„Wer von euch ist glücklich?“ Da schallt es laut und vielstimmig: „Ich!“ Zwei Hannas, eine neun Jahre alt, die andere vier, Jenna (8), Laura (6) und Julius (4) sind sehr gut drauf. Unbekümmert und strahlend erzählen sie, weshalb es ihnen so gut geht: Wann immer es das Wetter zulässt, sind sie in dem großen Garten der Laimer Wohnanlage, in der sie mit ihren Eltern leben, anzutreffen. Dort gibt es Blumen, Büsche und Bäume – sogar alte Obstbäume, die im Spätsommer und im Herbst Früchte tragen – eine Schaukel, eine regenfeste Tischtennisplatte aus Beton, eine Rutsche und einen Sandspielplatz. Ohne Freunde wäre das alles für sie allerdings nur halb so schön. Die ältere Hanna erklärt: „Es ist toll, dass ich hier so viele Freunde habe. Die sind alle meine Nachbarn.“ Als das Thermometer auf über 30 Grad Plus kletterte, machte es den Kindern Riesenspaß, angezogen durch die Strahlen des Rasensprengers zu laufen. Hanna bummelt gern mit den Freundinnen und spielt mit ihrer Maus Tia. Auch Jenna findet, es sei ein unschätzbarer Vorteil, seine Freunde in der Nähe zu haben. Auch das findet sie „toll”: „Die Schule ist ganz nah.“ „Feuerwehrmann“ Julius nimmt seinen Dienst genau. Er klettert mit Vorliebe auf Bäume. „Hier ist es wie im Wald.“ Hanna ist beim Schaukeln glücklich, Laura entdeckt den Spielplatz täglich neu.
Skeptiker könnten jetzt sagen: „Kinder sind mit wenig zufrieden und leicht glücklich zu machen.” Das mag richtig sein. Genauso richtig ist indes, dass Wissenschaftler am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München in einer Studie festgestellt haben, dass die Operetten-Erkenntnis „Zum Glücklichsein gehört nicht viel” stimmt. Sie wird von allen erwachsenen Laimerinnen und Laimern, die der Werbe-Spiegel” auf die Studie angesprochen hat, geteilt. Was nicht bedeutet, dass sie nicht das eine oder andere in und an Laim für verbesserungswürdig halten.
„Persönliches Flair“
Sandra Fikirli, Mutter der einjährigen Chiara und der Söhne Arian (10) und Adriano (6) kann sich keinen besseren Ort als Laim für ihre Familie vorstellen. „Rund um den Jörgplatz gibt es viele nette Leute. Wir haben freundliche Nachbarn und helfen uns gegenseitig aus. Wir fühlen uns hier wohl, weil auch für Kinder viel geboten wird.“ In der Freizeit sei die Familie ganz schnell am Starnberger- oder am Ammersee. Auch der Westpark, der Hirschgarten oder der Nymphenburger Schlosspark seien gut zu erreichen. Das „persönliche Flair“ Laims schätzt Brigitte Fietz, Erste Pfarrerin an der evangelisch-lutherischen Paul-Gerhardt-Kirche. Als jemand, der vom Land komme, fühle sie sich in Laim zu Hause, „weil die Menschen hier nicht anonym sind.“ Fietz: „Hier kennt man sich beim Metzger und beim Bäcker. Und – hier finden Sie noch Grünflächen.“
„In Laim ist viel los“, findet Elfriede Weck. Ihr fallen sofort das Rex-Kino, das Westbad und der Westpark ein. Die 78-jährige strahlt Zufriedenheit aus und das, obwohl sie unter erheblichen gesundheitlichen Beschwerden leidet. Sie lasse sich – mit Hilfe ihrer Familie – nicht unterkriegen. „Die achtet darauf, dass ich nicht zu Hause sitzen bleibe.“ So spiele sie, wann immer es sich einrichten lasse, in einer Runde Gleichgesinnter Karten. An Sylvester, erzählt sie trocken, sage sie zu allen, die ihr ein gutes Neues Jahr wünschen: „Wünscht mir ein gutes, aber kein zu langes Leben.“
Laimer Lebensqualität
Die Arbeit im Garten löst bei vielen Menschen – auch bei denen, die in Laim wohnen – Glücksgefühle aus. Beate Drechsler, Bankkauffrau mit Schrebergarten in Laim, sagt: „Es ist viel Arbeit, ist aber gleichzeitig sehr schön. Ich kann das eigene Obst für die Kinder ernten.“ Gemütlich und freundlich sei es in Laim. Die Gemeinsamkeit und das Helfen untereinander würden noch hoch gehalten. In dem Stadtteil gebe es alles, was der Mensch brauche: Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitangebote und mehrere Möglichkeiten mit dem MVV in die City zu gelangen. Das nennt Beate Drechsler: „Lebensqualität”. Roman Günthner, Rentner und Helmut Rüffer, Hausmeister, haben sich an einem heißen Sommertag vor einer Gaststätte auf ein Bier niedergelassen. Sie lieben die Gemütlichkeit und die Atmosphäre Laims. Da nimmt es nicht Wunder, dass beide kleine Wirtschaften und Biergärten mögen. Roman Günthner weiß zu würdigen, „dass es in Laim sicher ist.“ Helmut Rüffer fühlt sich wohl im Viertel. Er sagt: „Ich wohne gern hier. Ich schätze die Ruhe.“
„Mich kriegt aus Laim keiner weg“, erklärt Holger Fritzsch. Der Betreuungsassistent in einem Wohnheim und Gelegenheits-Stadtführer stammt aus Dortmund. „Dort ist alles hektisch. Hier ist alles langsamer.“ Fritzsch mag das „Griabige“. Er schwärmt vom „Biergartengefühl“: „Ich sitze hier draußen, das ist einfach Klasse. Ich bin sehr zufrieden.“ Dies Gefühl werde durch Nachbarn gesteigert, die bei Problemen sofort zur Stelle seien und durch das angenehme Klima. Bei allem Positiven was Laim zu bieten hat, gibt es aber auch Kritik. Sabine Claaßen, Mutter von Julius und Jakob findet zwar auch den gemeinsam zu nutzenden Garten in ihrer Laimer Wohnanlage einmalig. Der Nachteil: In Laim fand die Familie keinen Kindergartenplatz. Sie musste ins Westend ausweichen. Die junge Frau findet es schade, dass Laim kein Zentrum hat. Als ganz besonders störend erlebt sie die autogerechte, menschenfeindliche „Fürstenrieder Straße mit ihren trennenden Leitplanken”. Sabine Claaßen: „Ich fahre deshalb immer in die Innenstadt.“