Sie ist im „Waldfriedhofviertel“ bestens bekannt und wird von den meisten Bewohnern jede Woche erwartet: Edith Endraß. Seit 44 Jahren ist sie schon als Zustellerin des Sendlinger Anzeigers unterwegs und das noch mit heute 79 Jahren, die ihr aber niemand ansieht.
Die rüstige Oma und Uroma liebt ihren Job beim Sendlinger und hilft nach wie vor gerne aus, wenn ein anderer Austräger kurzfristig ausfällt. Sie ist die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit in Person – wenn’s mal nicht auf den Punkt klappt, dann lag das an der Auslieferung der Zeitungen durch technische Probleme. Manche Leser behaupten, man könne nach ihr die Uhr stellen. Wenn es dann doch mal Verzögerungen gibt, wird sie häufig mit den Worten begrüßt:
„Ja, Gott sei Dank, san’s do!“.
Der Sendlinger ist für Frau Endraß so was wie „Heimat“. Auch das Drängen ihres Mannes, das Zeitung austragen doch bleiben zu lassen, konnte sie nicht bremsen. Um ihn von dem feinen Job zu überzeugen, nahm sie ihn auf eine Tour mit. Was er nicht wusste: Zuvor hatte Edith Endraß die Mitarbeiter, z.B. bei Siemens, instruiert und diese kamen ihr gerne zu Hilfe, um die Zustellung zu beschleunigen. Ein voller Erfolg, ihr Mann war überzeugt.
Ob ihre Kinder, später die Enkel oder heute die Urenkel, alle unterstützten die Mama/Oma und halfen mit. Natürlich bekam auch jeder seinen Anteil und so ersparte sich der eine Sohn schnell einen Motorroller und der andere ließ sein Sparkonto beachtlich anwachsen.
Heute fährt Frau Endraß mit ihrem kleinen Flitzer etappenweise die Tourstrecke ab, steigt aus und eilt im Laufschritt von Briefkasten zu Briefkasten. Bei den Sendlinger Anzeiger-Lesern hat ihr dies den Namen „Jogger-Oma“ eingebracht – und das mit 79 Jahren.
Ihre ausgesprochene Hilfsbereitschaft durften schon einige ältere Leser erfahren: Wenn z. B. ein Umzug ins Altersheim ansteht, dann hilft „Mutter Theresa“ vom Waldfriedhofviertel sowohl beim umziehen, als auch bei einer evtl. Wohnungsauflösung. Und wenn einer ihrer Leser den allerletzten Weg antritt, dann begleitet ihn Frau Endraß auch auf diesem Weg.
„Die Leut san die ganzen Jahre so nett zu mir, do is es selbstverständlich, dass ich auch zu ihrer Beerdigung geh.“
In ihrem Zusteller-Leben hat Edith Endraß schon viele Episoden erlebt, negative aber vor allem viele positive Erlebnisse. Ihre Kontaktfreudigkeit und ihr steter Wille, sich ihre Fitness zu erhalten (jetzt hat sie sich einen Hometrainer angeschafft) treiben sie an, noch lange Zeit für die Leser des Sendlinger Anzeigers im Einsatz zu sein. kdk