Veröffentlicht am 30.04.2012 10:29

Villa wird abgerissen

Sabine Kiermaier, Cornelia Wallner und Andreas Dorsch (v.l.) setzen sich im Bündnis „Gartenstadt München” gegen die zunehmende dichte Bauweise ein. (Foto: BK)
Sabine Kiermaier, Cornelia Wallner und Andreas Dorsch (v.l.) setzen sich im Bündnis „Gartenstadt München” gegen die zunehmende dichte Bauweise ein. (Foto: BK)
Sabine Kiermaier, Cornelia Wallner und Andreas Dorsch (v.l.) setzen sich im Bündnis „Gartenstadt München” gegen die zunehmende dichte Bauweise ein. (Foto: BK)
Sabine Kiermaier, Cornelia Wallner und Andreas Dorsch (v.l.) setzen sich im Bündnis „Gartenstadt München” gegen die zunehmende dichte Bauweise ein. (Foto: BK)
Sabine Kiermaier, Cornelia Wallner und Andreas Dorsch (v.l.) setzen sich im Bündnis „Gartenstadt München” gegen die zunehmende dichte Bauweise ein. (Foto: BK)

Seitenweise Schriftverkehr zwischen Bürgerinitiative und Landeshauptstadt München, Petitionen, Gutachten, Briefe an Oberbürgermeister Ude und jüngst eine Kundgebung des Bündnisses „Gartenstadt München“ – die Bemühungen zeigten im Bauverfahren in der Helmpertstraße nur wenig Erfolg. Fest steht, dass nun mit dem Abriss der alten Villa begonnen wurde, um Platz zu schaffen für das hier geplante Mehrfamilienhaus. Die Architekten „haack + höpfner“ wurden 2006 beauftragt, hier einen Neubau zu planen. Zugleich entwarf das Laimer Architekturbüro, nach einem Wettbewerbsgewinn 2010, den neuen Kirchebau für die Neuapostolische Kirche auf dem Nebengrundstück.

Gegen die Pläne von Bauherren und Architekten wendet sich ein vielköpfiges Bündnis Münchner Bürgerinitiativen. Zunächst als Nachbarschaftsinitiative ins Leben gerufen, haben sich engagierte Laimer rund um die Helmpertstraße mit neun weiteren Bürgerinitiativen zum Bündnis „Gartenstadt München“ zusammengeschlossen, um der dichten Bauweise, dem Verlust historischer Gebäude und wertvoller Gründflächen in München entgegen zu wirken.

Bündnis „Gartenstadt München“

Die Laimer Bürgerinitiative setzt sich vehement dafür ein, dass das kulturelle Erbe in ihrer nachbarschaftlichen Umgebung, rund um die unter Ensembleschutz gestellte Theodor-Fischer Siedlung, erhalten bleibt und die Wohnsiedlung nicht durch den Neubau des modernen Baukomplexes zerstört wird. Ein Mehrfamilienhaus mit neun Wohneinheiten, dazu eine Tiefgarage und nur dürftige Ersatzplatzung – durch diese Art der Maximalbebauung, die die Fällung alter Bäume, wie etwa dreier 100 Jahre alter Eiben notwendig macht, sehen die Mitglieder der Bürgerinitiative das historische Erbe ihrer Heimat bedroht. „Es sieht so aus, als sei es abermals nicht gelungen, die stetig fortschreitende Zerstörung unserer Heimat, die gerne mit der Notwendigkeit von Wachstum gerechtfertigt wird, zu verhindern“, erklärt Professor Carsten Trinitis, Mitbegründer der Bürgerinitiative.

Trotz Gutachten, die den erhaltenswerten Zustand der Villa aus den 20-er Jahren zertifizieren, lehnte das Landesamt für Denkmalpflege die Denkmalwürdigkeit des Hauses ab. „Bei dem o.g. Objekt konnte keine (...) geschichtliche, künstlerische, städtebauliche, wissenschaftliche oder volkskundliche Bedeutung erkannt werden“, so die Begründung des Landesamtes für Denkmalpflege. Bei den Bürgern stößt dies auf Unverständnis. „Wir sind der Meinung, dass die Bausubstanz erhaltenswert ist und sich die Villa gut in die Umgebung einfügt. Was hier geplant wird, zerstört das Stadtbild. Wir sind gegen diese Art der gesichtslosen Einheitsarchitektur“, erklärt Sabine Kiermaier im Rahmen der Kundgebung. Hinter dem Bündnis der Münchner Bürgerinitiativen steht auch das Denkmalnetz Bayern, bei dem sich bundesweit über 80 Initiativen für den Denkmalschutz einsetzen. „Das Haus hat alles, was das Gesetz verlangt, um Denkmalcharakter zu erfüllen“, bekräftigt Johannes Haglauer vom Denkmalnetz Bayern.

Die drei alten Eiben, die von einem unabhängigen Gutachter und auch von der „Unteren Naturschutzbehörde“ (in einer zweiten Begutachtung) als erhaltungswürdig eingestuft wurden, werden voraussichtlich gefällt. Das Baurecht liegt auf Seiten der Planer.

Wie wollen wir leben?

Doch der Neubau werde nicht nur die baurechtlichen Bestimmungen einhalten, zudem füge er sich, nach Ansicht der Architekten, auch ästhetisch in die Umgebung. So übernimmt der Neubau beispielsweise die städtebauliche Ordnung von Theodor Fischer. „Höhenentwicklung und zurückhaltende zeitlose Gestaltung entsprechen dem baulichen Umfeld, den baurechtlichen Vorgaben und sind gegenüber dem von uns sehr geschätzten historischen Ensemble von Theodor Fischer (1909 realisiert) behutsam entwickelt“, erklärt Architekt John Höpfner. Die alte Villa weiche von den Vorgaben Theodor Fischers und der geltenden Staffelbauordnung ab: „So schön es wäre, an anderer Stelle dieses stark renovierungsbedürftige Gebäude zu erhalten, so wenig sinnvoll ist es an dieser Stelle, mit einem Umfeld hoher baulicher Dichte an der Fürstenrieder Straße.“ Mit Sorgfalt habe man hier also einen Neubau geplant, der die vorhandenen architektonischen Vorgaben respektiert und sich zugleich städtebaulich einfügt. Weiter erklärt Höpfner: „Kaufmännisch würde das Instandsetzen der Villa für ein bis zwei Haushalte, 2/3 der Kosten des gegenwärtig geplanten Neubaus, mit hoher Wohnqualität und neun Wohnungen, bedeuten.“

„Wie wollen wir leben?“, das ist die Frage, auf die die Bürgerinitiative aufmerksam machen will. „München wird sich komplett verändern, wenn das so weiter geht“, erklärt Initiativenmitglied Cornelia Wallner.

Im Fall Helmpertstraße ist es entschieden. Schon bald wird der Neubau zeigen, ob die planerischen Absichten der Architekten sich erfüllen, oder sich die Befürchtungen der Bürgerinitiativen bewahrheiten.

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