Schanigärten, Straßenbemalung, vielleicht eine Lichtinstallation am Bayerischen Hof, Pop-up-Stores, Freischankflächen und ein „Sommer voller Events“: Der Starnberger Bahnhofsplatz soll sich von Mai bis Oktober verwandeln. Von einer grauen Asphaltwüste in eine verkehrsberuhigte Promenade mit Charme und mehr Aufenthaltsqualität. Dazu brachten die Bürger in einer Online-Veranstaltung viele Ideen mit ein.
„See and the City“ so der unkonventionelle Name des Projekts, in Anlehnung an die amerikanische Fernsehserie „Sex and the City“. „Es soll ein ganz anderes räumliches Gefühl entstehen“, erklärte Projektleiterin Sylvie Pfeifer. „Wir wollen praktisch erproben, was funktioniert und was nicht.“ Hintergrund ist eine von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie mit dem Ziel, den unwirtlichen und verkehrsreichen Bahnhofsplatz grüner und atmosphärischer zu gestalten. Die Vorschläge der Planer sollen zunächst für vier Monate im Praxistest bestehen, bevor sie endgültig umgesetzt werden. Dazu lässt die Stadt mit farblichen Markierungen die Fläche rund um den Bahnhof neu aufteilen, die Straße verschmälern, die Gehwege verbreitern und mit Pflanzkübeln für eine eine attraktive Begrünung sorgen. Fußgänger und Radler bekommen mehr Raum.
Und es ist die Kreativität der Bürger gefragt. „Wir möchten Ihre Ideen aufnehmen“, ermunterte Projektleiterin Sarah Buckel die rund 40 zugeschalteten Teilnehmer. Die ließen sich nicht lange bitten. So plant der Kunstkurs der Abiturklasse vom Starnberger Gymnasium eine bunte Straßenbemalung rund ums Thema Natur und Wassersport. Ganze Fischschwärme könnten mit Hilfe von bis zu sechs Meter großen Sprühschablonen auf dem Asphalt entstehen. Eine weitere Idee: Den Platz mit aufgehängten Fischernetzen mit eingeflochtenen Silberstreifen für mehr Dreidimensionalität zu bespielen. „Jedes spanische Dorf spannt im Sommer Fähnchen und wird sofort wahrgenommen“, meinte Nicolai Baehr. Was den Starnbergern ebenfalls gut gefallen würde: Farbige Fassadenprojektionen und Lichtinstallationen, beispielsweise am Bayerischen Hof. Das kommt auch bei der Stadt gut an. „Sehr, sehr gern, das haben wir auch schon diskutiert“, meinte Sarah Buckel dazu.
Ein weiteres Stiefkind des öffentlichen Raums, nämlich die triste Bahnhofsunterführung war den Bürgern ebenfalls wichtig. Eine künstlerische Gestaltung hängt allerdings von der Erlaubnis der Bahn ab. Ebenfalls kein Aushängeschild sind die leerstehenden Läden am Bahnhof. Hier wären sich Pop-up-Stores und Ausschankstätten als Zwischenlösung vorstellbar, vorausgesetzt, die Eigentümer stimmen zu.
Die Gastronomie soll eine große Rolle spielen. Die Stadt will den lokalen Wirten die Gelegenheit geben, sogenannte Schanigärten aufzubauen. Die provisorischen Freischankflächen, eigentlich als Notlösung während Corona gedacht, waren in München ein Riesenerfolg. Auch der Ruf nach einer Beach Bar mit aufgeschüttetem Sand wurde laut. Auf breite Resonanz stieß ferner die Idee, als Ersatz für das geschlossene Cafe Prinzregent und wegfallende Parkplätze das Rondell vorm „Bayerischen Hof“ mit einer Freiluftbewirtung aufzuwerten. „Schön wäre es, wenn man sich dort mit Kaffee und Kuchen hinsetzen könnte“, meinte Angelika Wahmke.
Die Stadt hofft auch, dass sich die Einzelhändler und Wirte mit Ideen einbringen. Dafür soll es Einzelgespräche geben, sagte Buckel. Auch die Ideenbörse läuft noch weiter, dafür einfach eine Mail an die Adresse see-and-the-city@starnberg.de senden.
Der Startschuss ist mit einem Eröffnungsfest für den 14. Mai geplant. Bis zum Ende der temporären Umgestaltung am 3. Oktober plant die Stadt außerdem ein vielfältiges Kulturprogramm. Ganz ausgesperrt wird der Verkehr in dem Zeitraum nicht: Die Taxis dürfen bleiben, die Busse weiterhin fahren, mit Einschränkung auch die Autos – allerdings wohl nur mit Tempo 20.