Veröffentlicht am 08.12.2010 15:00

„Immer ein großer Spagat“

„Jeder hat das Recht auf Teilhabe am Arbeitsprozess.“ Die Hilfsvorrichtungen für Druck, Kleben, Zuschnitt und Sortieren werden von den Werkstattleitern für die individuellen Bedürfnisse der Behinderten hergestellt. Im Bild Albert und Werkstattleiter der Papiergruppe Günther Wehrle (v.l.). (Foto: US)
„Jeder hat das Recht auf Teilhabe am Arbeitsprozess.“ Die Hilfsvorrichtungen für Druck, Kleben, Zuschnitt und Sortieren werden von den Werkstattleitern für die individuellen Bedürfnisse der Behinderten hergestellt. Im Bild Albert und Werkstattleiter der Papiergruppe Günther Wehrle (v.l.). (Foto: US)
„Jeder hat das Recht auf Teilhabe am Arbeitsprozess.“ Die Hilfsvorrichtungen für Druck, Kleben, Zuschnitt und Sortieren werden von den Werkstattleitern für die individuellen Bedürfnisse der Behinderten hergestellt. Im Bild Albert und Werkstattleiter der Papiergruppe Günther Wehrle (v.l.). (Foto: US)
„Jeder hat das Recht auf Teilhabe am Arbeitsprozess.“ Die Hilfsvorrichtungen für Druck, Kleben, Zuschnitt und Sortieren werden von den Werkstattleitern für die individuellen Bedürfnisse der Behinderten hergestellt. Im Bild Albert und Werkstattleiter der Papiergruppe Günther Wehrle (v.l.). (Foto: US)
„Jeder hat das Recht auf Teilhabe am Arbeitsprozess.“ Die Hilfsvorrichtungen für Druck, Kleben, Zuschnitt und Sortieren werden von den Werkstattleitern für die individuellen Bedürfnisse der Behinderten hergestellt. Im Bild Albert und Werkstattleiter der Papiergruppe Günther Wehrle (v.l.). (Foto: US)

Welcher Münchner weiß das schon: In der Pasinger Avenariusstraße 13 befindet sich eines der größten Wohn- und Arbeitseinrichtungen für behinderte Erwachsene in ganz Bayern. Hier finden einfach oder mehrfach körperlich und/oder geistig Behinderte nicht nur einen von 130 Wohnheimplätzen oder eine der 83 ambulanten Wohnbetreuungen, dazu Kontakte und viele Möglichkeiten der Freizeitbetätigung unter einem Dach, sondern können in den angeschlossenen Werkstätten einer geregelten Arbeit nachgehen.

„Jeder hat das Recht auf Teilhabe am Arbeitsprozess. Und das ist gleichzeitig unser Ziel“, erklärt dazu Werkstättenleiter Thomas Heidelmann. Ob in der hauseigenen Naturlandgärtnerei an der Grenze zu Gräfelfing, der Metall- , Papier-, Versand- oder Wäschereigruppe oder auch im Berufsbildungsbereich – die Möglichkeiten sind vielseitig und anspruchsvoll. Schließlich werden „echte“ Wirtschaftspartner, wie MAN, die Landeshauptstadt oder Bäckereien beliefert.

Das Recht auf Teilhabe am Arbeitsprozess

Daneben existiert die Schongruppe für alle, die dem Druck im Arbeitsprozess noch nicht oder nicht mehr gewachsen sind. „Vor ein paar Jahren noch hatten wir einen Betreuungsschlüssel von 8,5 zu einem Betreuer pro Arbeitsgruppe. Mittlerweile beträgt der zwölf zu eins“, bedauert Heidelmann. „Es ist also immer ein großer Spagat, allen gerecht zu werden.“

Die Schwierigkeit bestehe in den Werkstätten auch darin, den Behinderten jeweils geeignete Hilfsvorrichtungen zu fertigen, damit ihnen die Arbeit gelingt. „Es ist ein großer Aufwand, alles so vorzubereiten, damit jeder mitmachen kann. Das haben die Arbeitsgruppenleiter auch in ihrer Verantwortung.“

Logistische Schwerstarbeit

Nun drohen weitere Kürzungen. Denn die Finanzförderung des Trägers Katholisches Jugendsozialwerk München e.V. und die des Bezirkes Oberbayern befinden sich derzeit in Umbruch. „Ab März gilt für uns die Abrechnung nach Fachleistungsstunden“, so Verwaltungsleiter Johannes Hauck. „Dann können wir nicht mehr nach aufgewandter Zeit abrechnen.“

Doch gerade die Arbeit mit Behinderten könne nicht zack-zack gehen. „Die Mitarbeiter müssen sich einfach Zeit nehmen und Geduld haben.“ Und die Leiterin des ambulanten Dienstes, Stefanie Kimmel, ergänzt: „Ich möchte, dass alle unsere Pfleglinge fit im MVV sind und sich selbständig im Stadtteil bewegen können. Der Zeitaufwand dafür ist immens.“

Auch im Wohnbereich sind die Kürzungen empfindlich spürbar. „Meist kümmern sich zwei Mitarbeiter um eine Wohngruppe mit zwölf Behinderten“, erklärt Heimleiterin Angelika Stryz-Doncec. „Doch wenn ein Mitarbeiter einen Behinderten ins Krankenhaus begleiten muss, steht der andere alleine da.“ Von Krankheitsfällen im Kollegenkreis ganz zu schweigen. Eine Entspannung der Lage sei nicht in Sicht, „denn der Fachkräftemarkt in München ist eben leider überschaubar klein.“ Dafür ist das Lob der Verwaltungsleitung unüberhörbar laut. Hauck meint anerkennend: „Hier wird jeden Tag logistische Schwerstarbeit geleistet, um den anspruchsvollen Betrieb aufrecht zu halten.“

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