Gewichtheben als sein Hobby zu bezeichnen, käme wohl der Untertreibung des Jahres gleich: Gewichtheben ist eine Leidenschaft für den inzwischen 65-jährigen Max Mühlbauer! Nur so lässt sich erklären, dass er sich heuer im Mai in Heinsheim bei Frankfurt erneut den Titel eines Europameisters holen konnte – und dabei im Stoßen mit 103 kg gleich einen neuen Weltrekord aufstellte. Für Fachleute keine allzu große Überraschung, ist die Liste von Max Mühlbauers Titeln doch lang: Schon bei den Aktiven wurde er als 28-Jähriger im Jahr 1975 Deutscher Meister, landete bei Europameisterschaften unter den besten Zehn. Seit 2004 wurde er viermal Weltmeister und fünfmal Europameister.
Dabei sei er relativ spät zum Gewichtheben gekommen, ungefähr mit 23 Jahren, erzählt Max Mühlbauer. Angefangen hatte er beim ESV Neuaubing als Ringer, bis ihn eines Tages ein Kumpel zum Gewichte heben mitgenommen habe. „Ursprünglich war das als Krafttraining für’s Ringen gedacht, aber dann hat sich herausgestellt, dass ich für das Gewichtheben talentierter war“, schmunzelt Mühlbauer. Erfolgreich wurde er dann schnell, holte sich Meisterschaften und kämpfte Mitte der 80er-Jahre unter anderem mit Olympiateilnehmer Manfred Nerlinger in der Bundesligamannschaft des ESV Neuaubing.
Jetzt mit 65 Jahren gehört Max Mühlbauer immer noch zur Mannschaft des ESV Neuaubing, die momentan in der Zweiten Bundesliga startet: „Ich bin mit Sicherheit der älteste Bundesligaheber“, erklärt Mühlbauer. War er denn nie Profi? Nein, von der Randsportart Gewichtheben werde man nicht reich, davon könne keiner leben. Aber für den Deutschen Meistertitel gab es doch sicher eine schöne Prämie? Das habe er nie vergessen, erzählt Max Mühlbauer: Der Moosreiner Sepp, eine ehemalige Neuaubinger Gewichtheberlegende, sei damals als Zuschauer dabei gewesen und habe nach dem Titelgewinn zu ihm gesagt: „Bua, Respekt – da hast' 20 Mark!“.
Als Berufsoffizier habe er zu seinen aktiven Zeiten allerdings ideale Trainingsvoraussetzungen gehabt. Er sei halbtags zum Dienst angetreten, halbtags habe er freibekommen für das Training; „und als ich zu den Gebirgsjägern nach Bad Reichenhall versetzt werden sollte, hat sich der Verein für mich eingesetzt, damit ich in München stationiert werden konnte.“ So ist er trotz Berufstätigkeit teilweise in der Woche auf fünfmal zwei Trainingseinheiten gekommen. 2002 ging der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder in Pension. Trotz mehr als vier Jahrzehnte Gewichtheben ist er „fit wie ein Turnschuh“: Als Trainer gibt er beim ESV Neuaubing (Infos unter www.esv-neuaubing.de ) und in zwei Fitness-Studios Rückenschule und Gymnastikstunden, bildet als Lehrwart für Leichtathletik Übungsleiter in den Disziplinen Lauf, Wurf, Sprung und Spring aus und betreut im Olympia-Stützpunkt München immer wieder Kaderathleten.
Verletzt war er nur einmal, und das vor langer Zeit: „Wegen einer Überlastung der Kniegelenke habe ich aussetzen müssen. Das habe ich dann aber völlig auskuriert und seither nie mehr Probleme damit gehabt“, erzählt Max Mühlbauer, „Gewichtheben ist ja an sich nicht gesundheitsschädlich. Aber man muss gut trainiert sein, zum Beispiel auch Gymnastik und Fitness machen.“ Zugute gekommen ist ihm hier sicher ein weiteres Hobby: „Liegestützen sind ein kleines Steckenpferd von mir. Die habe ich schon mit 20 gemacht. Früher habe ich mich jahrelang morgens aus dem Bett gerollt und erstmal 100 Liegestützen gemacht. Das gibt eine gute Körperspannung, man kann es eben ohne Kosten zuhause machen – und dann ist das erste Training schon mal erledigt!“.