Der Werbe-Spiegel und seine Partnerverlage im Verbund der „Münchner Wochenanzeiger“ feiern mit dieser Jubiläumsausgabe ihr 60-jähriges Bestehen und blicken zurück auf ihre eigenen Anfänge, auf die gesellschaftliche und unternehmerische Entwicklung während mehr als einem halben Jahrhundert und auf den Wandel, den die Stadt München in dieser Zeit vollzogen hat.
Wie sehr sich die Zeiten tatsächlich verändert haben, mag eine kleine Anekdote verdeutlichen, die die jetzige Verlegerin des Werbe-Spiegels, Gudrun Dangl, gerne erzählt. Als sie 1956 ihren Führerschein gemacht hat, waren unter den Fahrschülern in ihrem Kurs nur zwei Frauen. Und als dann der große Tag kam, und sie ihre Fahrkünste unter Beweis stellen sollte, meinte der Prüfer zu ihr: „Sie bekommen den Schein. Aber Sie müssen zumindest einmal in den dritten Gang hoch schalten.“ Aus Gudrun Dangl ist trotzdem oder vielleicht gerade deshalb eine spritzige Autofahrerin geworden. „Learning by doing“ war damals das Schlagwort, obwohl man von Anglizismen natürlich noch weit entfernt war.
Selber machen, lernen durch Erfahrung, und immer wieder Neues ausprobieren – so könnte man auch die Anfangsjahre des Werbe-Spiegels beschreiben. Die Geschichte des Verlags wurde durch zwei Familien geprägt: die Familie Ullrich und die Familie Dangl, verbunden durch eine Kinder- und Jugendfreundschaft der beiden Männer Dieter Ullrich und Adi Dangl, die die Jahre und schließlich auch den Tod überdauerte.
Unterschiedlich von Temperament und Herkunft – Dieter Ullrich stammte aus einer gut situierten Familie, Adi Dangl wuchs in sehr einfachen Verhältnissen auf – gab es zwischen den beiden Jungen und später zwischen den „g'standenen“ Männern durchaus manchmal Meinungsverschiedenheiten, doch als wirklich „beste Freunde“ rauften sie sich immer wieder zusammen. Überliefert ist ihr erstes gemeinsames Geschäftsmodell: ein LKW, mit dem die jungen Männer durch München fuhren und Schrott sammelten. Oft erzählten beide selbst am meisten darüber lachend, wie sie sich nach ein paar schon ganz einträglichen Arbeitstagen abends über die richtige „Gewinnverteilung“ stritten. Dieter Ullrich hatte den LKW heimlich von seinem Onkel „organisiert“, Adi Dangl war von Haus zu Haus gegangen und hatte die „Aufträge“ akquiriert. Dieter Ullrich bestand auf dem größeren Anteil, weil er ja schließlich das „Produktionsmittel“ zur Verfügung stellen würde, und das auch noch mit hohem Risiko, weil der Onkel von den Ausflügen seines LKW ja nichts wissen durfte – der Kompagnon, Adi Dangl, verwies darauf, dass das ganze Produktionsmittel nichts nutzt, wenn man keine Aufträge hat. Über diese Gewinnausschüttungsdebatte scheiterte das gemeinsame Geschäftsmodell, das so erfolgreich begonnen hatte. Und die beiden blieben nur privat sehr eng verbunden.
Nach seiner Heirat Anfang der 60er Jahre stieg Dieter Ullrich in den 1950 gegründeten Verlag seines Schwiegervaters, den Werbe-Spiegel, ein und sorgte mit unternehmerischer Weitsicht für ein Erblühen des Unternehmens. Privates Glück fand er in seiner zweiten Ehe, die er zu Beginn der 70er Jahre schloss und aus der zwei Töchter hervorgingen.
Adi Dangl hatte derweil Koch beim Spöckmeier gelernt und begann nun gemeinsam mit seiner jungen Frau Gudrun Dangl eine Großküche aufzubauen. „Eine kreuzbrave Frau“, pflegte er zu sagen, wenn das Gespräch auf seine Gattin kam. „Sie bremst bereits in Haidhausen, wenn am Stachus ein Schutzmann steht.“ Auch wenn Gudrun Dangl ursprünglich mit der Gastronomiebranche nichts zu tun hatte – sie war in der Maikäfersiedlung in Berg-am-Laim aufgewachsen und hatte nach der Mittelschule eine Ausbildung beim Postgiroamt absolviert – so ersetzten doch Fleiß, Ausdauer und der Wille, sich in das Gebiet ihres Mannes einzuarbeiten, die fehlenden Vorkenntnisse. Gemeinsam schaffte es das Ehepaar im Laufe der nächsten Jahre einen erfolgreichen Betrieb auf den Weg zu bringen und drei Kinder – zwei Söhne und eine Tochter – groß zu ziehen.
Auch wenn die Lebenswege der beiden Jugendfreunde durch diese unterschiedlichen Lebensplanungen erst einmal auseinander drifteten, so blieb der private Kontakt erhalten. Dieter Ullrichs Töchter waren oft im Hause der Dangls anzutreffen. Und natürlich gab es geschäftlich ebenfalls immer wieder Berührungspunkte. Unvergessen bleibt eine Geschichte: Die beiden Freunde waren sich eines Abends wieder einmal wegen einer Kleinigkeit in die Haare geraten, und als Adi Dangl am nächsten Tag im Werbe-Spiegel eine Stellungsanzeige für zwei Köche aufgeben wollte, verweigerte Dieter Ullrich, der immer noch sauer war, die Annahme der Anzeige. „Warte nur“, dachte sich daraufhin Freund Adi und ließ eine eigene „Münchner Rundschau“ drucken (mit „gestohlenen“ Anzeigen aus dem Werbe-Spiegel – den Spiegel und Umbruch besorgte seine multitalentierte Frau) – natürlich nur eine Ausgabe und eine klitzekleine Auflage, eigentlich nur dazu vorgesehen, sie bei Dieter Ullrich und seinen Nachbarn in den Briefkasten zu werfen und den Verleger gehörig zu erschrecken. Schließlich war es ja nicht ohne, wenn plötzlich aus dem Nichts ein Konkurrenzanzeiger ins Haus geliefert wurde, der noch dazu jede Menge Anzeigen aus dem eigenen Produkt beinhaltete. Adi Dangl ließ es sich nicht nehmen, unauffällig von einem Auto aus zu beobachten, wie Dieter Ullrich das neue Produkt aus dem Briefkasten nahm. Seinen Erzählungen zufolge rechtfertigten der erschrockene Blick seines Freundes den ganzen Aufwand. Als tüchtiger Geschäftsmann verkaufte er den ominösen Titel bald wieder, mit Gewinn, wie er sich schmunzelnd erinnerte.
Inzwischen war der Werbe-Spiegel aus Pasing, Laim und Aubing nicht mehr wegzudenken. 1976 schrieb der Journalist Donald Ahrens eine „Geschichte des Werbe-Spiegels“, in der er die Durchschlagkraft des Anzeigenblattes lobte. Von 10.000 Exemplaren pro Woche in den 50er Jahren war die Auflage zum Herbstbeginn 1976 auf wöchentlich 75.000 Exemplare gestiegen, die von 61 Austrägern verteilt wurden. Viele dieser Zusteller waren ältere Frauen mit einer nur kleinen Rente, die sich nebenbei etwas dazu verdienten. Allen war gemeinsam: Sie waren mit dem Herzen bei der Sache, immer freundlich und zuverlässig, und sie wurden sowohl von der Verlagsleitung als auch von den Lesern, denen sie pünktlich den Werbe-Spiegel in den Briefkasten steckten, hoch geschätzt.
Der Werbe-Spiegel hatte sich zum größten Anzeigenblatt im Münchner Westen gemausert. Bereits 1973 führte der Erfolg dazu, dass zwei Ausgaben produziert wurden. Eine versorgte den Großraum Pasing, die andere den Großraum Laim. Ahrens schrieb damals: „Der Werbe-Spiegel wurde immer kostenlos verteilt und garantiert diese kostenlose Verteilung für immer. Der Verlag ist Mitglied im Verlegerverband VVDA, der Auflage und Verteilung von neutralen Gutachtern kontrollieren lässt. In den 26 Jahren seines Bestehens haben acht Konkurrenzblätter versucht, den Werbe-Spiegel zu verdrängen. Aber keinem Blatt ist es gelungen; fast alle sind wieder von der Bildfläche verschwunden. Und wenn man sich fragt, woran das liegt, gibt es nur eine Antwort: Der Werbe-Spiegel hat die meisten Kleinanzeigen aller Münchner Blätter; das bedeutet: Er genießt das größte Vertrauen in seinem Verteilungsgebiet. Im Laufe der Jahre haben rund eine halbe Million Menschen durch den Werbe-Spiegel neue Stellen gefunden. Es gibt Firmen, in denen 80 Prozent der Angestellten durch Anzeigen im Werbe-Spiegel vermittelt wurden.“
Und natürlich versuchten viele Leser über den Werbe-Spiegel eine günstige Wohnung zu ergattern. In den Jahren des großen Wohnungsmangels in München, bildeten sich regelmäßig vor Erscheinen des Blattes lange Warteschlangen vor dem Verlagsgebäude in der Fürstenrieder Straße. Bisweilen spielten sich fast dramatische Szenen ab, wenn nicht schnell genug, das am Eck stehende Telefonhäuschen aufgesucht werden konnte, weil da schon jemand drin stand, der ein bisschen fixer an das Blatt gekommen war und nun bereits die in Frage kommenden Vermieter durchtelefonierte.
Eine der großen verlegerischen Herausforderungen für Dieter Ullrich war Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre die Umstellung vom Blei- zum Fotosatz. Vor allem auch Dank des Setzerei-Leiters Manfred Klunk, der viele Jahre lang im ersten Stock der Fürstenrieder Str. 5 dafür sorgte, dass die Zeitungen pünktlich in Druck gehen konnten, wurde diese bahnbrechende Neuerung relativ reibungslos umgesetzt. Redaktionell begann sich der Werbe-Spiegel ebenfalls in diesen Jahren zu entwickeln und damit seine Funktion auszuweiten. Mit Helmar Klier als erstem Chefredakteur bekamen die Leser neben den Anzeigen nun politische, soziale, kulturelle und sportliche Informationen geboten. Unvergessen ist seine Kolumne „Aus meiner Westentasche“, in der er unter dem Pseudonym Kajetan aktuelle Ereignisse kommentierte oder auch mal über seinen eigenen Liebeskummer schrieb.
Die Entwicklung vom reinen Anzeigenblatt zur Stadtteilzeitung, die über Aktuelles und Interessantes vor Ort berichtete, war durchaus bemerkenswert. Innerhalb der Anzeigenblattverlage in München gab es nämlich durchaus einige Verfechter des reinen Inserate-Blattes. Sie hatten große Bedenken, diesen Schritt in Richtung Zeitung zu gehen. So befürchtete der langjährige Verleger der Harlachinger Rundschau, Walter Langendörfer, als 1961 der „Verlegerverband Deutscher Anzeigenblätter“ (VVDA) um Mitglieder warb, dass der für damalige Verhältnisse progressive Verband „eine Gattung von Anzeigenblätter herausbilden möchte, die mit der bewährten Charakteristik der Münchner Anzeigenblätter nicht vergleichbar ist“. Langendörfer schrieb an seine Kollegen einen eindringlichen Brief, in dem er warnte: „…es ist mir auch ganz klar, dass diese Art Zeitungs-Anzeiger – die praktisch wie Zeitungen aufgezogen sind – mit den Tageszeitungen des Bundesgebietes anecken müssen und ständig Reibereien haben werden. …Denn mancher Bürger wird sich sagen, ‘warum soll ich eine Tageszeitung abonnieren, wenn im Anzeiger im Wesentlichen alles darin steht, was ich wissen möchte’.“ Langendörfer befürchtete gerichtliche Auseinandersetzungen mit Tageszeitungen und hatte damit nicht ganz unrecht. Das Thema ging sogar bis vor das höchste deutsche Gericht. 1969 entschied der Bundesgerichtshof schließlich, dass Anzeigenblätter auch redaktionelle Beiträge bringen dürfen.
Der langjährige Verleger der Harlachinger Rundschau äußerte sich auch insgesamt „gegen einen zentralistischen Verleger-Verband auf Bundesebene und warb für einen „Kollegenkreis Münchner Anzeigen-Blätter.“ Dass der VVDA immer stärker wurde, konnte er allerdings nicht verhindern. Dieter Ullrich hatte jedenfalls frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und war mit seinem Werbe-Spiegel-Verlag Mitglied im VVDA geworden. Heute gibt es diesen Verband nicht mehr, der BVDA (Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter) hat dessen Aufgabe übernommen, und der Werbe-Spiegel gehört natürlich zu dessen Mitgliedern.
Ein wenig anders als Langendörfer gedacht hatte, wurde der Kollegenkreis Münchner Anzeigenblätter dann doch noch Wirklichkeit: Schon 1974 wurden erste Vereinbarungen getroffen, und 1984 schlossen sich die damals elf Verlegerfamilien, die die Anzeigenblätter in der bayerischen Landeshauptstadt herausbrachten, zu einem Verbund zusammen und entwickelten sich als Münchner Wochenanzeiger mit weißblauen Logo zu dem führenden Anzeigenblattverbund im Großraum München mit einer wöchentlichen Auflage von über 800.000 Zeitungen.
Erfolgreich und gut aufgestellt startete der Werbe-Spiegel in die 90er Jahre, als ihn am 27. Juli 1991 ein tiefer Einschnitt und eine menschliche Tragödie traf: Verleger Dieter Ullrich kam gemeinsam mit seiner Frau Rosita und seiner jüngeren Tochter Edith bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Der weltoffene und charmante Mann war ein leidenschaftlicher Hobbypilot und hatte selbst am Steuer der kleinmotorigen Maschine gesessen. Zurück blieb seine ältere Tochter Sonja Ullrich und ein Betrieb, der von einem Tag auf den anderen ohne Verleger war.
Unmenschlich schnell wurden Begehrlichkeiten anderer Verlage wach. Der Werbe-Spiegel war in dieser Situation der optimale Kandidat für eine Übernahme. Bluthundartig setzten sich unmittelbar nach der menschlichen Tragödie die beiden sog. seriösen Münchner Tageszeitungen mit der damals 18-jährigen Gymnasiastin in Verbindung, um aus dem Drama schnellstmöglich maximales Kapital zu schlagen.
Genau in dieser Situation und aus diesem Grund entschloss sich Adi Dangl, der sich nach einem erfolgreichen Berufsleben bereits gesundheitsbedingt ins wohlverdiente Privatleben zurückgezogen hatte, das entstandene Vakuum zu füllen, als Geschäftsführer in den Verlag einzutreten und Dieter Ullrichs Tochter Sonja das Unternehmen zu erhalten, zusammen mit Michael Simon, der schon zuvor bei Dieter Ullrich das „Anzeigenblatt-Handwerk“ gelernt hatte. Adi Dangl und Michael Simon – als „der Koch und der Student“ wurden die zwei in der Branche bezeichnet - initiierten 1993 den ersten Dieter-Ullrich-Musikförderpreis, in Gedenken an den verstorbenen Freund und Mentor, der ein großer Musikliebhaber gewesen war. Beide hatten vor dem ersten Preisverleihungsabend so viel Angst, daß sie sich im Verleger-Büro gegenüber saßen, unmittelbar vor dem Event. Folgender Satz von Adi Dangl ist „überliefert“: „Simon, hätten wir uns staad g’halten, könnten wir zwei jetzt schön zum Essen gehen, und hätten nicht alle zwei die Hos’n voll.“ Ziel des Preises war es, junge, aufstrebende Sänger und Musiker zu unterstützen und ihnen durch finanzielle Förderung und mediale Begleitung Türen zu öffnen. Der Dieter-Ullrich-Musikförderpreis wurde zu einer jährlichen Tradition, und unter den Preisträgern befinden sich inzwischen bekannte Namen, wie der Geiger Rudens Turku, der Pianist Christian Elsässer und der Gitarrist Stephan Stiens.
Gemeinsam mit Dangl senior zog auch die junge Generation in das Unternehmen ein. Sohn Werner Dangl, der sich nach einer kaufmännischen Ausbildung auf EDV spezialisiert und ein kleines EDV-Unternehmen etabliert hatte, stieg auf ausdrücklichen Wunsch seines Vaters 1992 mit viel Herzblut und Kraft ins Unternehmen ein, unternahm als allererstes die längst überfällige Umstellung des Verlags vom „Karteikarten-Betrieb hin zu einem modernen EDV-gestützten Betrieb, mit selbst entwickelter Software. Diese Software wurde zwischenzeitlich auch an andere Verlage verkauft – ein Quantensprung für den Werbe-Spiegel. Unter seiner Führung wurde in der Setzerei/Druckvorstufe der Übergang vom Fotosatz ins Apple-Zeitalter vollzogen und moderne Vertriebsprogramme entwickelt. Auch in anderer Hinsicht expandierte das Unternehmen. Mit dem Kauf der Werbeagentur Oppermann wurde erstmalig eine Werbe-Agentur integriert. Sein Vater erlebte dies leider nicht mehr. Adi Dangl starb 1994 völlig überraschend an einem Herzinfarkt.
Nun oblag es seiner Witwe Gudrun Dangl, die Geschicke des Werbe-Spiegel-Verlags als Geschäftsführerin und Verlegerin zu lenken. Unterstützt wurde sie dabei von den „jungen Wilden“. So nannte und nennt sie noch immer gerne das Team (Roland Binder, Werner Dangl, Michael Simon), das gemeinsam mit unterschiedlichen Schwerpunkten arbeitsteilig die Verlagsleitung wahrnimmt. Inzwischen gehen die „jungen Wilden“, die damals Anfang, Mitte 30 waren, allerdings auch schon auf die 50 zu oder haben sie sogar schon überschritten und erste graue Haare oder leichte Geheimratsecken zeugen vom Zahn der Zeit – was allerdings der Wildheit keinen Abbruch tut. Zahlreiche Ideen, die im Laufe der letzten zehn Jahre umgesetzt wurden, zeugen davon. So wurde im Jahre 2000 erfolgreich das SamstagsBlatt auf den Markt gebracht.
Mit dem Turbo Roland Binder war eine neue Turbine im Verlag angekommen, mit der ein höherer Gang eingelegt werden konnte. Auch Projekte mit anderen Verlegern im Verbund der Münchner Wochenanzeiger wurden auf den Weg gebracht, sei es das Ausbildungsmagazin 1-2-job oder das Seniorenmagazin „inform“, die mehrmals im Jahr und ebenfalls kostenlos erscheinen, ein Zustellmagazin (eine Art Mitarbeiterzeitung für die so wichtigen Kollegen auf der Straße, die die sogenannte letzte Meile bis zum Briefkasten bedienen) sowie ein Hausmeister-Magazin, das den Vertrieb im Dialog mit dieser wichtigen Klientel unterstützt.
Letzter Spross dieser gemeinsamen Ansätze ist die Internetfirma Wochenanzeiger München Marketing & Publishing GmbH, die nicht nur eine neue Plattform für die Münchner Wochenanzeiger im World Wide Web geschaffen, sondern auch das Redaktionssystem auf die Zukunft und damit den Anspruch stets auch online präsent zu sein, ausgerichtet hat. Dort agiert schon die nächste Generation, mit dem nötigen Freiraum für Experimente, wie z.B. „mehr-wissen-id“ oder die neuesten APPs (kleine Programme füs iPhone. In dieser Firma wird auch das inzwischen schon bestens etablierte T.A.A.S. entwickelt und vertrieben, ein System mit dem Zusteller sich an- und abmelden können, vor und nach der durchgeführten Verteilung, das einen großen Schritt im Hinblick auf Qualitätssicherung in diesem Verlagsbereich bedeutet.
Werner Dangl jedenfalls, der als Bub immer erklärt hatte, dass er mit 45 Jahren zum Arbeiten aufhören wolle, weiß mit über 50 Jahren inzwischen, dass er wohl nochmal 45 Jahre im Verlag voll machen muss. Schließlich ist der Werbe-Spiegel eine Lebensaufgabe, an der die ganze Familie mitarbeitet. So auch seine Frau Sabine Dangl, die als Informatikerin ihren Mann bestens ergänzt. Auch wenn inzwischen nun seine Lebensplanung doch etwas anders ausschaut, gilt er doch als der ruhende Pol im Triumvirat – so ist folgende kleine Begebenheit im Verlag bekannt, die eine gewisse Signifikanz über die so gute Zusammenarbeit zwischen den dreien beinhaltet:
Auf die Frage von Michael Simon, der von einem Kundentermin zurückkehrend, eine etwas komplexere EDV-Herausforderung mitbrachte, ob man diese bis „zum Montag“ realisieren könne, antwortete Werner Dangl in überzeugender Souveränität: „Du hast es doch längst zugesagt, oder?“
Seine Mutter Gudrun Dangl aber ist und bleibt die Queen-Mum des Verlags. Nie hat sie sich gescheut, Neues zu lernen und mit der Zeit zu gehen. Als das Computerzeitalter im Verlag anbrach, räumte Werner Dangl an einem Freitagnachmittag alle Schreibmaschinen weg, nur die seiner Mutter ließ er aus Respekt stehen. Das kam bei dieser allerdings gar nicht gut an. Als sie am Montag ins Büro kam, monierte sie, dass sie die einzige sei, die keinen Mac bekommen hatte. „Exel und Word lerne ich auch noch“, erklärte sie entschieden.
Und so ist das, was den Werbe-Spiegel-Verlag in all den Jahren seines Bestehens ausgezeichnet hat, immer noch gültig: Nur wer Veränderung akzeptiert und aus neuen Gegebenheiten das Beste macht, nur wer immer wieder bereit ist, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen, kann erfolgreich bestehen. Auch die nächsten 60 Jahre!