Die Fürstenrieder Straße, so wie sie heute aussieht, ist Vergangenheit. Die Zukunft ist eine Flaniermeile mit Straßenbahn und Cafés zu beiden Seiten der Fahrbahn. So jedenfalls sehen es Laimer, die eine „Tram-Westtangente” gut finden. Am Abend des vorigen Donnerstag informierten die Stadtwerke München (SWM) in der Grundschule an der Fürstenrieder Straße ausführlich über die gedachte neue Strecke durch Laims verkehrstechnische Hauptschlagader. Viele Laimerinnen und Laimer wollten Näheres über das Projekt wissen und Fragen dazu stellen. Die SWM-Experten baten sie, im Gegenzug schriftlich festzuhalten, was sie von ihren Plänen halten und die Zettel an Schautafeln zu pinnen.
Dabei kam heraus: Zustimmend äußerten sich in erster Linie ältere Bewohner des Viertels. Straßenbahnen seien, anders als Busse, barrierefrei. Überdies seien sie komfortabler als die riesigen Autos. In denen fühlten sie sich unsicher, weil sie „so wackelig und ruckelig fahren”. Das sollten Jüngere bedenken, denn: „Wir werden alle älter!“ Andere meinen, durch die Westtangente werde „der Autoverkehr ausgebremst und etwas für Fußgänger und Radfahrer getan”. Die Hauptverkehrsstraße gefahrlos ebenerdig überqueren zu können, wünschen sich die einen. Die anderen wollen einen flüssigen Verkehrsstrom. Einen, der nicht durch zu viele Ampeln, durch die sich Staus bilden, behindert wird. Eine andere Fraktion wiederum will die Busse einfach behalten. Eine weitere Gruppe drängt darauf, die Busse trotz Tram weiterfahren zu lassen. Eindeutig knapp diese Aussage: „Planung und Umsetzung Westtangente – richtig!“ So widersprüchlich die Wünsche auch waren, in einem Punkt sind sich alle einig: „Die Fußgängerunterführung am ehemaligen „Hertie“ muss erhalten bleiben.“
Anregungen und Wünsche
Gunnar Heipp und Brigitte Golling, Projektleiter der SWM baten die Bürger, ebenso wie Gerd Reiß vom städtischen Planungsreferat, ihnen Anregungen mit auf den Weg zu geben. Die sollen in die Vorplanung mit eingearbeitet werden. Wenn die vorliege und die Kosten feststünden, entscheide der Stadtrat Ende 2011, Anfang 2012, ob in einigen Jahren eine Straßenbahn durch die Fürstenrieder Straße rauschen werde. Heipp: „Entschieden ist noch nichts! Frühester Baubeginn wäre im Jahr 2014.“ Die Argumente für die Tram liegen für die SWM-Mitarbeiter auf der Hand: „Die Tram ist wirtschaftlicher als der Bus. Es gibt weniger Lärm und Abgase und sie transportiert mehr Personen auf der gleichen Strecke.“ Ein Laimer fragte kritisch: „Woher nehmen wir das Geld, um uns solchen Luxus zu leisten? Wie sollen wir das stemmen? Kein Geld aber Rosinen im Kopf, das passt nicht zusammen.“ Ob die Landeshauptstadt sich das leisten könne, werde der Stadtrat entscheiden, so Heipp.
Lösungen für Lieferverkehr
Einige Laimer befürchten, die Fürstenrieder Straße könne durch den Reiseverkehr im Sommer zur Staufalle werden, weil wegen der Tram zwei Fahrspuren wegfielen. Das räumte Heipp aus: „Die heutige Busspur fällt zugunsten der Tram weg. Dadurch wird es keine Spur weniger geben.“ Für Autofahrer ergäben sich keine Nachteile. Heipp versprach, die SWM würden sich auch darum kümmern, dass der Lieferverkehr für die Geschäfte an der Fürstenrieder Straße problemlos und ohne Staus abgewickelt werden könne: „Wir werden mit den Einzelhändlern sprechen und Kontakt mit der Industrie- und Handelskammer aufnehmen.“ Die Belange aller Anlieger würden bis ins Detail berücksichtigt. Eine Laimerin meint, dass, wenn die Buslinien 151 und 168 wegfallen, Laim veröden werde. Die Quartiere jenseits der Fürstenrieder Straße würden so vom öffentlichen Personennahverkehr abgeschnitten. Heipp erwiderte. „Das gesamte Busnetz wird kurzfristig geplant werden. Es wird jedoch sichergestellt, dass die Linien auch das Zentrum Laims erreichen.”
„Nur 28.000 Fahrzeuge“
Die Versammlung wollte nicht glauben, dass im Jahr 2009 bei einer Verkehrszählung im Laimer Bereich der Fürstenrieder Straße „nur 28.000 Fahrzeuge“ am Tag gezählt worden sind. Im südlich der Lindauer Autobahn gelegenen Abschnitt, so Gerd Reiß, seien allerdings 46.000 Fahrzeuge ermittelt worden. Reiß: „Wir haben jeweils vier Stunden morgens und abends gezählt und dann auf 24 Stunden hochgerechnet.“ Er denkt, mit der Fertigstellung des Mittleren Rings Südwest bis 2015 werde auch Laim vom Verkehr entlastet.
Beim Bau der zweiten S-Bahn-Strecke solle der Laimer Bahnhof komplett umgebaut werden, betonte Heipp. Die Tram werde dann vom Romanplatz durch einen neuen Tunnel geleitet werden, der neben dem heutigen Straßentunnel entstehen soll. Diese „Umweltverbundröhre“ werde neben Tram und Bus auch Fußgänger und Radfahrer aufnehmen. Zur Dauer der Arbeiten an der Strecke erklärte Heipp: „Die Bauphase vor dem einzelnen Haus dauert etwa ein Jahr.“ Die gesamte Bauzeit müsse mit drei Jahren veranschlagt werden.