Veröffentlicht am 09.02.2012 12:43

Fürs Leben gelernt

Marianne Mischung (Mitte) im Kreis der Mädchen, die sich mit dem Thema „Hitler vor unserer Haustür“ beschäftigt haben. (Foto: US)
Marianne Mischung (Mitte) im Kreis der Mädchen, die sich mit dem Thema „Hitler vor unserer Haustür“ beschäftigt haben. (Foto: US)
Marianne Mischung (Mitte) im Kreis der Mädchen, die sich mit dem Thema „Hitler vor unserer Haustür“ beschäftigt haben. (Foto: US)
Marianne Mischung (Mitte) im Kreis der Mädchen, die sich mit dem Thema „Hitler vor unserer Haustür“ beschäftigt haben. (Foto: US)
Marianne Mischung (Mitte) im Kreis der Mädchen, die sich mit dem Thema „Hitler vor unserer Haustür“ beschäftigt haben. (Foto: US)

Zu den Abiturprüfungen ist es für die Zwölftklässler nicht mehr lange hin. Bevor der Lernstress aber richtig losgeht, schließen die Schüler ihre Facharbeiten aus den W-Seminren (Wissenschaftsseminaren) und P-Seminaren (die praktischen) ab. So auch im Pasinger Bert-Brecht-Gymnasium, wo die 50 Zwölftklässler ihre Arbeits- und Forschungsergebnisse der letzten eineinhalb Jahre präsentierten.

„Die Themen werden von den Schülerinnen am Ende der 10. Klasse gewählt“, erläutert Cornelia Aicher-Leonbacher. „Die Schülerinnen der jetzigen 11. Klasse haben wieder völlig andere Themen zur Auswahl.“ So sei ein Kindermusical mit Kindern der benachbarten Grundschule einstudiert und aufgeführt, ein Theaterstück geschrieben und vorgeführt, Internetseiten für verschiedene Firmen erstellt, Berechnungen zum Anstieg des Meeresspiegels durchgeführt worden.

Konzentriertes und hartnäckiges Forschen

Ein P-Seminar beschäftigte sich mit der Aufarbeitung von Geschehnissen in der Nazizeit im Stadtteil Pasing und Umgebung. „Das NS-Dokumentationszentrum schickte im Mai 2009 einen Brief an die Schulen mit der Anfrage ob Interesse bestünde, ein solches P-Seminar aufzusetzen. Titel war „Erstellung eines Beitrags für das NS-Dokumentationszentrum”. Ich fand dies eine großartige Idee“, sagt Geschichtslehrerin Marianne Mischung.

Insgesamt zwölf Mädchen arbeiteten mit Mischung an dem sehr anspruchsvollen, wie auch bewegenden Projekt. Bereits vor den Sommerferien sei eine Schülerin mit der Idee auf sie zu gekommen, etwas über eine NS-Siedelung in Gräfelfing zu machen. „Ihre These war, dass es in Gräfelfing eine Siedelung für NS-Günstlinge aus dem Medienbereich gegeben haben soll, die Grundstücke für diese Siedelung sollten danach aus enteignetem Land des Baron von Hirsch bestehen.“ Die ganze Gruppe fing gleich Feuer für diese Story und ließ sich mitreißen. Wichtig sei den Mädchen aber auch die Frage gewesen, wie denn der Alltag in der NS-Zeit aussah.

Wanderausstellung durch München

„Die Siedelungs-These konnten wir nie so richtig mit Hilfe unserer Recherchen bestätigen, so dass wir sie fallen lassen mussten“, so Mischung weiter. „Andere Themen entstanden jedoch aus der Arbeit im Gemeindearchiv Gräfelfing, nämlich die Verfolgung des Baron Rudolf von Hirsch und der Widerstand von Adolf von Harnier. Summa summarum engagierten sich die Schülerinnen in einer außerordentlichen Weise, ich bin zutiefst beeindruckt von dem, was sie geleistet haben und noch bereit sind zu leisten“, äußert sich Mischung begeistert.

Als Ergebnis stellten die Zwölftklässlerinnen einen Film vor, der mit Zeitzeugen aus Gräfelfing zur NS-Vergangenheit gedreht wurde. Übrigens haben zwei weitere Gymnasien am Projekt des NS-Dokumentationszentrum teilgenommen, so dass eine eindrucksvolle Ausstellung entstand. Am 1. März ist Vernissage in der Seidl-Villa. Danach laufen die Schülerarbeiten als Wanderausstellung durch ganz München. Vom 20. bis 27. April ist sie im Bert-Brecht-Gymnasium zu sehen sein.

Solch ein dauerhafter sichtbarer Beweis für ihren Erfolg freut natürlich jeden Schüler. „Ich fand es toll, wie wir den Film gedreht haben“, meint eine der Schülerinnen. „Ton, Schnitt – alles haben wir selber gemacht. Das war super“, ergänzt eine andere. „Die Recherchen zum Alltag in der NS-Zeit haben mich aber auch sehr bedrückt“, bekennt eine weitere Schülerin. „Die Mädchen haben sehr viel mitbekommen für ihr weiteres Leben, auch wenn vielleicht nicht ein Berufsziel dabei war“, so Aicher-Leonbacher. „Mit Hartnäckigkeit ein Thema verfolgen, Durststrecken überwinden, sich zusammenraufen und am Ende ein tolles Ergebnis in den Händen halten zu können – darauf kommt es an.“

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