Die „Laimer Strolche“ sind Glückskinder. Ihr „Kindergarten” ist neuerdings „viel größer”, bunter und schöner als zuvor. Jetzt hat der Nachwuchs „ganz viel Platz zum Spielen”, zum Essen, zum Schlafen oder um sich zurückzuziehen. Es gehörte eine gute Portion Glück dazu, aus einem einzigen 67 Quadratmeter großen Raum, eine kuschelige Bleibe mit mehreren Zimmern, verteilt auf 168 Quadratmetern, werden zu lassen. Das kam so: Direkt neben dem Großraum für kleine „Strolche“ im Erdgeschoss eines Hauses in Laims Heinrich-Heine-Straße stand eine Nachbarwohnung „ewig lange” leer. Irgendwann kam jemand auf die Idee, bei der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern, sie ist Besitzerin des Gebäudes, anzufragen, ob und falls ja, zu welchen Bedingungen ein Durchbruch möglich sei. Es war möglich und das, wie es aussieht, sogar zu annehmbaren Konditionen. Die Kirchenleitung ist der Elterninitiative – einem eingetragenen Verein, der den Kindergarten trägt, – offenbar wohlgesonnen. Also wurden trennende Mauern eingerissen. Es entstand ein kleines Paradies, mit großen „Rückzugsgebieten“. Die Kinder freuen sich über den grün gestalteten Ess- und Spielraum, finden den gelb gehaltenen Sanitärbereich „toll” und das in Violett gestrichene Ruhe- und Kreativzimmer „chic”.
Eltern, Erzieher und Gäste feierten am vergangenen Mittwoch die Eröffnung des „neuen” Kindergartens mit einem großen Fest. Unter den Gästen waren viele Eltern von Kindern, die dem Kindergartenalter mittlerweile entwachsen sind. Und ein Kindergartenkind von einst: der 22-jährige Andreas Pflugmacher. Alle beglückwünschten die Elterninitiative zum neuen Domizil. Auch Claus Meier, Finanzchef der bayerischen Landeskirche, hatte es sich nicht nehmen lassen, als „Vermieter“ vorbeizuschauen und zu gratulieren. Als Geschenk überreichte er Erzieherin Lisbeth Haas ein Hüpfpferd für die Kinder. Meier erklärte, er sei froh darüber, dass die Kirche die Initiative zum Mieter habe und dass sie ihr mit einem moderaten Mietpreis habe entgegenkommen können: „Uns liegt die Zukunft der Kinder am Herzen.” Eine Menge Gönner und Helfer haben Anteil daran, dass sich die „Strolche“ jetzt fühlen, als seien sie im Paradies: das städtische Sozialreferat , der Bezirksausschuss Laim sowie andere Sponsoren und Helfer. Einen Großteil der notwenigen Arbeiten, wie das Streichen der Wände oder das Anbringen selbst entworfener Lampen, hatten die Eltern übernommen.
Lisbeth Haas und Tina Stacheter, Erzieherinnen sowie Nicole Feurer und Sonja Leicht, Kinderpflegerinnen, betreuen 20 „Laimer Strolche” im Alter von einem Jahr bis sechs Jahren. Gewählte Eltern organisieren und leiten den Kindergarten ehrenamtlich. Sie legen beim pädagogische Konzept Wert auf Psychomotorik, Sport, Rhythmik, Naturerfahrung und Schulvorbereitung. „Wir können uns nicht mehr vorstellen, wie es vorher funktioniert hat“, sagt Tina Stacheter beim Rundgang durch die neuen weitläufigen Räume. Vorher habe sie sich in der Küche kaum umdrehen können, die Kindergarderobe sei viel zu klein gewesen. Lisbeth Haas denkt mit Schrecken an die beengte Zeit. „Wir hatten nur eine Toilette für alle Kinder und die kleineren hatten überhaupt keine Rückzugsmöglichkeiten.“ Es sei schwierig gewesen, auf kleinstem Raum so vielen unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden: „Wir mussten sehr viel Rücksicht aufeinander nehmen.“ Zwar habe der Umbau mit dem Lärm und dem Staub alle „schon belastet”, aber „wir haben doch gewusst, dass es nachher schön werden würde”.
Die Geschichte der „Strolche“ beginnt im Jahr 1987. Die Gruppe ist eine der ältesten Eltern-Kind-Initiativen Laims. Fünf Elternpaare gründeten sie für ihre Kinder unter Leitung der Erzieherin Lisbeth Haas. Schon vor 23 Jahren gab es in Laim einen großen Mangel an Krippenplätzen. Noch heute sei der Stadtteil extrem unterversorgt, wenn es um Möglichkeiten geht, Kinder im Alter von ein bis drei Jahren zu betreuen, weiß Martha Mertens, SPD-Fraktionsvorsitzende im Bezirksausschuss Laim (BA 25). Deren Tochter Clara, damals zweieinhalb Jahr alt, gehörte zu den „Strolchen“, mit denen alles anfing. Mertens: „Ich wollte wieder arbeiten und brauchte deswegen eine Bleibe für das Kind.“ Fast ein Jahr lang sei die Spielgruppe bei ihr im Hobbykeller betreut worden. Seit 1994 gibt es den Kindergarten in der Heinrich-Heine-Straße 5. Am Freitag, 19. März, 14.30 bis 17.30 Uhr, lädt die Elterninitiative „Laimer Strolche“ e.V. zu einem Informationsnachmittag ein. Dann können sich Eltern über diesen Kindergarten informieren und ihre Kinder anmelden. Vom September 2010 an sucht die Initiative eine Praktikantin im Sozialpädagogischen Jahr.