die Gruppen zum Erdbeerpflücken gehen und danach gemeinsam Kuchen backen und essen. Gerade für die Jüngeren, die sogenannten „Wölflinge“ (8 bis 11 Jahre) biete eine Stunde Spielen in der Woche doch einen guten Ausgleich zum Schulalltag. Freizeit-Spaß mit Gleichaltrigen, aber vor allem der Gemeinschaftssinn stünden bei den Pfadfindern im Vordergrund, so Endriß. 2003 trat Endriß neugierig den Pfadfindern bei und fand hier neue Freunde und starken Gruppenzusammenhalt: „Man kann mit jedem reden und jedem etwas anvertrauen. Die Pfadfinder sind wie eine zweite Familie für mich geworden.“
Einige der traditionellen Rituale haben sich aber auch die Pfadfinder von St. Willibald erhalten. So tragen auch sie zu besonderen Anlässen ihre Pfadfinderkluft und ein Tuch, das die jeweilige Altersstufe kennzeichnet. Durch kleine Prüfungen werden die Tücher der nächsten Kategorie erworben. So zählen die Fähigkeiten ein Feuer zu machen oder den Weg per Landkarte zum Zeltlager zu finden auch heute noch. Gemeinschaft fördert auch der gemeinsame Gruß „Gut Pfad“, den sich die Pfadfinder nach ihren Treffen wünschen. Die älteren Gruppenleiter dienen den jüngeren Mitgliedern als „Wegbegleiter“, die mit Rat und Tat zur Seite stehen, „so dass die Erziehung nicht nur an den Eltern hängen bleibt“, meint Endriß. Viele Sozialkompetenzen könnten die Kinder und Jungendlichen spielerisch bei den Pfadfindern erwerben. So bietet sich hier die Möglichkeit, in eine Gemeinschaft hinein zu wachsen, sich in einer Gruppe behaupten zu lernen und Verantwortung zu übernehmen.
Die besonderen Highlights des Jahres sind die Zeltlager der Pfadfinder, die in den Pfingst- und Sommerferien stattfinden. Urlaub ohne die Eltern, darauf freuen sich die meisten jungen Laimer und Pasinger. Vom 3. bis 18. August geht es für die Pfadfinder von St. Willibald gemeinsam mit anderen Stämmen aus dem Westen Münchens ins Bezirkslager nach Slowenien. „Wir kommen echt rum“, schmunzelt Endriß, der bereits am Sommer-Zeltlager in Irland teilnahm. Die besondere Regel im Zeltlager: Man darf so lange wach bleiben wie man möchte. „Das hat einen interessanten pädagogischen Effekt: die Kinder schlafen dann schon um 22 Uhr abends ein“, erklärt Endriß.
Die Pfadfinder sind eine sympathische und offene Gruppe, die sich über Neuzugänge, unabhängig von Stadtteil-, Religions- oder Alterszugehörigkeit, freut. „Man kann immer zum Schnuppern vorbei kommen. Keiner soll sich scheuen mitzumachen. Wir freuen uns immer über das ein oder andere neue Gesicht“, lautet Endriß´ Einladung. Wer neugierig geworden ist, erhält auf der Homepage der Pfadfinder weitere Informationen: www.williscouts.de .