Veröffentlicht am 21.07.2010 09:50

Laim

Abbildung 1, um 1967
Abbildung 1, um 1967
Abbildung 1, um 1967
Abbildung 1, um 1967
Abbildung 1, um 1967

Das 1047 urkundlich erstmals erwähnte Dorf Laim wurde am 1.1.1900 nach München eingemeindet und hat sich seither zu einem Stadtviertel mit ca. 50000 Einwohnern entwickelt.

Der Hauptgrund für die Eingemeindung war der Bau des Laimer Güterbahnhofs in den Jahren 1890 – 92, der für die Stadt München eine gute Einnahmequelle darstellte und viel Personal benötigte, das sich zum großen Teil in Laim ansiedelte und den Anstoß zu seiner städtischen Prägung gab. Auf den damals starken Zuzug von Eisenbahnern weist u.a. die sog. Eisenbahner­-­kolonie - Abb. 1 aus dem Jahre 1967 - zwischen Laimer Platz im N, Aindorferstr. im S, Lanzstr. im W und Guido-Schneble-Str. im O hin, ein Genossenschaftsbau aus der Zeit kurz nach 1900, dessen zwei große Innenhöfe bis Ende der 1960er Jahre Schrebergärten der Bewohner enthielten (bei genauem Hinsehen auf der Abbildung zu erkennen), die Anfang der 70er Jahre aufgrund des starken wirtschaftlichen Aufschwungs in Grünflächen umgewandelt wurden, und der zeigt, dass Laim bis heute ein sozialer Mischbezirk ist.

Ende des Jahres 1900 hatte Laim ca. 2.600 Einwohner, vor dem Ersten Weltkrieg ca. 5.700. Zwischen den beiden Weltkriegen wuchs Laim sehr stark, weil ab Mitte der 1920er Jahre mehrere umfangreiche Wohnanlagen entstanden. 1933 wies Laim ca. 10.630 Einwohner auf, 1939 ca. 26.300. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der in Laim mit Ausnahme der Bahnanlagen und Industrieflächen gottlob keinen allzu großen Schaden anrichtete, setzte bald der wirtschaftliche Wiederaufstieg ein. Allein zwischen 1945 und 1956 vermehren sich die Wohngebäude um 641 von 2.512 auf 3.153. Wie schon in den 1920er und 1930er Jahren entstehen ausgedehnte Siedlungen, so z.B. 1951/53 die Wohnanlage der Heimag an der Friedenheimer-, Camerloher-, Justinus-Kerner- und Fachnerstr., die in 47 mehrstöckigen Wohnblöcken 309 Wohnungen Platz bietet oder 1952/54 die Wohnanlage der Heimag an der Willibald-, Hartel-, Junker-, Camerloher- und Senftenauerstr., die 376 Wohneinheiten (in Doppel- oder Reihenhäusern) aufweist. An der SO-Ecke der Kreuzung Agnes-Bernauer-/Fürstenrieder Straße wurden

1955/57 die sog. Agnes-Fürst-Blöcke errichtet - Abb. 2, 1955/56 - die ersten Hochhäuser in Laim. Der auf der Abbildung dem ersten Wohnblock unmittelbar vorgelagerte Bauernhof „Beim Sattler“ , der bald nach der Aufnahme abgerissen worden ist, weist auf die dörfliche Vergangenheit Laims und seinen Strukturwandel hin.

Die Abbildung 3, die den Distelbauernhof (auch Ballaufhof genannt) von Osten her (Standort westlich des ehemaligen Großwirts) zeigt und der erst um 1990 abgerissen wurde, belegt u.a., dass es in Laim nach dem Zweiten Weltkrieg noch viele freie Flächen gab. Vor allem auch entlang der Fürstenrieder Straße waren mehrere Baulücken vorhanden, die hier das Entstehen eines Stadtteilzentrums begünstigten. Die ersten Ansätze des Laimer Stadtteilzentrums reichen in die Zeit um die Währungsreform nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, als an der Fürstenrieder Straße zwischen Agnes-Bernauer- und Gotthardstraße eine Reihe von Behelfsläden eröffnete, die im Laufe der Jahre durch Steinbauten ersetzt und umgestaltet wurden. Die Ausbildung des Laimer Geschäftszentrums gerade an dieser Stelle beruht sowohl auf der Verkehrsgunst (u.a. sehr gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr) als auch der für Laim zentralen Lage. Die Abbildung 4 aus den frühen 1980er Jahren lässt erkennen, dass zu diesem Zeitpunkt die Baulücken weitgehend geschlossen sind.

Im Geschäftszentrum wurde in den 1950er Jahren lagebedingt auch ein großes Kino, der Metropolpalast, erbaut, der beim Kinosterben in den 1960er Jahren in ein Kaufhaus (Kepa) umgestaltet wurde - Abb. 5, 1967. Man kann an der Fassade den ursprünglichen Zweck des Gebäudes noch gut erkennen. Lediglich die Aufschrift Kepa Kaufhaus weist auf den neuen Zweck hin. Es wurde in den 1970er Jahren abgerissen und neu errichtet. Von 1977 bis vor kurzem gehörte dieses Kaufhaus zum Karstadtkonzern. Es wurde wegen mangelnder Rentabilität geschlossen. Der heutige Bau soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Der Fall Karstadt in Laim weist auf ein Problem hin, das nicht nur das Laimer Geschäftszentrum betrifft, sondern auch andere Subzentren Münchens. Durch die mittlerweile sehr gute Anbindung an die City haben es viele Geschäfte mit Waren des nichttäglichen Bedarfs (z.B. Bekleidung) sehr schwer, mit der Innenstadt zu konkurrieren.

Neben dem Fall Karstadt gibt es in Laim auch den Fall ehemaliges Kaufhaus Beck, das in Abbildung 6 in einer Aufnahme kurz nach 1980 zu sehen ist und seit ein paar Jahren renoviert und anderen Zwecken zugeführt werden soll. Die Firma Ludwig Beck am Rathauseck wollte Ende der 1960er Jahre expandieren und hat am Ostrand der Fürstenrieder Straße zwischen Agnes-Bernauer- und Landsberger Straße ein Kaufhaus errichtet, das aber wegen seiner gehobenen Warenpalette von der Laimer Bevölkerung nicht gut angenommen wurde und 1980 wieder schließen musste. Es wurde zwar versucht, das Geschäft mit einem veränderten Konzept fortzuführen, aber auch dies ist bis heute nicht gelungen.

Am Beispiel Fürstenrieder Straße soll die Entwicklung der Laimer Verkehrssituation seit dem Zweiten Weltkrieg aufgezeigt werden. 1948 war diese Straße teilweise noch eine zweispurige

Pappelallee, durch die sich der rasch zunehmende Verkehr sehr bald zwängen musste. Als öffentliches Verkehrsmittel fuhr der sog. O-Bus (Oberleitungsbus) von April 1948 bis 1953 vom Waldfriedhof zunächst bis zur Helmpertstraße, dann bis zum Laimer Bahnhof. Die damalige Umkehrschleife vor dem Gebäude des Werbe-Spiegel-Verlags, der 1950 gegründet wurde und dieses Jahr sein 60-jähriges Jubiläum feiert, dient heute als Parkbucht. 1953 wurde der O-Bus bis zum Ratzinger Platz bzw. Romanplatz verlängert, wobei die Durchfahrt durch die Laimer Unterführung nur durch die technisch raffinierte Konstruktion der Stromabnehmer möglich wurde. Das städtebauliche Konzept der Nachkriegsjahre bis in die 1970er Jahre war die autogerechte Stadt. Dementsprechend wurde in den 1960er Jahren die Fürstenrieder Straße zu einer sechsspurigen Allee mit Grünstreifen und Parkbuchten im Kernbereich ausgebaut. 1959 wurde die Kreuzung Landsberger-, Fürstenrieder Straße neu gestaltet (sog. Laimer Kreisel) und für die Laimer Unterführung überdimensioniert.

Die Abbildung 7 von 1965 zeigt den O-Bus, wie er in die Laimer Unterführung einfährt. Im April 1966 wurde der O-Bus auf Dieselfahrzeuge umgestellt. Einen Einblick in den gewaltigen Umbau der Fürstenrieder Straße gewährt die Abbildung 8 aus dem Jahr 1956. Bei Kanalbauarbeiten aufgenommen, wird das Ausmaß der Verbreiterung der Fürstenrieder Straße deutlich. Hauptproblem der Fürstenrieder Straße ist bis heute, dass sich Durchgangsverkehr und Stadtteilzentrum überlagern und auch die geplante Trambahn-Westtangente das Verkehrsproblem in Laim nicht zufriedenstellend lösen wird.

An der Südwestecke der Kreuzung Fürstenrieder-/Agnes-Bernauer-Straße befindet sich das Laimer Schulhaus, ein Wahrzeichen Laims. In den Jahren 1901 bis 1904 errichtet, sollte dieses von dem bekannten Architekten Hans Grässel geplante Schulhaus in den 1970er Jahren einem riesigen Kaufhaus weichen. Durch den Einsatz des damaligen Rektors der Schule und des Bezirksausschusses wurde der Abbruch Gottseidank verhindert und eine Renovierung vorgenommen. Die Abbildung 9 aus dem Jahr 1980 zeigt dieses für Laim bedeutende Gebäude.

Dass in Laim in den letzten Jahrzehnten immer wieder mehrgeschossige und auch modern anmutende, großstädtische Gebäude errichtet worden sind, veranschaulicht die Abbildung 10 aus dem Jahr 1967 (Wohnanlage an der Droste-Hülshoff-Straße).

Dass in Laim vor allem in den letzten Jahren das Stadtteilbewusstsein deutlich gestiegen ist, dazu hat auch der Werbe-Spiegel-Verlag, der heuer, wie bereits weiter vorne mitgeteilt, sein 60-jähriges Jubiläum feiert und das, was in Laim so alles passiert, aufmerksam verfolgt und begleitet, einen wesentlichen Beitrag geleistet. Der Historische Verein Laim e.V. gratuliert zu diesem Firmen-jubiläum sehr herzlich und wünscht weiterhin vollen Erfolg.

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