Knapp 200 Wohnungen sind es insgesamt, die die GEWOFAG unter dem Überbegriff Gern 64 auf dem Hl. Geist Areal und an der Hanebergstraße baut. Schon jetzt geben sie dem Gelände rund um den Dom-Pedro-Platz ein völlig neues Gesicht. Die drei Neubauten „Individualraum” an der Hanebergstraße sind bereits fertiggestellt, für die Projekte „Freiraum” und Lebensraum” wurde in der vergangenen Woche Richtfest gefeiert. Während „Freiraum” für modernes Wohnen in denkmalgeschütztem Ambiente steht, sprich die zwei Flügel des 1907 von Hans Grässel erbauten Heiliggeistspitals von den Architekten Franke, Rössel, Rieger behutsam zu außergewöhnlichem, hochwertigem Wohnraum umgestaltet wurden, birgt der daran anschließende U-förmige Baukörper „Lebensraum”, für den die Münchner wgp Architekten verantwortlich zeichnen, die verschiedensten individuellen Grundrisse.
In diesem Neubau, der durch zweigeschossige Dachaufsätze an der Nord- und Südseite (Hanebergstraße und Braganzastraße) sein charakteristisches Aussehen erhält, sind neben exklusiven Penthauswohnungen mit umwerfender Aussicht und direktem Zugang vom Lift auch Wohneinheiten im München Modell und Wohnungen für das Seniorenprojekt „Wohnen im Viertel” im Entstehen. Außerdem werden hier auch ein Kinderhort und eine Kinderkrippe Platz finden.”Die Mischung ist ziemlich einmalig”, konstatierte Architekt Sepp Wanie, dessen Büro nochmals alles umplanen musste, nachdem die bayerische Bauordnung geändert worden war. „Es gibt fast kein besseres Beispiel für gemischte Wohnformen.”
„Auch für die GEWOFAG ist dies ein besonderes Projekt”, erklärte Geschäftsführerin Gordona Sommer, die die Gäste des Richtfestes begrüßte und auf zwei Architekturpreise hinwies, die „Individualraum” und „Lebensraum” bereits erhalten haben. Gekommen waren neben Oberbürgermeister Christian Ude, Stadtrat Reinhold Babor und Vertretern des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg auch viele neue Eigentümer. Fast alle Wohnungen sind bereits verkauft. Lediglich im Bereich „Freiraum” sind noch sieben Wohneinheiten zu haben, darunter eine 400 Quadratmeter umfassende Residenz mit Weinkeller an der Braganzastraße, deren 200 Quadratmeter großer Wohnraum mit sechs Metern Deckenhöhe aus dem Küchentrakt des Heiliggeistspital entstanden ist. Einen Spitznamen hat dieses Wohnzimmer der Superlative inzwischen auch schon: Rittersaal.
Eigentlich sei das Richtfest ein Fest für alle am Bau Beteiligten, meinte Christian Ude, der auch in seiner Funktion als Aufsichtsratvorsitzender der GEWOFAG erschienen war. Bei einem Projekt wie diesem müsse man aber auch über Inhalte sprechen. Im Vorfeld habe es „nicht nur eitel Sonnenschein” gegeben, obwohl das Vorhaben durch einen einmütigen Stadtratsbeschluss abgesegnet worden sei. Der OB sprach von Anfeindungen und Giftpfeilen und verteidigte das Konzept von Gern 64. Auch eine städtische Wohnungsbaugesellschaft müsse Geld verdienen, konstatierte Ude. Nur so könnten dann wieder geförderte Projekte umgesetzt werden. Er verstehe daher die Ideologie nicht, dass die GEWOFAG nicht auch Wohnungen für besser Verdienende bauen darf.
„Wir wollen keine Ghettos für Arme oder Reiche”, betonte er. In anderen Städten habe dies zur Entgleisung ganzer Stadtteile geführt. In München habe man es überall geschafft, dass unterschiedliche Einkommensgruppen zum Zuge kommen. Stets würden Eigentum, München Modell und geförderte Wohnungen in den einzelnen Neubaugebieten nebeneinader verwirklicht. Allerdings seien es meist junge Familien, die in die Neubaugebiete ziehen. Dadurch sei die Alterstruktur ziemlich einheitlich. Bei Gern 64 sei man deshalb noch einen Schritt weiter gegangen. „Hier ist alles vorgesehen.” Neben verschiedenen Einkommen und Lebensentwürfen seien auch die verschiedensten Lebensalter berücksichtigt. „Das wird eine soziale Mischung geben, die Modellcharakter hat.”