Der geplante zweite Bauabschnitt nach dem Rückbau des ehemaligen Allacher Sommerbades erhitzte die Gemüter auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23). „Mit einem Jahr Verspätung haben wir nun den Entscheidungsvorschlag bekommen“, sagte die BA-Vorsitzende Heike Kainz (CSU). „Unsere Wünsche sind alle nicht berücksichtigt worden.“ Als sie die Pläne sah, habe sie sich gefühlt wie im falschen Film, erklärte Kainz.
Der BA 23 hatte unter anderem die Errichtung einer festen WC-Anlage mit einem Außenwaschbecken auf dem knapp 18.000 Quadratmeter großen Grundstück gefordert. Das Baureferat kann nach eigenen Angaben aus grundsätzlichen und aus finanziellen Erwägungen dieser Bitte nicht nachkommen und lediglich saisonale, mobile Toiletten aufstellen. „Schon alleine, um keine Bezugsfälle für andere öffentliche Grünanlagen dieser Größenordnung zu schaffen, kann der Errichtung einer festen WC-Anlage nicht zugestimmt werden“, heißt es in der Beschlussvorlage. Derartige stationäre Anlagen gebe es standardmäßig lediglich in überregionalen, großen Parks, wie Westpark oder Luitpoldpark, sowie an Badeseen, wie zum Beispiel am Lußsee/Langwieder See. Hinzu käme laut Gartenbauamt „die vergleichsweise hohen Investitions- und Betriebskosten, die ein Vielfaches der Miete und des Betriebs von Mobiltoiletten ausmachen.“ Außerdem wäre „an diesem relativ abgelegenen Ort mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Vandalismus, missbräuchlicher Nutzung und regelmäßigen, mangelhaften Hygienezuständen zu rechnen“, begründet das Baureferat seine Entscheidung weiter.
Der BA hatte zudem die Herstellung von geeigneten Wasser- und Stromanschlüssen gefordert, um in der neu entstandenen Grünanlage Veranstaltungen wie Stadtteilwochen oder den Weltkindertag ausrichten zu können. Aus Sicht des Baureferates sei die künftige, öffentliche Grünfläche ungeeignet für derartige Veranstaltungen. Demnach würden Stadtteilwochen wesentlich mehr befestigte Flächen benötigen, um Zerstörungen der Grünstruktur zu vermeiden, heißt es. „Wir hatten hier schon eine Stadtteilwoche, die sehr gut ankam“, betonte Heike Kainz in diesem Zusammenhang. Auch die Ausrichtung von Weltkindertagen wäre nach Angaben des Gartenbauamtes wegen der unübersichtlichen Anzahl von Kindern in unmittelbarer Nähe zur Würm ein nicht vertretbares Sicherheitsrisiko. „Wenn es dort so gefährlich ist, warum lässt man es dann als öffentliche Grünfläche“, schimpfte Kainz. Wenn unbedingt nötig, könne man schließlich auch einen Zaun aufstellen. „Wir brauchen dringend eine Naherholungsfläche für die Bürger und die haben wir nicht, wenn wir einen Feuchtraum schaffen“, erklärte auch der CSU-Fraktionssprecher Thomas Bauer. „Die Gemeinden im Münchner Westen machen doch vor, wie es geht.“
Vor zwei Jahren wurde das Allacher Sommerbad gemäß Stadtratsbeschluss zurückgebaut – gegen massive Proteste der Bürger und des BA 23. In einem ersten Bauabschnitt erfolgte der Ausbau zur Grünfläche mit Spiel- und Freizeitangeboten. Im zweiten Bauabschnitt sollen der Grünanlagenausbau abgeschlossen und der Seitenarm der Würm realisiert werden. Die Verlegung des Beachvolleyballfeldes und die Anlage einer Tarzanseilbahn sollen nach Angaben des Gartenbauamtes den Ausbau der Grünfläche abschließen. „Der jetzige Standard ist besser als das, was uns hier vorgeschlagen wird“, betonte Falk Lamkewitz (Grüne). „Da sollte man die Grünfläche lieber so lassen wie sie momentan ist, als diesen Schmarrn umzusetzen.“ Und Josef Wieland (CSU) ergänzte: „Der Vorschlag ist absolut phantasielos.“
Der 2. Bauabschnitt sieht nach den Plänen des Gartenbauamtes die Anlage eines Seitenarmes der Würm vor, so dass dadurch eine Insel im Flusslauf und unterschiedlich geneigte Uferbereiche entstehen. „Der hier geplante Wasserverlauf ist nicht schön und sieht eher aus wie die Vorstufe zu einem Biotop“, kritisierte SPD-Fraktionssprecher Fritz Schneller den Entwurf. Weiterhin soll im 2. Bauabschnitt das sich derzeit noch im Südwesten des Areals befindliche Beachvolleyballfeld nach Südosten verlegt werden, um Platz für den Seitenarm der Würm zu schaffen. Am Rand des Spielfeldes sind Sitzmöglichkeiten für Zuschauer und Fahrradabstellplätze vorgesehen. Die Uferbereiche sollen laut Gartenbauamt mit Röhricht und Stauden naturnah gestaltet werden. „Bei dem Röhricht kommt ja keiner mehr ans Wasser“, klagt Schneller. „Wir wollten dort Ausbuchtungen, so dass die Kinder im Sommer planschen können. So wie es momentan geplant ist, wird es eher ein Eldorado für Mücken.“ Es sei ungeheuerlich, „hier so eine Sumpflandschaft zu planen.“
Im Mittelteil des zweiten Bauabschnittes soll zudem die bestehende Liegewiese um rund 700 Quadratmeter erweitert werden. In Ergänzung des nördlichen Kinderspielplatzes, der noch aus Sicherheitsgründen mit einem einen Meter hohen Zaun umgeben wird, soll nach den Plänen des Gartenbauamtes eine Tarzanseilbahn als zusätzliche Attraktion eingebaut werden. Diese könne jedoch nicht, wie vom Bezirksausschuss gewünscht, über den geplanten Seitenarm der Würm geführt werden, weil die Sicherheitsnormen für Spielplätze dies nicht zulassen würden. „Das ehemalige Allacher Sommerbad wurde hauptsächlich von Familien mit Kindern genutzt“, erklärte Christoph Kubuschok (CSU). „Deshalb wäre es wichtig, eine Spielfläche für Kinder an der Würm zu haben.“
Der BA 23 hat den Entwurf vollständig ablehnt, „weil sämtliche Wünsche, die wir hatten, nicht berücksichtigt wurden“, wie Kainz betont. „Wir sind über den Vorschlag sehr enttäuscht und verärgert.“ Jetzt soll es nochmal die Möglichkeit zur Diskussion geben, denn der BA 23 fordert das Gartenbauamt auf, mit einem neuen Rohentwurf in eine der nächsten Sitzungen zu kommen. Dieser Beschluss wurde im Gremium einstimmig gefasst.