„Bei dem Gedanken, dass wir eine Störfallanlage in direkter Nachbarschaft haben, fühle ich mich einfach mulmig“, erklärt Lars Hülsmann von der Bürgerinitiative „Gegen Giftgas im Münchner Westen“ und spricht damit nicht nur vielen Bewohner des 23. Stadtbezirks aus der Seele, denn mittlerweile machen auch die Menschen aus Feldmoching und Moosach mobil gegen die geplante Gasabfüllanlage von Air Liquide in der Ludwigsfelder Straße 168. Zusammen mit seiner Frau Verena und Heike Rudolf hat Lars Hülsmann die Bürgerinitiative ins Leben gerufen. Mittlerweile habe sie viele Mitstreiter und Unterstützer.
Angst bereitet ihnen vor allem der Transport über die Ludwigsfelder Straße. „Davor haben wir sehr große Angst. Man muss sich ja nur mal den Zustand der Straße anschauen“, sagt Verena Hülsmann. Und ihr Mann Lars ergänzt: „Dass hier giftige Gasflaschen transportiert werden sollen, ist überhaupt nicht nachvollziehbar.“ Der Zustand der Ludwigsfelder Straße ist auch immer wieder Thema in den Sitzungen des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23). Die Straße ist sehr eng, an vielen Stellen gleicht sie einer Schlaglochpiste. Dass es den Anwohner bei dem Gedanken an einem Transport der Air Liquide-Gasflaschen mulmig wird, ist durchaus nachvollziehbar und nur schwer von der Hand zu weisen. „Wie sollen denn die Laster da aneinander vorbeikommen?“, fragt sich Lars Hülsmann.
„Uns geht es nicht darum zu sagen, Hauptsache die Anlage wird nicht vor unserer Haustür in Betrieb genommen“, sagt Susanne Veit, Pressesprecherin der Bürgerinitiative, „vielmehr sind wir der Meinung, dass eine solche Störfallanlage grundsätzlich in einer Stadt wie München nichts zu suchen hat.“ Zumal sich an den geplanten Standort an der Ludwigsfelder Straße 168 sehr viele Naturschutzgebiete anschließen.
Wichtig sei es doch, dass man in München die Lebensqualität erhalte, betont Heike Rudolf. Diese sieht sie durch die geplante Air Liquide-Anlage stark bedroht. „Durch die Nicht-Planung der Stadt für das Gebiet an der Ludwigsfelder Straße ist die Katastrophe perfekt“, erklärt sie. Dem Planungsreferat sei es egal, was mit der Gegend passiere „Sie könnten doch den Flächennutzungsplan ändern. Das läge in ihrer Macht.“ Nur gehe hier nichts voran. „Wir haben als Bürgerinitiative so viel gemacht, haben allerdings den Eindruck dass in den ganzen Gesprächen mit dem Referat für Gesundheit und Umwelt und dem Planungsreferat nichts herauskommt.“ Die Aussagen beider Referate seien unklar, eine Kooperationsbereitschaft kaum vorhanden. „Wir hatten gerade in das Gespräch mit dem Planungsreferat große Hoffnung gesetzt“, sagt Heike Rudolf, die sich nach eigenen Angaben von der fehlenden Unterstützung auf Seiten der Stadtverwaltung enttäuscht zeigt. Im Grunde, so ergänzt Lars Hülsmann, werde „wenn es drauf ankommt, doch immer pro Industrie entschieden.“ Zudem habe man Angst, dass, sobald die Anlage genehmigt sei, „der Betrieb einfach noch erweitert wird.“
Trotzdem, aufgeben kommt nicht in Frage. Über 6000 Unterschriften hat die Bürgerinitiative mittlerweile gegen den Bau der Störfallanlage gesammelt. „Hier haben uns sehr viele Geschäftsleute in Allach unterstützt, weil sie die Unterschriftenlisten ausgelegt haben“, erklärt Susanne Veit. „Das ist wirklich ganz toll. Für diese Unterstützung sind wir sehr dankbar.“ Fast täglich habe sie mehrere Umschläge mit Unterschriftenlisten im Briefkasten, sagt Verena Hülsmann. „Wir sind von der Bürgerbeteiligung wirklich begeistert. Die Unterstützung aus der Bevölkerung ist groß.“
Wer die Bürgerinitiative „Gegen Giftgas im Münchner Westen“ mit seiner Unterschrift unterstützen möchte, kann dies in vielen Einzelhandelsläden in Allach oder im Internet unter www.giftgasfreies-allach.org tun. Hier gibt es auch zudem auch weitere aktuelle Informationen. Wie der aktuelle Stand zum Thema Air Liquid ist, lesen Sie in der nächsten Ausgabe des Werbe-Spiegels.