Lärm, Staub und Umleitungen: So sieht es in Allach um die Eversbuschstraße herum aus. Schon seit dem 2. August sind die Erneuerungsarbeiten an einer der wichtigsten Straßen des Stadtviertels in vollem Gange und sorgen für Sperrungen, die nur weiträumig und kompliziert umfahren werden können. Für die meisten Bewohner, ist das zwar ärgerlich, aber kein großes Problem, anders jedoch für die Anwohner und natürlich die ansässigen Geschäfte, die nur noch zu Fuß erreichbar sind. Die Umleitungsbeschilderung fehlt beinahe gänzlich und lässt somit so manchen Autofahrer auf weiter Baustellen-Flur alleine stehen. Wegen eben dieser erheblichen Einschränkungen im Alltag, beschwerten sich schon etliche Leser bei der Redaktion des Werbe-Spiegels und besonders die Ladenbesitzer der Straße wissen sich angesichts schwindender Einnahmen kaum noch zu helfen.
Im südlichen Bereich der Eversbuschstraße hat es die Tankstelle „Süd-Treibstoff“ wohl am härtesten getroffen. Durch die Bauarbeiten ist es für Fahrzeuge fast unmöglich auf den Hof der Anlage zu kommen. Zusätzlich muss im Zuge der Fahrbahnerneuerung die Ein- und Ausfahrten der Tankstelle zugeschüttet werden, was den Kraftstoffkonsum endgültig zum Erliegen bringt. Renate Trippner, Stationsleiterin der Tankstelle muss mit ihrem Team in den nächsten Tagen, bis Anfang September in den Zwangsurlaub gehen, da sie ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen kann: „Unser Umsatz ist gleich Null und wir zahlen sogar noch drauf. Eine Tankstelle macht normalerweise nie Ferien, aber bei den Zuständen geht es nicht anders.“
Nicht weniger schlimm ist die Situation für das anliegende Café Delizia. Geschäftsführer Janis Nikiforidis der erst kürzlich die Neueröffnung feierte, resigniert mittlerweile. „Natürlich regt mich die Situation auf, aber das ändert jetzt auch nichts mehr“. Im Bereich der Eversbuschstraße, der nicht komplett gesperrt ist, findet sich das Fahrrad- und Rollergeschäft „ZDBikes” von Arno Dattenberger. Die Einschränkungen durch die Baumaßnahmen spürt er jedoch ebenfalls. „Ich kann es nicht sicher sagen, ob die Bauarbeiten oder die Ferienzeit schuld sind, aber normalerweise ist im August deutlich mehr los“, betont der Inhaber. Gleichzeitig kann er der Aktion auch nicht ganz unrecht geben: „Letztendlich ist der Monat August noch die beste Lösung. Die Sanierung der Straße war irgendwann fällig – sie war ja doch nur noch ein etwas besserer Feldweg.“ Auch Arno Dattenberger muss, wie viele seiner Nachbarn in der Eversbuschtraße in den Zwangsurlaub gehen und eröffnet wieder am 30. August.
Auch die Sonnenbank „Beauty Solar” leidet sehr unter den Sperrungen: der Großteil der Kabinen ist nicht besetzt, obwohl das Geschäft nun erst um 13 Uhr öffnet, um Personalkosten zu sparen: „Viele unserer Kunden kommen nicht mehr, weil sie aus Dachau oder Karlsfeld kommen und zu große Umwege in Kauf nehmen müssten. Die weichen deshalb auf andere Sonnenstudios aus“, sagt eine Mitarbeiterin und schildert damit ein Problem, wie es viele ansässige Geschäfte kennen.
Das Wirtshaus „Zur Allacher Mühle“ ist hier eine absolute Ausnahmeerscheinung, die gar keine Einbußen wegen der Baustellen hat. Sina Markschläger erklärt sich das so: „Es kommen eben viele Bauarbeiter und natürlich auch die Rentner, die ohnehin zu Fuß unterwegs sind, oder das Auto etwas weiter weg parken. Für uns ist das jetzt wie eine Fußgängerzone. Auch das Hotel ist voll und die Gäste essen alle hier.“
Ein Betrieb bei dem die Einnahmen jedoch auch deutlich sanken ist die Lackiererei in der Eversbuschstraße 208, der die Laufkundschaft fehlt. Werkstattbesitzer Ömer Kirak, räumt zwar ein, dass die Baumaßnahmen nötig waren, zweifelt aber am Konzept: „Man hätte sich ja vielleicht eine andere Lösung überlegen können. Warum denn zum Beispiel nicht eine einspurige Sperrung?“ Könnte man eine Fahrbahn noch benutzen, würden auch mehr Kunden zum Modegeschäft „Secondhands & Trends“ finden, in dem mehrmals am Tag das Telefon klingelt und die Geschäftsführerin Susanne Vollmer gefragt wird, wie man denn jetzt zu ihnen kommen kann. Eine Tatsache, die die Ladenbesitzerin sehr verärgert: „Erstmal möchte ich mich über die Stadt aufregen, dass die Umleitungen so wenig beschildert sind!“ Trotzdem hat der Laden mit der Situation zu leben gelernt und macht aus der Not eine Tugend: Zehn Prozent Bonus gibt es für alle, die mit dem Rad zum Geschäft fahren, eine Aktion, die bei vielen auf Begeisterung stößt. Dennoch sanken die Einnahmen bereits erheblich. Wie viel dabei die Ferienzeit verschuldet und was auf die Rechnung der Umbauten geht, kann nicht in Zahlen festgemacht werden.
Noch bis zum Ende der Sommerferien sollen die Straßenarbeiten anhalten, ob sie mit ihnen enden, bleit jedoch fraglich, betrachtet man die überdimensionale Baustelle, die die Eversbuschstraße momentan wie ein Krisengebiet erscheinen lässt.