Veröffentlicht am 13.04.2010 16:20

Duett mit zwei Pistolen

Die Pistolen für das Duell im Morgengrauen liegen schon bereit: v.l. Wera Schröder als Oma, Ernst Ruhmanseder als Charlie und Ernst Pritschet als Nepomuk Kastlmeier. (Foto: bb)
Die Pistolen für das Duell im Morgengrauen liegen schon bereit: v.l. Wera Schröder als Oma, Ernst Ruhmanseder als Charlie und Ernst Pritschet als Nepomuk Kastlmeier. (Foto: bb)
Die Pistolen für das Duell im Morgengrauen liegen schon bereit: v.l. Wera Schröder als Oma, Ernst Ruhmanseder als Charlie und Ernst Pritschet als Nepomuk Kastlmeier. (Foto: bb)
Die Pistolen für das Duell im Morgengrauen liegen schon bereit: v.l. Wera Schröder als Oma, Ernst Ruhmanseder als Charlie und Ernst Pritschet als Nepomuk Kastlmeier. (Foto: bb)
Die Pistolen für das Duell im Morgengrauen liegen schon bereit: v.l. Wera Schröder als Oma, Ernst Ruhmanseder als Charlie und Ernst Pritschet als Nepomuk Kastlmeier. (Foto: bb)

Eine Burleske bavareske hat Reinhard Seibold sein Stück „A gmahde Wiesn” genannt, und seine Komödie zeichnet sich tatsächlich durch zwei Merkmale aus, die einer Burleske eigen sind: groteske Komik und deftige Sprache. Die Lochhamer Laien-Bauern-Bühne hat diese Stilmittel in ihrer aktuellen Frühjahrsinszenierung hervorragend herausgearbeitet und bietet dem Publikum so einen vergnüglichen Abend, der mit allerlei verrückten Überraschungen aufwartet.

Das beginnt schon bei den Kastlmeiers, die alles andere als eine normale Familie sind. Die Oma, gespielt von Wera Schröder, ist nur dann schwerhörig, wenn es ihr gerade in den Kram passt und weiß ansonsten ganz genau, wie der Hase läuft. Mutter Anna (Brigitte Zirk) denkt vor allem ans Geld ausgeben und an das Wohlergehen ihrer ältesten Tochter Gloria, die sie so gehörig verzogen hat, dass diese jegliche Arbeit ablehnt und nur noch möglichst reich heiraten will. Wen ist ihr dabei ganz egal, aber es soll möglichst noch vor ihrem 29. Geburtstag sein. Sonja Scheibner balanciert gekonnt zwischen dem Selbstmitleid über eine geplatzte Hochzeit, dem trotzigen Wunsch, sich gerade jetzt einen Ehemann zu angeln und der kalten Gleichgültigkeit, die sie den neuen Bewerbern entgegen bringt. Ganz anders ihre Schwester Jasmin (Kerstin Mundl), die mit frechen Sprüchen Leben in die Bude bringt und sich wenig um Konventionen schert.

Steine in der Wiesn

Das urwüchsige Familienoberhaupt Nepomuk Kastlmeier (Ernst Pritschet) als begüterter Toilettenhäuslverleiher passt wie die Faust aufs Auge zu der bunten Weiberschar. Und weil Kastlmeier für sein Leben gern wettet, ist er der Auslöser für die turbulente Handlung, in deren Verlauf sich sein treuer Freund und Kumpan Charlie Brummer in den angeblichen Immobilienhändler und Hochzeiter Karl Summer verwandeln muss. „A gmahde Wiesn”, wie ihm Kastlmeier großspurig verspricht, wird das Werben um die Braut allerdings nicht, denn in der Wiesn sind ein paar recht große Steine versteckt. Einer davon ist der Graf von Tanelle (Christian Köhler), ein weiterer Verehrer von Gloria, der auch vor einem „Duett mit zwei Pistolen” nicht Halt macht.

Ernst Ruhmanseder, angetan mit Perücke und Schnurrbart, ist wirklich kaum mehr zu erkennen, wenn er als Karl Summer auf die Bühne tritt. Und den Rat seines Freundes Nepomuk doch vornehm einige Fremdwörter einfließen zu lassen, beherzigt er, indem er „Großherzigkeit transpiriert” und ein ganzes Feuerwerk verquerer Formulierungen vom Stapel lässt. Seine herrlich gespielte Tolpatschigkeit verträgt sich bestens mit der übertriebenen Vornehmheit, mit der sich der Graf von Tanelle präsentiert.

Fazit: Das Publikum darf sich über zwei unbeschwerte Stunden im sicheren Zuschauerraum freuen, während es droben auf der Bühne knallt.

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